06.02.2021

BLOOD RAGE (1987)

"Blood Rage" ist mit seiner Killerorientierung darin bemüht ein wenig anders zu sein als der typische Slasher-Film, der 1987 bereits immer mehr an Beliebtheit verlor.  Dem klassischen 10 kleine Negerlein-Prinzip verpasst er den verspielten Umgang eines schuldigen und eines unschuldigen Zwillingsbruders und klärt in der Regel nur den Zuschauer darüber auf wer was gemacht hat. Das klingt jedoch gewitzter als es letztendlich ausgefallen ist, denn weder hat Todd einen raffinierten Racheplan a la "Ein Toter lacht als Letzter", noch treibt Terry ein gekonntes Spiel. Und so verspielt bösartig aus morbider Streiche-Sicht, wie es z.B. ein "Wicker Man" zelebrierte, ist "Nightmare at Shadow Woods" (Alternativtitel) ebenfalls nicht ausgefallen. Nun braucht ein schlicht zu unterhaltender Schlitzer-Horror keine tiefgreifende psychologische Glaubwürdigkeit, manchmal kommt ein geglückter Film dieser Art sogar komplett ohne sie aus. Aber das was "Blood Rage" diesbezüglich serviert, so wichtig wie ihm inhaltlich die psychologische Komponente ist, ist schon sehr dünn ausgefallen. Warum Terry Amok läuft, auf welche Art die Mutter psychisch abdriftet, die Verarbeitung Todds mit den Geschehnissen, das wird alles nicht erklärt und völlig undurchdacht einfach durchgezogen. Einzig der paralysierte Zustand Todds in der Kindheit, nach der Bluttat seines Bruders, besitzt eine Glaubwürdigkeit, da es einen zu verstehenden Zusammenhang/Auslöser gibt. 

Da es "Blood Rage" an einem erwähnenswerten Spannungsbogen und einer dichten Atmosphäre mangelt, ist das oberflächlich ausgefallene Spiel mit dem Vertauschen von Täter und Opfer der einzige Aufhänger des Streifens, und der kommt so undurchdacht wie dargeboten dementsprechend austauschbar daher. Zwar wird das Treiben in John Grissmers zweiter Regie-Arbeit (sein erster Horrorfilm war "Skalpell - Blutiges Spiegelbild") nie wirklich langweilig, dennoch hält die monotone Geschichte auf Spielfilmlänge nicht das Interesse an der Chose aufrecht, dafür sind die Figuren zu uninteressant charakterisiert, das Treiben nicht verschmitzt genug ausgefallen, der Täter nicht charismatisch genug (was er hätte sein müssen, wenn er schon nicht der mystische Maskierte ist oder ein Täterraten stattfindet). Dass "Blood Rage" in Genre-Kreisen dennoch eine gewisse Berühmtheit erlangt hat, liegt einzig an seinen blutigen Szenen, und die sind wahrlich nicht harmlos ausgefallen. Terry mordet derart brutal, dass zumindest diese Momente dank gelungener und höchst deftiger Spezialeffekte zu gefallen wissen. Selbst Morde die im Off geschehen wissen zu schocken. Und da den Film über die ganze Zeit eine fehlende Glaubwürdigkeit beschert wurde, kümmert es auch nicht weiter, dass das Blut der Leichen auch nach Stunden noch trieft, tropft und glibbert. Das verfehlt seine Wirkung nicht. Nur gehöre ich nicht zu der Art Horror-Freund, der sich einzig mit guten Gore-Momenten zufrieden gibt. Somit ist Grissmers letzte Regie-Arbeit nicht wirklich mein Fall. 

Zu erwähnen sei noch, dass der Film, entgegen dem was gerade im Bereich des Slashers üblich ist, stets mit dem Sexualinteresse der weiblichen Figuren spielt, während die männlichen sexuell meist desinteressiert (re)agieren. Das besitzt einen gewissen (gewollten?) trockenen Humor, der ohnehin des öfteren im an sich ernst gehaltenen Film auftritt. Gedreht wurde "Blood Rage" anbei bereits 1983, er wurde aber erst vier Jahre später veröffentlicht.   OFDb

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