Inmitten des recht guten Händchens, welche das Team rund um die Veröffentlichungen der drei Dekaden "Galerie des Grauens" beweist, schlich sich auch "Ausgeburt der Hölle" ein, bei dem selbst das sehr spezielle Zielpublikum viel Wohlwollen und Augenzudrücken beweisen muss, um mit ihm warm zu werden. Die Millionen Augen, die im Originaltitel genannt werden, mögen aufgrund der Besetzung fremder Lebewesen gemeint sein, sind in ihrer Anzahl aber selbst dann stark übertrieben (was für damalige Titel dieser Art typisch ist). Zumindest hat das kleine Vieh, welches wir gegen Ende einige Sekunden zu Gesicht bekommen, davon keine. Und ich glaube auch nicht, dass eine Millionen Augen einst den Streifen im Autokino verfolgten. Es war das ideale Werk zum Fummeln. Wer weiß wie viele Kinder während seiner Laufzeit gezeugt wurden. Denn der Streifen, an welchem Roger Corman ungenannt bei der Regie half, ist penetrant geschwätzig ausgefallen, selten passiert etwas inmitten endlosem Gelabers.
Dieses zeigt sich zunächst jedoch von der angenehmen Sorte, zeigen uns die Dialoge doch auf, dass wir es hier mit denkenden, reflektierenden Menschen zu tun haben, die nicht all zu lang ahnungslos sind, und hilflos geben sie sich schon mal gar nicht. Die sprunghafte Inszenierung, die weit wirrer als die Erkenntnisse der Familie Kelly daher kommt, sorgt für den dümmlichen Gehalt des Streifens, widerspricht sich doch Gezeigtes und Genanntes schnell nur wenige Momente später. Zwar sorgen die Dialoge immer wieder für eine Korrektur, fast jeglicher Fehler besagter Sprunghaftigkeit wird benannt, um alles wieder gerade zu rücken, aber Worte allein halten diese Sprunghaftigkeit nicht zusammen, nicht einmal dann, wenn das zuvor widersprüchlich Gezeigte, zur Auflösung beiträgt. Denn so viel sei verraten: "The Beast with a Million Eyes" (Originaltitel) ist ein Appell an die Liebe. Und die körperlosen Wesen sind gegen diese machtlos. Das braucht aber auch nicht verwundern, denn nie hat es einen Invasionsversuch im Kino gegeben, der tolpatschiger, naiver und schwächer ausgefallen ist, als dieser hier. Einen Toten gibt es zu verzeichnen und jede Menge verzweifelte (fehlgeschlagene) Versuche Menschen zu terrorisieren oder langfristig zu kontrollieren. Selbst bei dem geistig debilen Helfer der Kellys, der ein Geheimnis in sich birgt, welches der Herr Papa vor Jahren schon hätte enttarnen können (was seiner Ehe gut getan hätte), tut sich der Außerirdische schwer.
Und ja, obwohl er ein körperloses Wesen ist, bekommen wir trotzdem noch einen Alien für wenige Sekunden am Schluss präsentiert, was wie jeder Fehler des Streifens ebenfalls per Vermutungsäußerung der Familie Kelly schnell wegerklärt wird. Denn darin sind die Verantwortlichen von "The Beast with 1.000.000 Eyes" (Alternativtitel) wirklich meisterhaft: sie bauen zwar immer wieder Mist in der Logik, bemerken dies jedoch und benennen ihn dann, anstatt ihn vor der Veröffentlichung tatsächlich zu eliminieren. Damit bleibt die Familie für den Zuschauer schlau, der Film bleibt dumm und ist in seiner Botschaft und seiner insgesamt naiven Art jedoch recht putzig zu nennen, wenn auch nicht befriedigend unterhaltsam. Zumindest gibt es einige Vogelattacken acht Jahre vor Hitchcocks "Die Vögel", freilich nicht so gekonnt und intensiv dargeboten wie dort. Ohnehin sind die Tierattacken, neben dem ollen Raumschiff und der Zehn-Sekunden-Puppe, der einzige Schauwert (es sei denn man zählt die amourösen Bildchen an der Wand des geistig Minderbemittelten mit dazu). Und dass man eine Kuh und einen Hund mit wedelndem Schwanz ebenso schwer gruselig eingefangen bekommt wie wilde Hühner und vom Himmel aus attackierende anderweitige Vögel, beweist "Ausgeburt der Hölle" mit seinen nicht funktionierenden Schreckmomenten sehr gut. Die Vögel wirken eher wie tot vom Himmel fallend, anstatt zu attackieren, und die Kuh versucht man per Schnitt als wild gewordenes Wesen zu zeigen, was ebenso charmant in die Hose geht. Gesichtet habe ich anbei die amerikanische Fassung, die neben der deutschen auf der Anolis-DVD enthalten war. Worin sich beide Fassungen unterscheiden weiß ich nicht, aber ich greife, wenn ich die Möglichkeit habe, stets lieber zum unverfälschten Original zurück, anstatt mir eine fremd bearbeitete Erweiterung anderer Länder anzutun. OFDb
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