19.09.2020

PENGUIN HIGHWAY (2018)

Der erste animierte Langfilm vom "Fastening Days"-Regisseur Hiroyasu Ishida erzählt von einem Sommerabenteuer Heranwachsender, die, nicht der Fantasie geschult, einem übernatürlichen Erlebnis nachgehen. Die Hauptfigur ist intellektuell geprägt, dementsprechend anders guckt sich der Stoff im Vergleich zu ähnlich angelegten Erzählungen. Stereotype erfahren Hintergründe und Motivationen, so dass sie in die natürlich scheinende Mentalität des Streifens hinein passen, der lebensnahe Reflexionen bietet und die Figuren stets glaubwürdig an ihrem Entwicklungsstand abholt. Auf dieser heiter angelegten, offenherzigen, sich echt anfühlenden Grundlage baut der fantastische Plot auf, der sich zwar in eine durchdachte, wenn auch nie völlig aufgelöste, Science Fiction-Geschichte verwandelt, auf dem Weg dorthin jedoch zunächst den Bereich der Fantasy wählt, was mir persönlich wenig geschmeckt hat. Zwar wird "Pengin haiwei" (Originaltitel) damit nie esoterisch und denkfaul, man fragt sich trotzdem, warum dieser Weg trotz so vieler korrekter anderer Entscheidungen gewählt wurde, zumal sich alles, wie erwähnt, Richtung Science Fiction wandelt. Mag der Glaube an beseelte Gegenstände auch in der japanischen Mentalität fest verankert sein, so mutet das Verwandeln von Coladosen und ähnliches in Pinguine doch nicht gerade förderlich für die Geschichte an, eben weil sie nicht geistlos erzählt ist und nicht nur darin bemüht ist es zu versuchen, sondern dies tatsächlich (be)greifend lebt. 

Zwar braucht man sich am Fantasy-Makel nicht all zu streng aufhängen, immerhin läuft der Rest rund in seiner interessanten, wie unterhaltsamen Erscheinung, dargeboten durch liebenswerte Charaktere, bishin in jegliche Nebenrollen hinein, dennoch nagt dieses Problem am Gesamteindruck. Das Potential zu mehr war vorhanden, wird ansonsten auch ergriffen, aber diese Fehlentscheidung verhindert "Penguin Highway" den Aufstieg zu den empfehlenswerten Werken seiner Art und verkauft sich somit unter Wert. Weniger strenge Zuschauer werden dies womöglich nicht bemerken oder dem nicht sonderliche Bedeutung zumessen. Und selbst wenn man, wie ich, diesbezüglich die Nase rümpft, so bekommt man doch trotzdem eine abenteuerliche Geschichte in sehenswerter Animation geboten, die zu einem interessanten Ende führt, das einen mit seinen faszinierenden offenen Fragen so schnell nicht los lässt. Unweigerlich denkt man sich den Hauptcharakter im erwachsenen Alter weiter und die Wahrscheinlichkeiten, sowie die Möglichkeiten und Auswirkungen seines in der frühen Jugend gesteckten Zieles. Wird das Leben ihn doch eines Tages einholen, dass er groß geworden an den Erlebnissen aus der Kindheit zweifeln wird? Muss der Weg zum Ziel zwingend von seiner Seite aus her geschehen, um ein Wiedersehen zu erleben? Allein dass man sich all dies am Schluss fragt, zeigt wie intensiv man in die Wahrnehmung des jungen Helden eintauchen konnte und wie gut man sich mit ihm, trotz und aufgrund seiner sonderlichen Art, identifiziert bekommt.  OFDb

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