29.03.2021

MR. MAGOO (2018)

Fünf Jahrzehnte nach der ursprünglichen Zeichentrickserie "Mr. Magoo" (der wiederum zwei Jahre zuvor das Weihnachtsspecial "Mister Magoo's Christmas Carol" voraus ging) hat die beliebte, blinde Zeichentrickfigur, die manch einer wohl nur real verkörpert von Leslie Nielsen aus der Komödie "Mr. Magoo" aus dem Jahr 1997 kennen dürfte, nicht mehr viel mit der chaotisch-schrulligen Originalversion zu tun. Die Franzosen nehmen diesmal die kreativen Entscheidungen in die Hand und zaubern (jedes Mal unter der Regie von Hugo Gittard, der auch für die "Rantanplan"-Serie verantwortlich war) aus dem Umstand des blinden Selbstgerechten völlig schräge Siebenminüter, die dem Stammzuschauer beknackter Cartoons gefallen dürften. Vom Rezept her wird sich unverfroren bei diversen Vorbildern bedient. Die Psycho-Katze und ihre irren Pläne erinnern stark an "Pinky und der Brain". Die Idee des Hundes Magoos (den der Mann anbei für eine Katze hält), der stets als einziger durchblickt und die Nachbarskatze von ihren irren Plänen abhält, während er zeitgleich seinem Besitzer den Arsch rettet, erinnert hingegen an die Sidekicks aus "Inspektor Gadget" und "Hong Kong Pfui". 

In modernem Zeichenstil, mit mimisch äußerst wirksamen Figuren, wird der Grad des Bekloppten schön hoch gedreht, was z.B. bestens in der Charakterisierung des komplett vertrottelten Nachbarn deutlich wird, der als völlig gehirnamputierter (und in der Deutschfassung dementsprechend herrlich passend überzogen synchronisierter) Untergebener seiner Katze nicht nur deren Diener darstellt, sondern auch ihren größten Fan. Dass sich die Szenarien von Folge zu Folge etwas arg ähneln liegt in der Natur der Sache und ist nicht wirklich ein Schwachpunkt, dafür bereitet der Nonsens viel zu viel Freude. Ein nostalgisches Erlebnis braucht man aufgrund des Zugriffs einer klassischen Cartoon-Figur nicht erwarten, das mag manch einen Freund der ehemaligen Serie eventuell enttäuschen. "Mr. Magoo" aus dem Jahr 2018 hat mehr mit diversen Nickelodeon-Vertretern gemein, als mit den 60er Jahren Klassikern, deren Figur man entlieh. So oder so ist es aber schön, dass sich die Franzosen an den guten Mann erinnerten und ihm eine neue Chance gaben, denn in den USA (die dennoch in die Produktion involviert sind) wäre es heutzutage wahrscheinlich undenkbar eine Zeichentrickserie auf den Markt zu bringen, die sich über die Behinderung seiner Hauptfigur lustig macht. Ein Hoch auf das liberale Europa!  OFDb

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