Drei Jahre nach seinem großartigen Regie-Debüt "Fright Night" kam Tom Holland mit seinem nächsten Horrorfilm daher, und ließ diesmal eine Spielzeugpuppe auf das Publikum los. Im Gegensatz zu seinem Erstling lässt er die Komik weitestgehendst zu Hause und serviert uns einen humorbefreiten Genre-Beitrag. Lediglich manch schwarzhumoriger Spruch der Killerpuppe findet seinen Platz inmitten einer theoretisch durchschnittlichen Geschichte. Der Erfolg Freddys aus der "Nightmare on Elm Street"-Reihe verpflichtete wohl zu dieser Zutat, sie wurde aber wie dort im Erstling auch hier noch zaghaft eingesetzt und wirkt bei einer morbiden Puppe zudem passender, als beim mit der Zeit zu geschwätzig gewordenen Traumdämon. Der Erfolg sollte den Verantwortlichen dieser Entscheidung recht geben, "Chucky - Die Mörderpuppe" wurde ein Kino-Hit und erschuf eines der letzten modernen, immer wieder kehrenden Monster dieser Horrorfilm-Dekade, angelehnt an Michael, Freddy, Jason und Co, und doch inmitten dieser Aufzählung völlig aus der Art geschlagen.
Freilich ist es nur bedingt der Charakterisierung Chuckys und ihres beeindruckend getricksten Designs zu verdanken, dass "Child's Play" (Originaltitel) so gut funktioniert. Tom Holland lädt uns zu einem aufregenden Horrortrip ein, der als kleiner Grusler beginnt, mit dem alle ihr Grauen erleben, die sich vor trippelnden, kleinen Füßchen im eigenen zu Hause fürchten, sich schließlich zum Slasher mit hartem Krimi-Einfluss wandelt, um uns gegen Ende eine völlig ausrastende, bedrohliche Monsterpuppe zu präsentieren, die Leichtbesaiteten wahrlich das Fürchten lehrt. Das hart gesottene Publikum hingegen wird anderweitig gut unterhalten, eben weil "Die Mörderpuppe" (Alternativtitel) konsequent erzählt ist und keine halben Sachen macht. Mag der Plot an sich auch schlicht ausgefallen sein, und der Rahmen rund um den Voodoozauber selbst innerhalb seiner Möglichkeiten ziemlich unglaubwürdig anmuten, Holland schafft es das Ganze flott und packend zu erzählen, während das Drehbuch es schafft uns sowohl die Motivation Chuckys näher zu bringen, als auch einen kleinen Jungen im Zentrum frei von nervenden Elementen zur Identifikationsfigur zu machen.
Die überraschend extremen Ausraster Chuckys gegen Ende, seine blutigen Taten und die Begründung dessen, warum der Puppe gegen Ende die Zeit knapp wird, gehören zu den gelungenen Zutaten des Streifens, der aus einem gern belächelten Bereich ein funktionierendes Stück Horror-Kino zaubert. Holland bewies mit "Child Play" (Alternativtitel), dass Puppen auch im Zentrum eines Horrorfilms und jenseits von Bauchrednerpuppen und Vergleichbarem zu funktionieren wissen. Sein Erfolg zog nicht nur sechs Fortsetzungen nach sich, eine dämliche Neuverfilmung und bald auch eine TV-Serie, er beeinflusste auch Produktionen wie "Puppet Master", "Dolls" und einige Nachahmer wie "Dolly Dearest". Werke wie "Annabelle" und "Robert - Die Puppe des Teufels" machen deutlich, dass das Einbringen einer Killerpuppe als zentraler Aggressor keinesfalls leicht zu bewältigen ist. Sie alle haben nicht aus "Chucky - Die Mörderpuppe" gelernt, der nicht nur die harmlos scheinende Puppe wirksam grausam zu beleben vermag, sondern auch der Geschichte und ihren darin enthaltenden Figuren genügend Raum schenkt, um auch den menschlichen Aspekt genügend zu beachten, also genau jenen Bereich, der dem Zuschauer überhaupt erst den Zugang zu den übernatürlichen Geschehnissen ermöglicht. "Chucky" ist flott erzählt, schwankt zwischen Grusel, Thrill und Terror, und beinhaltet in Sachen schwarzer Humor und Härtegrad genau jene Dosierung, die dem Film gut tut, ohne ihn zu überfrachten oder von seinen Hauptaspekten abzulenken. Noch heute funktioniert der Streifen unwahrscheinlich gut, was aber auch auf die meisten seiner Fortsetzungen zutrifft - allerdings sind diese nicht mehr derart spannungsgeladen ausgefallen wie Chuckys Premiere, da sie auf andere Schwerpunkte bauen. OFDb
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