24.05.2021

SHADOW IN THE CLOUD (2020)

Angelehnt an der berühmten "Twilight Zone"-Geschichte aus dem Kinofilm "Unheimliche Schattenlichter", in welcher ein Gremlin sich am Flügel eines Flugzeuges zu schaffen macht, von einem Passagier entdeckt wird, diesem aber keiner glauben will, ist "Shadow in the Cloud" erzählt. Der wiederum zeigt uns zu Beginn einen Zeichentrick-Propaganda-Lehrfilm für Soldaten, in welchem das Thema des zerstörenden Gremlin als eine Art Sündenbock genutzt wird, wenn jemand seine Arbeit nicht richtig gemacht hat und sich aus der Verantwortung ziehen will. Es sieht original aus, ob es derartigen Schwachsinn tatsächlich für angehende Soldaten zu sichten gab weiß ich nicht, zuzutrauen ist den Amis alles, aber die Idee weiß in ihrem augenzwingernden Stil, in den sie eingebracht ist, so oder so zu gefallen. Verfrachtet wird die Geschichte ins Jahr 1943, aus der Linienmaschine wird ein Bomber und aus dem Passagier eine zwielichtige Offizierin. Die wird verkörpert von Chloë Grace Moretz, einer talentierten (nicht mehr ganz so) Jung-Mimen der USA, und wer sie so gern sichtet wie ich, den wird es freuen zu hören, dass man ihr mit "Shadow in the Cloud" fast eine Art Solofilm beschert hat. 

Denn nach einer kurzen Einführung spielt der Hauptteil des Streifens im Geschützturm, in welchem die Rolle Moretz' alleine drin sitzt und lediglich über Funk Kontakt mit der restlichen Crew hält. Wenn es nicht gerade um die ominöse Kiste geht, welche Garret von A nach B bringen soll, setzt man uns lediglich Moretz vor. Auch wir erleben die Crew hier nur über Funk. Aufgrund der ungeklärten Umstände und der Hektik der Situation weiß das Minimum an Geschichte und Hintergrund überraschend gut zu funktionieren, so sehr sogar, dass der Gremlin kaum nötig gewesen wäre, um Spannung zu erzeugen. Die Neuseeländerin Roseanne Liang, die hier erstmals einen Film mit US-amerikanischer Beteiligung inszenierte, weiß das Szenario packend zu servieren und lässt Spannungsbogen und Action harmonisch miteinander arbeiten. Ebenso wie der eingeschränkte Blickwinkel aufgrund der Konzentration auf Garret, ist die restliche Optik ebenfalls absichtlich eingeschränkt vorhanden. Die Wolken werden "Der weiße Hai"-artig zu einer Fläche, aus welcher die japanischen Angreifer plötzlich überraschend auftauchen können. Und auch der Blick auf das unheimliche Wesen ist stets meist in der wackeligen, realistischen Optik des Fliegers und der schlechten Sicht aufgrund von Wetter und Distanz zu betrachten. 

Dies in Kombination mit dem Minimalismus, der in "Shadow in the Cloud" lange Zeit anhält, bedeutet jedoch nicht, dass wir hier einen realitätsnahen Film sichten dürfen. Das beschleicht einem schon von Beginn an aufgrund der etwas arg Klischee-artig ausgefallenen Figuren, das setzt Liang aber auch endgültig unter Beweis, wenn sie in der Phase, die nicht mehr im Geschützturm spielt, Moretz als Actionheldin in Szene setzt, die jeglichen physikalischen Gesetzen trotzt und als Frau in einem damaligen Männerberuf ihren Mann stehen darf. Sicherlich übertreibt man es diesbezüglich, aber der Stimmung des Films tut es keinen Abbruch, zumal dieser ohnehin nur seiner wahnwitzigen Idee nachgehen will ohne Tiefgang erreichen zu wollen. Außerdem weiß auch in dieser Phase der Blickwinkel auf die Geschehnisse zu gefallen, fühlt man sich als Zuschauer doch wirklich mitten im Geschehen, wenn in der Maschine die Hölle los ist, einer nach dem anderen stirbt, das Flugzeug immer größere Schäden erfährt, und es schließlich zur Notlandung kommen muss. Das ist alles unglaublich effektiv erzählt, und erneut kann ich nur betonen, dass die Kreatur nicht wirklich nötig gewesen wäre, um einen aufregenden Popkornfilm abzuliefern.

Vielleicht stört mich auch deswegen der Finalkampf, am Erdboden angekommen, zumal er in seiner prolligen Art ohnehin ein Zugeständnis an das Mainstream-Publikum ist und das Bild des Streifens meiner Meinung nach schwanken lasst, begegnete Garret jeder bis dahin erfolgten Konfrontation doch aus einer gewissen Konsequenz und mit Restwürde dargeboten heraus, während der Kampf mit dem Gremlin im Wasser eher wie ein billiger Schwanzvergleich anmutet. Zudem wirkt die Kreatur mit klarer Sicht auf sie nicht so gut wie als halbschattendes Wesen, aber diesen Pluspunkt hatte man bereits während des Flugs an mancher Stelle verschenkt, wahrscheinlich ebenfalls um dem schnell gelangweilten Mainstream-Publikum mehr Schauwerte zu bieten. Wie auch immer, "Shadow in the Cloud" ist mit derartigen Schwächen sicherlich nicht die große Unterhaltung, die man sich von einem derartigen Produkt erhofft, zumal das Drehbuch es sich auch dramaturgisch teilweise zu einfach macht, um der Rasanz der Erzählung nicht zu schaden. Als netter kleiner Streifen für zwischendurch geht er aber durchaus in Ordnung. Selten haben Spannung und Action im Horror-Bereich, gepaart mit einem Kriegsfilm, derart gut miteinander harmoniert wie hier, und das ist doch immerhin auch schon ein recht gelungenes Ziel.  OFDb

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