04.04.2015

DR. MOREAUS HAUS DES SCHMERZES (2004)

Billigfilmer Charles Band hat im Laufe der Jahre ein herrliches Sammelsurium schräger Horrorfilme gedreht und produziert, hatte hin und wieder manch nette eigene Idee, hin und wieder hat er sich aber auch dreist bei berühmten Vorbildern bedient, um im Schatten deren Erfolges mitschwimmen zu können. So hat er in Anlehnung an die „Die Dämonischen“-Verfilmungen „Dark Forest - Aliens des Grauens“ verzapft, oder im hier vorliegenden Fall die mehrfach verfilmte Geschichte „Die Insel des Dr. Moreau“ geplündert, in welcher er vom Titel her diesmal keinen Hehl um seine dreiste Kopie macht, dem schlechten Gewissen wegen getarnt als augenzwinkernde inoffizielle Fortsetzung der berühmten Geschichte um einen Wissenschaftler der Tiermenschen erschuf.

Filme von Charles Band dürfen nie viel Geld kosten, deswegen darf es niemanden verwundern, dass es der Tiermenschen recht wenige gibt, nicht einmal eine handvoll, aber man kann Band zumindest zugute halten, dass die vorhandenen durchaus optisch ihren Charme besitzen, ganz besonders der erst spät auftauchende, geradezu tragische weibliche Mutant, der durch die Experimente in einen unselbstständigen, krankhaften Zustand versetzt wurde, und ähnlich wie in „Augen ohne Gesicht“ auch nicht gutheißt was für seine Gesundung im Haus getrieben wird.

Die Freak-artigen Psychopathen in einem Haus der bizarren Vorfälle verweisen zudem noch auf Hoopers Kult-Klassiker „Blutgericht in Texas“, von dem sich nun einmal kostengünstiger klauen lässt als von der Geschichte des Moreaus. Deshalb erinnern die Charaktere im Haus des Schmerzes auch mehr an „Kettensägenmassaker“ als an den im Titel verwiesenen Klassiker, aber im Grunde ist das ohnehin egal, ergibt dieser Mix aus zig inspirierenden Quellen am Ende doch ohnehin einen typischen Charles Band-Film, billig heruntergeschludert, aufgrund seiner augenzwinkernden, handgemachten Umsetzung und bizarrer Zutaten aber trotzdem nicht ohne Charme.

Die gute Nachricht: der erst 2004 produzierte „Dr. Moreaus Haus des Schmerzes“ schaut sich stilistisch wie die 90er Jahre-Werke des Billigfilmers zu Zeiten von „The Brain“, „In Vitro“ und Co. Die schlechte Nachricht: genau wie diese nicht unsympathisch ausgefallenen Streifen nagt auch „Dr. Moreau‘s House of Pain“ (Originaltitel) teilweise an den Nerven des Zuschauers. Trotz kurzer Laufzeit fühlt sich der Streifen arg gestreckt an. Endloses Gelaber und Hinhalten soll den ohnehin schon billig gedrehten Film noch ein wenig kostengünstiger werden lassen.

Wenn hier mal die Post abgeht, dann richtig und wie erwähnt handgemacht. Zahm ist „Violent Slaughter“ (Alternativtitel) keineswegs ausgefallen. Und die recht liebevoll umgesetzten Kreaturen sind auch nicht gerade selten zu sehen. Aber an denen hat man sich aufgrund der wenigen Figuren schnell sattgesehen, und ausgerechnet die zumindest in der deutschen Synchronfassung nervigste Kreatur, ein Schweinemensch, wird zudem noch in den Vordergrund gerückt und darf etwas zu penetrant seine Sprüche klopfen - die Baby-Puppe aus Bands „Demonic Toys“ lässt grüßen.

Somit ist „Dr. Moreaus Haus des Schmerzes“ eine halbgare Angelegenheit. Schlecht sieht anders aus, zumindest für Filmfreunde die sich gerne mal ein Band-Werk antun. Aber letztendlich schaut sich der Streifen einfach zu langatmig, gerade im Mittelteil. Und da er eine überraschungsarme Geschichte serviert ist es eben eine Frage der Geduld ob man sich den Komplettfilm antun muss im Wissen das Ende auch ohne Sichtung bereits zu kennen, oder ob man tapfer dran bleibt. Das Finale ist zumindest nett inszeniert, wenn auch ohne optischen Mehrwert versehen. Was es an Gore und Freaks zu sehen gibt, gab es im Prinzip schon die ganze Zeit über zu sehen. Einen wirklichen Zusatzreiz hat das Finale nicht zu bieten.

Somit wird „Dr. Moreaus Haus des Schmerzes“ nicht zur Pflichtsichtung für Fans der Filme von Charles Band. Spaß macht er aber allein schon aufgrund seiner unfreiwilligen Komik. Die ohnehin schon idiotische Geschichte wird ganz besonders idiotisch präsentiert, und da helfen die völlig untalentierten Schauspieler in Sachen Glaubwürdigkeit auch nicht viel weiter. Was man ihnen aber zugute halten muss ist ihre motivierte Art. Die Darsteller waren wahrlich mit Spaß an der Sache dabei und bemühen sich ihren Part möglichst glaubwürdig auszufüllen. Daran scheitern sie zwar, aber das gibt dem fertigen Streifen noch einen zusätzlichen Sympathie-Bonus, den freilich nur Freunde von Trash/Camp/Pulp als solchen anerkennen.  OFDb

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