19.09.2020

NACHTS, WENN DER TEUFEL KAM (1957)

Ähnlich wie in der brillanten Buchvorlage des filmisch missglückten "Vaterland" zeigt uns "Nachts, wenn der Teufel kam" keine Gesellschaft voll von klischeehafter Nazi-Monster, sondern normale Menschen innerhalb ihres Alltags, in dem es hauptsächlich nicht um die Ideologie der Machthaber geht, sondern um Alltäglichkeiten. Sie leben ihr Leben im Schatten des Nationalsozialismus, der auf diesem ehrlich gewählten Wege keineswegs verharmlost wird. Interessanter Weise besitzt der Film gerade darin auch seine erwähnenswerte Falle, denn unser Ermittler sucht seinen Serienkiller lediglich der Ambition seines Berufes und zum Schutz der Bürger wegen, hat also mit dem politischen Hintergrund persönlich nichts am Hut. Und genau dieser bricht plötzlich nach herausragender Arbeit hervor. Man mischt sich ein, verfälscht Wahrheiten um den Ruf des Nationalsozialismus zu wahren, und das missfällt dem Protagonisten, der somit nicht idealistisch zum Kämpfer gegen die Unterdrückung wird, sondern rein seiner Aufgabe der Aufklärung wegen. 

Er kann es nicht zulassen, dass wer Unschuldiges sein Leben lassen muss, glaubt etwas erreichen zu können und wird in der letzten Phase dieses Krimi-Dramas auf bittere Art eines Besseren belehrt und muss die Konsequenzen tragen. Dies wirkt noch bitterer im Zusammenhang mit einer aufkeimenden Liebschaft, die darunter leidet. Dieser wichtige Rahmenaspekt spielt sich jedoch nie dominant ins Zentrum des hauptsächlich auf den Kriminalfall konzentrierenden Filmes und seiner politischen Auswirkungen. Das Zeitgefühl wird hervorragend eingefangen, oft weht ein authentischer Wind über dem Gezeigten, was mitunter an der natürlich wirkenden Besetzung liegt. Gesondert muss freilich Mario Adorf erwähnt werden, der in recht jungen Jahren bereits beweist wie talentiert er ist, wirkt sein unbeholfener, geistig überforderter Charakter doch nie zu stark zurückgeblieben, aber genügend um ihn und seine Motivation darin alles zu erzählen glaubwürdig erscheinen zu lassen. Robert Siodmak ist ein beeindruckendes Drama geglückt, welches fast sämtliche Klischees umschifft und sich auf jene Aspekte des Nazi-Regimes konzentriert, die relevant für die zu erzählende Geschichte sind. Damit wirkt sein Plädoyer für Freiheit und Gerechtigkeit weit ehrlicher als in vielen ideologisch überfrachteten Werken.  OFDb

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