Wenn es nach dem „Scream"- und „Scream 2“- Autor Kevin Williamson gegangen wäre hätte die drei Jahre nach Teil 2 fertiggestellte zweite Fortsetzung des Slashers von Wes Craven erneut an der Universität gespielt. Williamson blieb aufgrund eines anderen Projektes jedoch nur noch als einer der Produzenten mit an Bord, und der neue Drehbuch-Autor Ehren Kruger wollte der Reihe etwas frischen Wind bescheren und noch weiter als der Vorgänger die Idee des Films im Film ausbauen und verlagerte die Story ans Set von „Stab 3“. So treffen diesmal die Überlebenden der ersten Teile mit ihren Filmdoubles häufiger zusammen, recherchieren teilweise sogar mit ihnen gemeinsam, und auch die an Originalschauplätzen orientierten Set-Bauten lassen Realität und Fiktion aufeinander treffen.
Um auch auf der Ebene der auf Filme bezogenen Morde für frischen Wind zu sorgen wird uns „Scream 3“ nicht nur als weitere Fortsetzung vorgestellt, immerhin wurde bereits im Vorgänger zu genüge über Fortsetzungen debattiert, sondern als letzter Teil einer Trilogie, die laut dem Film anderen Gesetzen unterliegt. Im Filmbereich kann man das Wort Trilogie wohl als Modebegriff sehen. Zumindest weiß ich nicht wieviel Sinn es macht etwas das ewig fortgesetzt werden kann als Trilogie darzustellen, das eigene Gesetzmäßigkeiten hätte, nur weil es drei Teile beschert bekommen hat.
Mit einer Geschichte ist nur offiziell Schluss wenn kein weiterer Teil gedreht wird. Jede Geschichte kann man weiter erzählen, wirklich jede. Und spätestens „Scream 4“ beweist, dass das ewige Reden über Trilogien Unsinn ist. George Lucas selbst erweiterte seine „Krieg der Sterne“-Trilogie um drei weitere Filme, drei weitere folgen nun produziert von den Disney Studios. Und wer eine Unterscheidung zwischen klassischer Fortsetzung und Trilogie damit untermauert in Trilogien würde etwas zum Abschluss kommen, das zwei einzelne Teile nicht erreicht haben, der kann auch gerne einen Blick auf Tarantinos beide „Kill Bill“-Filme werfen, der einen Teil weniger dazu benötigte.
Und darin liegt eines der Probleme von „Scream 3“. Trilogie, das klingt so unglaublich wichtig, aber es existieren keine Gesetzmäßigkeiten die eine solche von einer regulären Fortsetzung trennen. Wie mutig eine Fortsetzung ist entscheiden Autoren und Produzenten. Das ist alles. Und da „Scream 3“ der Teil eines lukrativen Franchises war, kann man sich denken wie mutig Autor und Produzenten hier waren - nämlich gar nicht. Bis auf die Tatsache dass es ungeahnte Hintergründe im Familienleben der Prescotts gab, entlarvt sich der Film mit dem Nichtanwenden der aufgesagten Regeln selbst mit der Unsinnigkeit seiner Thesen.
Das wäre ein toller Kniff für eine solch Kino-reflektierende Reihe. Nur leider ist dieses Entlarven der Trilogie-Lüge in Teil 3 gar nicht beabsichtigt. Und das macht die Anwendung eines Pseudo-Faktes den man vertiefen will selbstverständlich unausgegoren. Somit kann man mit lästerndem Unterton behaupten, dass die ebenso unausgegorene Inszenierung des kompletten Streifens trefflich an diesem Fehler orientiert ist. Zu ruhige Passagen bremsen den Film immer wieder aus. Parallelen zwischen Realität und Nachahmung beginnen spätestens dann zu nerven, wenn die Kino-Gale Weathers viel zu schrill eingesetzt wird, so als wolle man diesmal doch endgültig zur Horror-Komödie werden, was der Rest der Inszenierung in seiner ernsteren aber weiterhin augenzwinkernden Art glücklicher Weise aber dann doch zu verhindern weiß.
