Als 2004 „Shaun of the Dead“ auf der großen Leinwand erschien, da war das nicht nur der Beginn der großartigen Cornetto-Trilogie, die mit „The World‘s End“ ihren umstrittenen Höhepunkt erhielt, es war auch der Anfang einer Zeit, in der viele Filmschaffende versuchten auf den Pfaden des hier besprochenen Filmes zu wandern und eine ähnliche Zombie-Komödie abzuliefern, was grundsätzlich zum Scheitern verurteilt war und nur selten in netten Beiträgen endete, die damit aber immer noch weit unter dem Ergebnis von Edgar Wrights Film lagen.
Meist liegt es daran, dass man versuchte den skurrilen Tötungsversuch von Zombies, hier umgesetzt durch das Werfen von Schallplatten, unter der Diskussion dessen ob sie noch in die Sammlung gehören oder nicht, durch alternative ausgefallene Methoden zu ersetzen. Das war defenitiv eine sehr witzige Szene im hier vorliegenden Film, aber eben nicht seine Geheimzutat, die ihn so grandios werden ließ.
Auch setzten die Trittbrettfahrer gern auf den von Peter Jackson mit „Braindead" perfektionierten Splatstick, der in „Shaun of the Dead“ kaum Verwendung findet, was bereits die geringe FSK-Einstufung der 16 verdeutlicht. Dass die Stärken vom ersten Teil der Cornetto-Trilogie ganz woanders liegen, haben die Blaupausenschaffer nie begriffen - wie es scheint viele Horror-Fans jedoch auch nicht, die bei jeder neuen Zombie-Komödie gleich wieder den Vergleich zu diesem einzigartigen Liebhaberstück ziehen müssen, um jedes lieblos hingerotztes Stück Horror-Komödie hochzujubeln.
Einfach ist es nicht einen „Shaun of the Dead“ zu schaffen, allein der Komikbereich erfordert das Gespür für das perfekte Timing vom Setzen einer Pointe und die nötige Intelligenz auch hintergründigen Humor, der auf genaue Beobachtungen, kritisches Hinterfragen und analytischen Gedanken fußt, anwenden zu können in einem Cocktail verschiedenster Humorrichtungen, bishin zum geringen, aber sehr entscheidenden, Anteil der Tragikomik. Es wird nur selten dramatisch in „Shaun of the Dead“, aber wenn dann ist die Tragik trotz aller Komik spürbar und verleiht den keinesfalls flach ausgefallenen Charakteren, die mehr darstellen als die Stereotype die sie hauptsächlich verkörpern, endgültig Tiefe.
Dass „Shaun of the Dead“ nicht nur eine großartige Komödie ist, die einen immer wieder zum lachen und schmunzeln bringt, sondern auch von einer guten Portion Charme lebt, liegt daran dass einem die Figuren nicht egal sind. Vom liebenswerten Nichtsnutz bis hin zur tragikomischen Figur der Freundin der Freundin (gespielt von der britischen „The Office“-Dawn), die sich seit Schulzeiten damit abgefunden hat, dass ihr Freund nur zur Notlösung bei ihr ist, weil er es eigentlich auf die Freundin seiner Freundin abgesehen hat, bleibt kaum eine wichtige Figur des Streifens eindimensional und mag sie auch kaum in den Vordergrund treten, wobei die Manege ohnehin Shaun gehört und mit Abstrichen auch seinem Sidekick Ed.
Erst auf der Grundlage greifbarer und hintergründiger Charaktere, und der Möglichkeit die uns Wright gibt mit ihnen mitfühlen zu können (nicht nur in dramatischen Momenten) können Witz und Charme so enorm sprießen, dass wir solch ein intensives Filmerlebnis mit „Shaun of the Dead“ erleben durften und immer wieder erleben dürfen. Denn auch beim x-ten Sichten und mittlerweile trotz der unzähligen Varianten gleicher Themen in Konkurrenzprodukten und damit zwingend trotz der Weiterentwicklung des Humors zum Zombiethema, ist Edgar Wrights Beginn der Cornetto-Trilogie, an der auch Hauptdarsteller Simon Pegg mitgeschrieben hat, noch immer wirksam wie bei der ersten Sichtung. Wer hier nicht lacht, hat selber Schuld. OFDb
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