Vergleichbar mit den Taten des legendären Zodiac-Killers, gab es bereits in den 40er Jahren einen ungelösten Kriminalfall, in welchem der Täter ebenfalls wahllos seine Opfer aufsuchte und ständig seine Methoden änderte. Mit 5 Toten und noch weniger Verletzten gehört er sicherlich nicht zu den erfolgreichsten Massenmörder der amerikanischen Kriminalgeschichte, ganz im Gegenteil, für heutige Verhältnisse klingt sein Ergebnis gar recht harmlos. Dementsprechend darf man sich in der Verfilmung seiner Taten wundern wie schnell hier Angst in der Stadt herrscht, die Polizei Verstärkung anfordert und diese auch gleich mit dem besten Mann seines Fachs erhält und warum überreagiert gleich Ausgangssperren verhängt werden.
Man kann es auf die Zeit schieben, warum hier gleich Panik und Großeinsatz herrschen, obwohl der Fall sich im Vergleich recht harmlos guckt, man muss aber auch bedenken, dass man es bei „Der Umleger“ mit einem Film aus der Billigschmiede Samuel Z. Arkoffs zu tun hat, und dessen Werke sind meist reißerisch und naiv zugleich umgesetzt. Und wenn dann in einem solchen Streifen die Helden bereits Muster erkennen, bevor es möglich ist diese zu erkennen (Zwei Taten, 21 Tage Abstand dazwischen, dann muss der Mörder also alle 21 Tage zuschlagen? Was 'ne Logik...), dann kann es am Anfang in einem Vorwort noch so heißen alles habe wie gezeigt einst so stattgefunden, Charles B. Piercers Thriller ist lediglich aufgepuscht und in seiner Logik nicht sonderlich realitätsorientiert erzählt.
Ich habe mich zu dem hier zu Grunde liegenden Fall nicht näher informiert, es mag also sein dass trotzdem vieles stimmt was „Der Umleger“ erzählt, auf den DVD-Markt hat es der vergessene Film zumindest aufgrund des kleinen Erfolges des Horrorfilmes „Warte, bis es dunkel wird“ geschafft, der sich auf den hier besprochenen Film bezieht, der, laut dem Quasi-Remake, wohl noch immer in Texerkana aufgeführt wird. Mag er in Amerika auch ein kleiner Kultfilm sein, eine verkannte Größe ist „Phantom-Killer“ (Alternativtitel) definitiv nicht, dafür leidet er an zu vielen Arkoff-Krankheiten, die ihn immer wieder herunterziehen.
Neben dem völlig unpassend eingebrachten Humor, der sich an einer festen Nebenfigur orientiert, stören in erster Linie die Off-Kommentare, mit denen in Billigstproduktionen bereits in den 50er Jahren immer wieder gearbeitet wurde, um damit kostengünstig Handlungsstränge einzusparen. In den 70er Jahren war die Methode jemand Fremdes die Geschehnisse des gerade laufenden Streifens sachlich zu kommentieren längst veraltet, außerdem erzählt der Sprecher nichts was den Hintergrund bereichern würde. Und Szenen werden mit diesem Stilmittel diesmal auch kaum eingespart.
Für eine Arkoff-Produktion war „The Town That Dreaded Sundown“ (Originaltitel) wahrscheinlich ohnehin das höchste dessen was der gute Mann finanziell springen ließ, spielt der Streifen doch in den 40er Jahren, und da mussten Setting, Autos und Co zumindest halbwegs nach vergangener Zeit aussehen. Arkoff setzte finanziell auf das nötigste diesbezüglich, und mich würde es nicht wundern wenn Kenner x Details der 70er Jahre entdecken würden, die es in den 40ern nicht gab. Zumindest würde es zu einem Film passen, der so schnell abgedreht wurde, dass man in einer Sequenz fast 2 Sekunden lang einen Kameramann auf einem vorbeifahrenden Zug sichten darf.
