30.04.2017

AMEISEN - DIE RACHE DER SCHWARZEN KÖNIGIN (1977)

Die 70er Jahre Tierhorror-Welle brachte meist eher sympathische Werke hervor, egal ob sie schlicht gestrickt waren wie „Grizzly“, augenzwinkernd wie „Piranhas“, reißerisch wie „Der Polyp“ oder dämlich wie „Rabbits“. Auch wenn der große Wurf meist auf sich warten ließ und manche Werke wie „Baracuda“ und „Orca - Der Killerwal“ nur in zweiter Reihe mit dem Genre spielten, die meist konservativ ausgefallenen Werke fielen meist angenehm routiniert aus, mal pessimistisch ausgefallen wie in „Mörderspinnen“, mal experimentell wie in „Monster Shark“, gerne auch blauäugig wie in „Ameisen - Die Rache der schwarzen Königin“.

Nur hat es dieser leider nicht zum angenehmen Ergebnis seiner Konkurrenz geschafft. Dabei kann man ihm manch spannenden Moment, wie eine Rettungsaktion mit einer Feuerwehrleiter, oder der Zwang sich mit etlichen Ameisen auf den Körpern ruhig verhalten zu müssen, durchaus zusprechen. Leider setzt man uns oberflächliche und unangenehme Charaktere vor, die ständig aneinander vorbei reden, falsche Schlüsse ziehen, von Empathie nie etwas gehört haben und sehr schnell eingeschnappt sind. Da findet kein vernünftiger Dialog statt, selten ein sinnvoller, Sympathie kommt erst ansatzweise gegen Ende auf, und da eigentlich auch nur für den Helden, dem wir andererseits überhaupt erst die Extremsituation im Finale durch seine Ignoranz zu verdanken haben.

Dass sich der Autor nicht in andere Menschen hineinversetzen kann, merkt man nicht nur an den Stereotypen, die schließlich grundsätzlich zu einem Tier-Horror dazu gehören, sondern auch an widersprüchlichen Szenen. Da gibt die Feuerwehr ihren Einsatz auf, weil die Leiter zu kurz für die oberen Stockwerke ist. Kurz darauf rettet ein Bagger einen auf einer Markise heruntergestürzten Mann mittels der Baggerschaufel. Die restlichen Eingeschlossenen zu überreden selbigen Weg zu gehen wird ebenso übersehen, wie die Möglichkeit den im Hintergrund noch immer parkenden Feuerwehrwagen hinzuzuholen. Es mag sein dass wir manchen Unsinn der deutschen Synchronisation zu verdanken haben, so wird beispielsweise von einem Geschehnis gesprochen ehe es stattgefunden hat, es ist aber auch gut möglich, dass diese Fehler bereits im Originalton auftreten.

Einzig an der Deutschvertonung kann es ohnehin nicht liegen, schließlich wird so gar nicht nachgedacht. Warum man sich im Ameisen belagerten Haus keine Zeit verschafft, indem man mittels Wasser die Viecher wegspült, was schließlich die naheliegendste Lösung wäre, wird nicht beantwortet und verhindert innerhalb der klassischen Tierattacken das Aufkommen von spannenden Szenen. Wie soll man diese Momente bitte ernst nehmen, wenn Menschen vor Ameisen flüchten, ohne sich mit solch simplen Methoden gegen sie zu wehren? Das hätte den Gegner schließlich nicht zwingend zu leicht zu besiegen wirken lassen, wie das Werk „Die Tollwütigen“ bei ähnlicher Situation beweist. Sich derart naheliegender Methoden zu bedienen hätte zudem den Zugang zu den Charakteren erleichtert.

„Ants - Die Rache der schwarzen Königin“ (Alternativtitel) ist ein erzkonservativer Film, bei dem das Publikum dabei zusehen soll wie ein Problem mittels Solidarität gelöst wird. Das fand man damals scheinbar ganz toll, sei es nun zur Angstbewältigung oder lediglich zur Stärkung besagtem Solidaritätsgefühls. „Taranteln - Sie kommen um zu töten“ beweist sogar, dass bei diesem Rezept ein sympathischer Film entstehen kann, ebenfalls nur an einem Tag spielend wie „Hotel des Todes“ (Alternativtitel). Der TV-Film von Robert Scheerer, in welchem ausschließlich mit echten Ameisen gearbeitet wurde, bekommt jedoch aufgrund der bereits genannten Fehler den Bogen nicht.

„Ameisen - Der Tod kommt auf 6 Beinen“ (Alternativtitel) hätte kein zweiter „Phase IV“ werden müssen, dessen Klasse ohnehin nur schwer zu erreichen wäre. Aber solch ein simples Ergebnis wie „In der Gewalt der Riesenameisen“ hätte mir bereits gereicht, damit er funktioniert. Dieser beweist, dass man bei einem lächerlichen Szenario mit Hilfe sympathischer Charaktere dennoch ein brauchbares Produkt abliefern kann. „Panic at Lakewood Manor“ (Alternativtitel), der von seiner Grundidee weit weniger lächerlich daher kommt und wie erwähnt sogar spannende Momente aufweist, hätte dies Kraft für einen ernstzunehmenden Genre-Beitrag gegeben.

Aber wer schon einem Wissenschaftler völlig unbegründetes, haltloses esoterisches Umweltgeschwätz in den Mund legt, wenn dieser als Experte ins Szenario hinzustößt, und wer einem Hotelbesitzer nicht die Intelligenz zutraut es gut zu heißen bei mehreren Todesfällen unbekannter Herkunft das Haus zu evakuieren, sowie einem Bauunternehmer nicht die Kooperation mit Behörden nach einem tragischen Unfall zutraut, der kann freilich kein glaubwürdiges Szenario erschaffen - zumal wir bei der Gattung Tier-Horror nicht von Filmen sprechen, die komplett bodenständig und realistisch daher kommen müssen. Einen gewissen Grad Unsinnigkeit tragen sie alle in sich, das macht sie sogar sympathisch. „Ants!“ (Alternativtitel) schießt diesbezüglich jedoch über das Ziel hinaus, bleibt zwar aufgrund kleinerer Stärken gourtierbar, lässt aber immer wieder durchblitzen wie viel besser er in den Händen anderer Autoren ausfallen wäre.  OFDb

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