Auf der Suche nach den ungewöhnlichen, unbekannteren Filmen lässt man sich auch hin und wieder von reißerischen Aufhängern locken. Da heißt es auf dem DVD-Cover "Fils de l'Homme" wäre an Widerwärtigkeit kaum zu überbieten und würde sich fast dokumentarisch schauen. Über den Inhalt und die Verantwortlichen des Streifens erfährt man nichts, auch technische Angaben werden nicht gemacht. Lediglich ein paar unverschwommene Szenenfotos darf man sich anschauen, präsentiert neben einem reißerischen Text, der außer Leergeschwätz nichts wirklich preisgibt.
Ob man überhaupt möchte, dass der Film seine Versprechen vom Covertext einhält, weiß ich ehrlich gesagt nicht, die Neugierde ließ mich jedoch nicht los, und so schaute ich mir dieses Stück Undergroundfilm einmal an, ohne auf den klassischen Filmdatenbanken Einträge dieser deutschen Produktion zu finden. Warum erfuhr ich erst nach dem Sichten, nachdem mir durch den Vorspann der Name Torben Miehle genannt wurde und ich im Netz doch noch fündig wurde: "Man of Son" (Alternativtitel) fällt in seiner über 100 Minuten laufenden Fassung aufgrund zweier Pornoszenen in die Kategorie des Pornofilms. Der von mir gesichtete Film lief jedoch nur leicht unter 60 Minuten und wurde um die meisten Hardcoresequenzen befreit. Nur einige schwer zu erkennende Nahaufnahmen in optischer Verfremdung sind noch enthalten, lediglich ein Samenerguss ist ein wenig deutlicher zu erkennen.
Man muss kein Fremder im Underground-Filmbereich sein, um das Gezeigte schlecht zu nennen, denn letztendlich dient der ungewöhnliche, dreckige und experimentelle Filmstil, der eine Art Pseudo-Snuff darstellen soll, lediglich als Ausrede etwas Einfallsloses auf die Menschheit loszulassen. Pornos schaut man nicht wegen ihres Inhaltes, und ein Porno, der um seine Hardcoreszenen beraubt wurde, hinterlässt in der Regel auch nur ein klägliches Bild, hier bei "Fils de l'Homme" nicht anders, obwohl er sich (wohl auch in der Langfassung) nur halbwegs für seine detailreichen Sexszenen interessiert. In erster Linie soll das Teil eine Art Horrorthriller im Experimentalstil sein und versucht durch jegliche Entfremdung einen aus den typischen Sehgewohnheiten heraus zu entführen. Der Hintergrundscore besteht meist aus rückwärts abgespieltem Gebrabbel, manche echte Musikstücke sind routinierter Natur und von der Band des Regisseurs umgesetzt. Während die Einführung der Hauptfigur bis hin zu ihrer Entführung im klassisch selbstgedrehten Amateurfilm-Flair abgefilmt ist (inklusive der klassischen Perspektive, wenn der Kameramann eine Autofahrt vom Mitfahrersitz aus filmt), alles andere zuvor und danach wurde optisch entfremdet und soll den Reiz des Andersseins kitzeln.
Gerade zu Beginn des Films, wenn noch nicht wirklich klar ist wie schlecht der Streifen ausgefallen ist (auch wenn man dies freilich schon vermutet) wissen die entfremdeten, dreckigen Aufnahmen einer an sich zahm abgefilmten Vergewaltigung in Kombination mit dem satanischen Hintergroundsound zwar nicht zu beeindrucken, aber manch interessante Aufnahme ist Miehle doch noch geglückt. Hin und wieder taucht eine Art Stummfilmoptik auf, die aufgrund der Andersartigkeit dessen was man einst im noch stummen Filmmedium ablichten durfte, doch recht interessant ausfallen. Das Ganze schaut sich zumindest etwas künstlerisch wertvoller als der eher plump mit klassischen Digitalkameraeffekten herumspielende "Psycho Jack", der inhaltlich dem hier besprochenen Film recht nahe kommt. Unterhaltsamer ist letztendlich jedoch dieser infantile Scheiß von Timo Rose ausgefallen, wohingegen man sich beim Menschensohn von Torben Miehle lediglich langweilt und mit der Vorspultaste und der Stopptaste liebäugelt. Miehle möchte gern etwas ganz Hartes, Provozierendes zeigen und geht schließlich doch nur zahm aus kaum sichtbaren Perspektiven vor, so dass man sein Vorhaben wahrlich nur belächeln kann. Krampfhaft wird die Feigheit mit besagten optischen Entfremdungen kaschiert, um wenigstens einen Kunstfilm aus den niederen Trieben zu zaubern, aber auch das funktioniert nicht, wenn die Kunst nicht tiefer geht als lediglich einen "What The Fuck"-Moment entfachen zu wollen.
Sollte es Menschen geben, die nach der Pornofassung dachten: Nun ja, ohne die Fickelszenen taugt der Mist vielleicht etwas?!, dem sei gesagt dass dem nicht so ist und "Fils de l'Homme - Der Menschensohn" reine Zeitverschwendung ist, weder als Kunst noch als Trash zu gefallen weiß und als Undergroundfilm erst recht nicht. Ich wage das einfach mal zu behaupten, auch wenn ich nur selten in dieser Nische Film unterwegs bin. Auch wenn Miehle in der Ausnahme dann doch noch zu mehr Kunstblut neigt (in einer Szene, in welcher das Opfer mit einem mit Nägeln präparierten Dildo zu wörtlich genommen genagelt wird), wird sich nicht einmal das Gorehound-Publikum freuen, sind die Effekte doch so mager ausgefallen wie der Restfilm auch und besagte Effekte ebenfalls in verfremdete Optik getaucht. Nach dem Sichten von "Man of Son" neige ich fast wieder zu der Aussage, dass man nicht jedem eine Videokamera in die Hand drücken sollte (wobei die Optik hier wohl eher Richtung Super-8 zu gehen scheint). Andererseits würde es dann nicht solch sympathische Filme wie "Angriff der Killerbratwurst" geben, also ist es vielleicht doch ganz gut, dass jederman mit einer Kamera tun kann was er will. Ich bin ja schließlich selbst schuld daran mir solch einen Mist wie diesen hier angetan zu haben, obwohl das Cover bereits nichts Gutes erwarten ließ. OFDb
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