10.04.2020

DER BETTLER VOM KÖLNER DOM (1927)

Ich bin ja allgemein immer neugierig, wenn es um Stummfilme geht. Aber als jemand, der in Köln zu Hause ist, habe ich mich auf die Sichtung von "Der Bettler vom Kölner Dom" umso mehr gefreut, ist er doch vor Ort gedreht, und da wissen die historischen Stadtaufnahmen wahrlich zu begeistern. Von diesem Pluspunkt einmal abgesehen, habe ich sicherlich vor der Sichtung aufgrund der frühen Entstehungszeit mit einem etwas düsteren Kriminalfilm gerechnet (so rächt sich das häufige Gucken von Horrorfilmen dieser Zeit), wurde aber auch im weit lockereren Gewandt dieses Genres angenehm unterhalten. Der Fall ist relativ trivial, wird vom Drehbuch aber gekonnt erst mit der Zeit nach und nach offenbart, der Umgang mit einem Inspektor, der sich stets verkleidet, guckt sich so verschmitzt wie sein Spiel mit der ahnungslosen Bande, und als tatsächlicher Humoranteil wurde zudem ein Privatdetektiv-Duo eingebaut, das optisch ein wenig an Laurel und Hardy erinnert, gerade was den schlanken Part betrifft, und auch Elemente deren Humors aufblitzen lässt.

Trotz dieser entspannten Art der Kriminalgeschichte, die ironisch zu den Verkleidungen des Inspektors zu einem guten Teil während des Kölner Karnevals spielt, weiß "The Beggar from Cologne Cathedral" (Alternativtitel) auch manch spannende Momente zu bieten. Gerade in diesen erweist sich die Musik zum Film als unterstützend, und leistet ihren größten Dienst in der aufregenden Szene um eine Kofferöffnung. Wenn es hingegen Richtung Finale darum geht eine junge Frau zu retten, kommt Rolf Randolfs Werk weniger spannungsgeladen daher, als viel mehr heldenhaft. So greift die Charakterisierung Wilkins, seine Methoden und manches Szenario, das für ihn geschrieben wurde, die typischen Agenten- und Kommissaren-Heldenfiguren des europäischen Kinos der 60er und 70er Jahre voraus. Dazu passend darf er auch gelegentlich, wenn auch seltener als im viel späteren Kino üblich, trockene Sprüche raus hauen ("Ist noch Karneval?"). Das weiß in einem Stummfilm der 20er Jahre zu überraschen, beweist aber nur auf ein neues, dass man zu dieser Schaffenszeit wahrlich mit allem rechnen muss und darf, Kino war nun einmal noch nicht genormt.

Dennoch macht der Schluss des Streifens deutlich, wie intensiv das Medium Film bereits im Leben der 20er Jahre angekommen war, spielt es doch bereits augenzwinkernd mit den Erwartungen des Publikums, um schließlich darauf zu verweisen, dass das Leben nun einmal nicht Kino ist. Man sieht, wie früh hier bereits derartiges reflektiert wurde. Dieses Beispiel passt aber erneut zur ohnehin verspielten Art eines Streifens, der sich manchmal schon wie ein Streichespielen des Kommissars mit den Verbrechern guckt, zumal er stets die Nase vorn hat, und die Verbrecher keine Chance haben. Selbst manch schlichte Tricktechnik kommt immer ein wenig augenzwinkernd daher, so dass der Film auch mit derartigen Momenten das Gefühl von Schabernack verbreitet. Auch wenn "Der Bettler vom Kölner Dom" nur in wenigen Augenblicken tatsächlich zur Komödie wird, so sollte man auf diesen lockerleichten Grundton vorbereitet sein, bzw. keine Probleme mit diesem haben, eben weil das Ergebnis keineswegs düsterer, bzw. morbider Natur ist. Mir hat er gefallen, wie er ist, ohne dass er gleich der große Wurf wäre, zumal er für meinen Geschmack an mancher Stelle ein wenig hätte gekürzt werden können. Aber da klage ich auf hohem Niveau.  OFDb

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