07.02.2021

HÖHLE DES GRAUENS (1969)

Das deutsche DVD-Cover suggeriert man könne mit "Höhle des Grauens" seine Lust auf Horrorfilme befriedigen, in welchen billige Gummianzug-Monster als Aggressor fungieren. Es hat keine Scheu davor uns die höchst plump anzusehende Kreatur ungeschönt und zentral eingefangen zu präsentieren, und man wähnt sich als Freund solcher Filme den Unterhaltungswert betreffend in Sicherheit, egal ob das Ergebnis nun überraschend gelungener Natur sein mag oder unfreiwillig komischer. Das für diese Art Film späte Erscheinungsjahr bestärkt die Vorfreude, bedeutet das überholte Verwenden einer solchen Kreatur doch mehr Verzweiflung und/oder mehr Dreistigkeit bei den Verantwortlichen, mehr Forderung nach Naivität beim Publikum und mehr Trash-Faktor für den erfahrenen Trivialfilm-Freund (man denke nur an den erst in den 70er Jahren fertiggestellten "Octaman" als Ideal-Beispiel). Dass in derartigen Werken das Monster in der Regel nie all zu viel Präsenz beschert bekommt und viel Zeit mit Hinhalten vergeudet wird, ist allseits bekannt. Aber selbst in derartigen Produktionen geht es zentral um das Monster. Es wird darüber geredet, zum Mittelpunkt der Bedrohung erklärt, gerne auch ein Mysterium um das Wesen aufgebaut. In Larry Buchanas Horrorfilm sieht die Sachlage jedoch anders aus. Das auf dem DVD-Cover so zentral angepriesene Gummi-Wesen, ist eine Randerscheinung einer Geschichte, in der es stattdessen um einen durchgedrehten Hinterwäldler geht, der gerne Menschen unterdrückt und gefangen hält.

Das Misslingen des Streifens beginnt mit dessen Besetzung, ist der Darsteller des Psychopathen zwar mit sichtlicher Spielfreude dabei, nur überzeugt er nicht, da er nie bedrohlich wirkt. Dank eines konfusen Drehbuchs voll von Ungereimtheiten und eines inszenatorischen Gespürs auf dem Niveau eines Hochzeitsvideodrehers unterstützt das komplette Szenario diesen Zustand: die Situation der Protagonisten wirkt zu keinem Zeitpunkt bedrohlich. Wenn die schwache Verbündete des Antagonisten den Gefangenen Essen bringt und dabei hinter die Verriegelung tritt, kommt keiner auf die Idee sie zu überrumpeln. Wenn der Bösewicht seine Schusswaffe vor den Augen der Gefangenen auf deren Seite des Gitters verliert, versucht keiner auf ihn zu schießen. Man, muss dieser Mann die Helden eingeschüchtert haben, den Zuschauer an die Hand genommen hat man bei diesem Prozess jedoch nicht. Aber das würde auch den Umgang mit psychologischem Verständnis voraussetzen, und das setzt bei den Verantwortlichen des Streifens bereits in Bereichen aus, die andere Filmschaffende meist zumindest noch intuitiv zufällig durch Nachahmung erreicht bekommen. Die Einführung ins Geschehen ist holprig, unnötig umständlich und widersprüchlich erzählt, die Reaktionen der Menschen auf das was ihnen passiert wird emotional nie von Buch, Regie und Darstellern nachempfunden, und wenn das Gummi-Monster gelegentlich auftaucht (das angeblich viel größer ist, als es von der Kamera auf Menschengröße eingefangen wird) spricht man letztendlich nur im wissenschaftlichen Sinne von der ausgestorben geglaubten Spezies, sie nimmt man im Gegensatz zum geschwätzigen Hinterwäldler als Bedrohung nicht wahr. Diese unpassende Sachlichkeit steht wiederum im kompletten Gegensatz zur durchweg undurchdachten und unreflektierten Erzählweise des Gesamtwerkes.

Das klingt alles unglaublich kurzweilig schlecht, aber "'It's Alive'" (Originaltitel) schaut sich zäh wie Kaugummi, er beginnt schon sehr früh zu nerven und zu langweilen, so uninspiriert und dröge wie er erzählt ist. Da macht es zunächst Hoffnung, dass das Monster nach etwa 30 Minuten erstmals auftaucht. Aber Fehlanzeige, nach diesem Auftritt kehrt es erst am Schluss zurück, jegliche Szene dazwischen handelt vom Gefangensein durch den Unterdrücker. Und damit dies auf Spielfilmlänge irgendwie, und sei es auch noch so verzweifelt anmutend, funktioniert, wird uns im letzten Drittel unnötig ein ausführlicher Rückblick angetan, der uns erzählt, wie die Lehrerin seinerzeit in die Gewalt des Psychopathen gelangte. In zeitlich korrekter Reihenfolge erzählt hätte es dem Werk vielleicht gut gestanden, dann hätte der Aufbau der Geschichte sinnvoller, vielleicht sogar stimmiger angemutet. Viel gerettet hätte es aber freilich bei so viel Untalent nicht. Vielleicht stimmte auch produktionstechnisch etwas mit den Aufnahmen nicht, dass man sich stattdessen für den viel zu langgezogenen Rückblick entschied, denn sie werden ohne Sprech-Ton präsentiert und nur hin und wieder durch Off-Kommentare untermalt. Gefühlt zeigt uns Buchanan alle Szenen die für diese Phase gedreht wurden, denn der Rückblick nimmt und nimmt mit seinen über 20 Minuten Laufzeit kein Ende - und dies um eine Wissenslücke zu thematisieren, die nie irgendwer geschlossen haben wollte.

Man könnte glauben der Regisseur, der definitiv in diesem Beruf falsch aufgehoben ist, habe nicht genügend Erfahrung, um es besser zu können, doch der gute Mann war bereits seit 8 Jahren und 15 Filmen tätig, begonnen mit seinem Erstling "The Naked Witch". Er war verantwortlich für solch billige Autokino-Reißer wie "The Eye Creature" (einer Neuverfilmung des putzigen "Invasion of the Saucer Men"), "Zontar - The Thing from Venus" und "Mars braucht Frauen" und war, wenn auch immer mal mit zeitlicher Unterbrechungen, tatsächlich noch bis zum Jahr 2004 als Regisseur tätig. Das wirft ein völlig anderes Licht auf das erbärmliche Ergebnis von "Höhle des Grauens", den man sich auch als Freund billiger Monsterfilme getrost sparen kann. Das enttäuschende Ergebnis ist einzig schade um das herrlich plumpe Gummikostüm, viel schlechter und damit sympathischer kann ein Vieh dieser Machart kaum aussehen. Meine Empfehlung: spart Euch den Film und sucht stattdessen Fotos der Kreatur im Netz, dann habt Ihr den einzigen Sehwert des Streifens gesichtet, ohne Euch durch einen dümmlichen Streifen ohne Sehwert gequält zu haben.  OFDb

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