Twinky versteht nichts von den Pflichten des Lebens, um finanziell zu überleben, ihr Ehemann ist schon mürrisch wenn sie nur mal kurz laut ihre moderne Musik hört. Diese Fakten sind schon lange vor der Eheschließung zu bemerken. Die frisch verliebte Twinky ohne Lebenserfahrung erkennt dies nicht, wie zu erwarten, ihr amerikanischer, erwachsener Freund, merkwürdiger Weise aber ebenso wenig. Der wird weder als dumm, lüstern, noch als naiv dargestellt, steht mitten im Leben, führt auch keinen bewussten Kampf gegen das Spießertum, heiratet das Mädchen somit nicht aus reinem Idealismus, sein Tun wird uns aus Zuneigung zu der lebensfrohen Jungen erklärt. Allerdings wird dies im Spiel Bronsons nie deutlich, der stets mürrisch auf die Kleine reagiert, sich ihr gegenüber eher wie ein Vater, anstatt wie ein Liebhaber verhält, während der Film deutlich suggeriert, das Sex in dieser Beziehung mit im Spiel ist. "Twinky und der Amerikaner" (Alternativtitel) passt inhaltlich zum Stil der Rollenauslegung, die Bronson orientiert am Drehbuch vornimmt. Eine Verliebtheit ist nie wirklich spürbar. Anstatt in seiner Moral- und Sex-befreiten Art ein Plädoyer für andere Lebensweisen zu werden, frech daher zu kommen oder Lebenslust zu atmen, sprich anstatt Verständnis für das ungewöhnliche Paar zu entwickeln, so wie es später ein "Harold und Maude" auf sehr andere Art demonstrierte, kommt "Lola - The Witness" (Alternativtitel) sehr ungelenk und unglaubwürdig dargeboten daher, er ist nicht psychologisch durchdacht erzählt. Er zieht lediglich den absehbaren Plan durch aufzuzeigen, dass die beiden sich mit der Zeit auf die Nerven gehen, bis es zur obligatorischen Trennung kommt.
Auch die Orientierung der Figuren kommt ungewohnt daher, beginnt und endet "Lola" (Alternativtitel) zwar mit Twinkys Leben und ihren Sichtweisen, ab da wo der 38jährige ins Spiel kommt nimmt der Film aber fast stets dessen Perspektive und Problemsituation ein. Wie erwähnt findet dies überraschender Weise eher in locker flockigem, humoristischem Ton statt, zum Drama wird das Thema erst spät und bleibt selbst dann diesbezüglich eher seicht anstatt tragisch oder gar deprimierend. Auch seine nationale Reflexion ist ungewöhnlich zu nennen, werden die US-Amerikaner hier doch als recht weltoffen und so gar nicht bieder dargestellt, während die zugeknöpften Engländer wie gewohnt wie verklemmte Spießer dargestellt werden. Das muss man auch wirklich sein, wenn man die Mentalität der US-Amerikaner als derart unverkrampft wahrnimmt. Derartiges amüsiert freilich. Dies jedoch nicht so stark, dass man über unfreiwillige Komik klagen würde, dafür ist Donners Werk sich zu bewusst was er erzählen möchte, dafür sind die Charaktere zu stark ausgearbeitet und die Situationen, in die Twinky ihren Lieben bringt, zu amüsant mitzuerleben. So richtig funktionieren will "Lolita und der Amerikaner" trotzdem nicht bei mir, letztendlich ist er mir bei aller Sympathie etwas zu zäh ausgefallen, und zu schwammig erzählt kam mir der ganze Umgang mit der Thematik innerhalb des Streifens ebenfalls vor, eben weil er nichts außer den Folgen des mentalen Unterschieds dieses Beisammenseins ergründet. Es ist okay, dass dies kein Problemfilm sein will, soll er doch das provokative Thema lebensfroh und lustig wiedergeben, aber dass auch die Motivation der zentralen, männlichen Figur nicht zu erkennen ist und alles arg unreflektiert erzählt ist, teilweise geradezu desinteressiert anmutend, ist mir dann doch zu viel des Ignorierens. OFDb
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