12.10.2019

IN DEN FÄNGEN DER MADAME SIN (1972)

Zwar besitzt "In den Fängen der Madame Sin" den Aufhänger sich an Dr. Fu Man Chu und den späteren Dr. Mabuse-Filmen zu orientieren (mit Madame Sin sollte wohl eine ähnliche Kultfigur kreiert werden), der Erfolg blieb jedoch aus. Madame Sin erschien nur dieses eine Mal auf der Leinwand. Das mag eventuell daran liegen, dass trotz diverser Aufhänger und Schauwerte das komplette Treiben eher ein typischer Agenten-Actioner seiner Zeit geworden ist, wie er in Europa in Serie produziert wurde. Zwar scheute man an mancher Ecke keine Kosten, und mit Bette Davis hatte man einen hochkarätigen Star in seiner Spätphase mit an Bord, letztendlich ist das Drehbuch jedoch arg billig ausgefallen, kleine Phasen des Zeitschindens sind ebenso auszumachen. David Greene, der auch die 75er Version von "Der Graf von Monte Cristo" realisierte, setzt zwar auf ein hohes Tempo, doch den Leerlauf der zu dünn geratenen, etwas zu episodenhaften Geschichte, kann auch er nicht überspielen. "Madame Sin" (Originaltitel) ist mit manchen Science Fiction-Elementen bereichert, immer dann wenn es um die wissenschaftlichen Errungenschaften und Methoden der zentralen mystischen Gaunerin geht, letztendlich dominiert jedoch die schlichte Agenten-Action, bestehend aus rasanten Autofahrten, Faustkämpfen und Helikoptereinsätzen, ins Zentrum rückend Hauptdarsteller Robert Wagner, der diesen Streifen auch produzierte.

Sein Charisma späterer Auftritte in "Austin Powers" und "Jack allein im Serienwahn" fehlt ihm hier zwar noch, so dass hauptsächlich seine magere Schauspielfähigkeit auffällt, aber da der Streifen sich ebenso wenig ernst nimmt, wie Wagner das alles, wird aus der bitteren Pille zumindest eine sichtlich verspielte, die auch keine Scheu vor Selbstironie und gewagten Pulp-Szenen besitzt. Wesentlich besser kommt Bette Davis daher, die man inmitten ihrer Aufmachung zwar kaum wiedererkennt, die aber in ihrer gelassen professionellen Art selbst aus simplem Trash feine Szenen zaubert, so treffsicher wie sie zudem speziell für diese Rolle besetzt wurde. Noch positiver fällt jedoch das Spiel ihres Begleiters aus, verkörpert von Denholm Elliott, der jede Szene in der er auftaucht verschmitzt kommentiert, und sei es nur im Hintergrund agierend auf mimische Art. Die deutsche Synchronisation ist positiv ausgefallen, der Soundtrack wirbelt wild, mal passend, mal nicht, diverse Musikrichtungen und Stimmungsmomente durcheinander, und kurzfristig gelungene Momente werten das etwas zu dröge und monotone Hauptgeschehen immer wieder ein wenig auf. Besonders fein ist diesbezüglich der Schluss des Streifens ausgefallen. Letztendlich ist das Endergebnis aber zu austauschbar ausgefallen, um noch von charmantem Durchschnitt zu sprechen. Wahre Sehwerte bietet der harmlos naiv ausgefallene Streifen nicht wirklich. Stammzuschauer dieser Art Film und Bewunderer der hier agierenden Berühmtheiten können trotzdem einen Blick riskieren.  OFDb

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