21.10.2015

AUTOPSIE - HOSPITAL DER LEBENDEN LEICHEN (1975)

Durch die vorgetäuschten Selbstmorde geht der Täter in „Autopsie - Hospital der lebenden Leichen“ einen für einen Giallo ungewöhnlichen Weg. Wo sonst die Messer blitzen dürfen, geht unser Täter für das Auge des Zuschauers im Vergleich unblutiger vor, was Regisseur Crispino nicht davon abhält uns in seinem letzten Film zumindest brutalst zurecht gemachte Leichen zu präsentieren. Auch manche Dekoration im Kriminalmuseum weiß in seiner Abscheulichkeit zu gefallen, somit wird der Freund des Morbiden trotzdem befriedigt.

Dennoch ist „Hospital Horror“ (Alternativtitel) ein eher zahmer Beitrag des harten italienischen Kriminalfilms, was ihn spätestens aufgrund der finalen Hintergründe der Taten Wallace-Flair atmen lässt, was nicht überrascht, gilt die deutsche Wallace-Reihe von Rialto doch als eine Art Vorphase des Giallos. Interessanter Weise drehte Crispin drei Jahre zuvor „Das Geheimnis des gelben Grabes“, einen Kriminalfilm nach Bryan Edgar Wallace und war durch die deutsche Zusammenarbeit dementsprechend mit dieser Art Film vertraut.

„Macchie solari“ (Originaltitel) atmet jedoch reinstes italienisches Flair. Die Männer sind alle sexgeil, gewalttätig und gerne auch mal beides zugleich, die Frauen weinerlich, hilflos und hysterisch. An nackter Haut wird nicht gespart. Trotz des Anliegens einen Kriminalfall zu lösen ist keiner an Zusammenhängen interessiert, am wenigsten die Polizei, die aber ohnehin nur für kurze Augenblicke unbedeutend vorbei schaut. Eigentlich gibt es auch kaum vernünftige Dialoge welche die Leute miteinander führen. Wie will man da ein Rätsel lösen? „The Victim“ (Alternativtitel) krankt also an den typischen Extremen italienischer Billigfilme, übertreibt es mit denen nicht ganz so wie der Regisseur von „Torso“, aber wer im Italo-Kino dieser Zeit fremd ist wird das hier gelebte Flair trotzdem als sehr extrem empfinden.

Die Italiener sind nun einmal keine Amerikaner, präsentieren nicht solch glattpolierte Bilder und Storys, und das ist definitiv ein Vorzug dieser Art Film. Die Zusammenkunft der Charaktere im hier besprochenen Werk wird angenehm umständlich aufgebaut, und es dauert auch ein wenig länger die wichtigen Figuren gut genug kennen zu lernen um sie als Personen richtig einordnen zu können, was einem Film, in dem es ums Mörderraten geht (was bei solch wirrem Plot nicht wirklich funktionieren kann), definitiv zugute kommt, auch wenn es nicht gerade die Stärke des italienischen Schundfilm-Kinos ist psychologische Zusammenhänge zu erkennen und zu erfassen.

Crispino hält „The Magician“ (Alternativtitel) oftmals in düsteren Bildern, sorgt dafür dass Räume und Plätze wirksam eingefangen werden, und im Hintergrund dudelt ein schlichter, aber sympathischer Soundtrack komponiert von Ennio Morricone. Der hat schon besseres abgeliefert, aber das passt zum angenehm durchschnittlichen Film, der ebenfalls nicht die Krone der Giallo-Kunst darstellt, aber eben auch nicht den Bodensatz. Zwar hätte „Autopsie - Hospital der lebenden Leichen“ gegen Ende nicht ganz so wirr ausfallen dürfen, das kostet ihn ein wenig Sympathiepunkte, aber für Vielseher des Genres lohnt es sich dennoch einzuschalten, schlägt sich die Story doch so wacker wie die Darsteller, und geht die Laufzeit von über 100 Minuten für solch einen trockenen Stoff doch recht zügig um. Vom Unterhaltungswert würde ich „Macchie solari“ in etwa mit „Der Ripper kommt auf leisen Sohlen“ vergleichen.  OFDb

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