Das belustigt Pierces Werk zwar kurzfristig, eine unfreiwillig komische Lachnummer ist er jedoch nicht geworden. Auch die oben beschriebenen Ärgernisse lassen den Streifen nicht vollends scheitern, besitzt „Phantomkiller“ (Alternativtitel) im Gegenzug doch Stärken die einiges wieder wett machen. Dass er als einer der ersten Slasher beworben wird, ist eine Aussage die man allein deswegen nicht für voll nehmen kann, weil der Killer meist mit einer Schusswaffe arbeitet. Elemente der später so beliebten Horrorgattung sind aber tatsächlich bereits erkennbar. Freilich denkt man unweigerlich an „Freitag der 13. 2“ wenn ein Killer mit Sack auf dem Kopf mordend durch ein Waldgebiet stampft. Dessen Wirkung wird hier gar durch das psychotisch wilde Atmen unter dem Sack getoppt, was den Killer bedrohlicher wirken lässt.
Zudem schafft es Pierce die wenigen Morde und Attacken atmosphärisch dicht einzufangen. In manchen Szenen herrscht wahrer Nervenkitzel. Und wenn der Täter hin und wieder seine Schusswaffe gegen eine Spitzhacke oder gegen ein Blasinstrument tauscht, dann erinnert dies tatsächlich auch stilistisch an die mit Carpenters „Halloween“ aufgekommene Slasher-Welle, die ihr erstes Hoch in den 80er Jahren hatte.
Letztendlich guckt sich „Der Umleger“ noch zu sehr wie ein Kriminalfilm, richtet sein Hauptaugenmerk auf die Polizei und ihre Ermittlungen und macht Täter wie Opfer zu Nebenfiguren. Andererseits werden die Attacken für seine Zeit schon recht zelebriert. Bedenkt man jedoch, dass bereits 2 Jahre zuvor Leatherface wesentlich heftigeren Terror mit „Blutgericht in Texas“ auf der Kinoleinwand entfachte, merkt man endgültig wie harmlos und naiv dagegen die hier besprochene Arkoff-Produktion ausgefallen ist.
Es ist schade, dass die düstere Stimmung nach einer wunderschön abgefilmten Attacke meist durch einen nervigen, wie unnötigen Off-Kommentar unterbrochen wird, der es einfach nicht zulässt, dass man sich in die Geschichte intensiv genug einfühlen kann. Andererseits merkt man aufgrund dessen, dass mit jeder neuen Attacke die Atmosphäre trotzdem wieder auf einem Hoch ist, wie intensiv der Regisseur gerade diese Momente einzufangen weiß. Man bekommt gar das Gefühl, dass er weiß dass der wahre Held des Streifens der Killer ist, so wie er ihn in Szene setzt, was aber eigentlich eine Zuschauereinstellung benötigt, die sich erst in den 80er Jahren entwickelt hat.
Da man stets in die Polizeiarbeit involviert ist, die Charaktere halbwegs sympathisieren obwohl sie höchst oberflächlich bleiben und das Tempo aufgrund fehlender Zeitstrecker recht hoch zu nennen ist, weiß „Der Umleger“ eher zu gefallen anstatt zu enttäuschen, eben auch weil der Killer in seiner Maskerade zu wirken weiß und Pierce uns so einige spannend geratene Fluchtszenen der Opfer vor dem Täter präsentiert. Ein wirklich nennenswerter Film ist dabei nicht herausgekommen, ein wahres Vorbild für die zukünftigen Slasher ist der Streifen sicherlich auch nicht, wirken die Übereinstimmungen zum späteren Schlitzer-Genre doch eher zufällig. Wer sich aber mit einem kleinen, simplen und naiven 70er Jahre-Thriller anfreunden kann, der dürfte als Genre-Fan die nötige Dosis Unterhaltung erhalten um hinterher nicht all zu enttäuscht vom Ergebnis zu sein. OFDb
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