Im Gegensatz zu den Hintergründen der beiden ersten Teile, die man mit viel Wohlwollen noch als halbwegs glaubwürdig annehmen kann, wenn auch nur angewendet in der Welt des Kinos, wird das Konstrukt das in „Scream 3“ erschaffen wird, um sich an die Pseudo-Trilogie-Regel zu halten dass etwas nicht Gewusstes in der Vergangenheit schlummert, nie glaubwürdig und bedient sich zudem noch dreist an den Hintergründen von Teil 1, verändert dessen Auflösung auf lächerlichste Art und serviert uns zusätzlich schon wieder wie in Teil 2 einen Täter, der im Laufe des Films kaum von Bedeutung war. Wie unsinnig dessen Beweggrund ist weiß Sidney zumindest selbst zu äußern, da geht der Film ehrlich mit sich selbst um, aber zu befriedigen weiß selbst diese selbstkritische Positionierung nicht.
Es reicht eben nicht nur mit sich selbst und reflektiert mit den Regeln des Genres zu spielen. Und es reicht auch nicht das bisherige Geschehen damit zu bereichern, dass der Anrufer von nun auch Stimmen immitieren kann. Ich gebe zu dass diese Idee für manch tolle Szene gesorgt hat, und ohnehin hat „Scream 3“ manch gut inszenierte Szenen vorzuweisen. Aber er ist zu sehr Produkt geworden und in seiner eigenen Welt gefangen, sich selbst einen immer enger werdenden Strick bindend mit jedem Herumspinnen mit Metaebenen. Da wird teilweise fruchtbar herausgeholt was diesbezüglich aus ihnen herauszuholen ist, leider aber auch darüber hinaus in ihnen geschwommen, so sehr bis man sich selbst für viel zu clever hält. „Scream 3“ will so viel sein und vergisst darüber hinaus leider den Charme einzusetzen, den seine beiden Vorgänger stets ausgestrahlt haben.
Um so mehr darf es einen verwundern, dass die neu hinzugefügten Figuren zu interessieren wissen und interessante mögliche Täter sind. Auch die bereits von den Vorgängern bekannten Figuren erscheinen wieder in einem verdächtigen Licht, und wäre das Drehbuch so mutig wie eine der Pseudo-Regeln für Trilogien lautet, wären sie auch glaubwürdig verdächtig. Aber „Scream 3“ setzt lieber auf Nummer sicher, will das Stammpublikum nicht verschrecken indem wer Sympathisches plötzlich zum Täter wird oder zumindest sterben darf, und diese Mutlosigkeit ist schon sehr schade.
Klar, „Scream 3“ hat durch seine beiden Vorgänger eine große Konkurrenz denen er gegenüber steht. Als Film für sich kann er aufgrund der Vorkenntnisse die man besitzen muss um mit dem Inhalt etwas anfangen zu können jedoch leider nicht existieren. Und als solcher wäre er auch nur als lediglich „ganz nett“ ausgefallen. Manch einer mag ihn auch so sehen, aber dafür muss man einige Ärgerlichkeiten herunterschlucken. Bei einer Zweitsichtung klappt das besser. Da weiß man an welchen Ecken es krieselt. Und da macht die zweite Fortsetzung als überzogenes Konstrukt zumindest teilweise Spaß, mitunter weil für den Zuschauer die Geschichte um seine liebgewonnenen Charaktere weiter geht. Aber das sollte 11 Jahre später in „Scream 4“ auf angenehmere Art funktionieren. Der badete zwar auch tief in Metaebenen und der Gedankenwelt von Film-Freaks, mit der Thematik „Remake“ hatte er im Gegensatz zur Thematik „Trilogie“ aber zumindest eine wahrlich existierende Filmform vorliegen über die er sich hermachen konnte und keine krampfhaft theoretisch erstellte. Das war ein ungemeiner Pluspunkt für ihn. OFDb
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