06.06.2021

AMERICAN BEAUTY (1999)

"American Beauty" wird seinem Ruf gerecht eine hervorragende Satire auf das Spießertum, die Jugend und die Midlife Crisis zu sein. Er serviert seine Abrechnung empathisch zart dargeboten, ohne deshalb die Dinge zu verschönen oder nicht hart genug zu thematisieren. In seinem Mix aus Drama und Komödie spielt er mit verschiedenen Wahrnehmungen, Mentalitäten und unterschiedlichem Generationendenken, kann damit bei Jung und Alt gleichermaßen punkten, und teilt in die konservative Ecke ebenso aus wie in die liberale. Lebenslügen, stille Wahrheiten, Normen und Regelbrüche sind sein Thema, gewitzter Weise den baldigen Tod des Protagonisten von Anfang an ankündigend, um dementsprechend mit den Erwartungen des Publikums spielen zu können. Kevin Spacey passt derart genial in den Charakter Lesters, dass man sich kaum vorstellen kann Chevy Chase in dieser Figur zu erleben, dem man diese Rolle zuvor anbot. Auch die restliche Besetzung ist stets tadellos auf die jeweilige Figur abgestimmt, und das Drehbuch nah am Seelenleben jeglicher Person dran, selbst an jenen, die offensichtlich negativ gezeichnet sind. 

Im Gegensatz zu früher kam mir das Spiel mit der morbiden Poesie des Nachbarjungen nicht mehr so emotional nah wie in jungen Jahren, aber das beweist nur auf wie vielen Ebenen "American Beauty" zu funktionieren weiß, nun wo ich im Mittelteil meines Lebens mich umso besser mit Lester identifizieren kann. "American  Beauty" geht ehrlich mit den Bedürfnissen und Wünschen der jeweiligen Charaktere um, ganz direkt, ohne zu verschönern, zu verharmlosen oder zu überdramatisieren. Dass er gegen Ende geradezu poetisch verträumt auf das Leben als Gesamtereignis blickt, ist kein Bruch dieser Regel, sondern lediglich einer Erkenntnis der Hauptfigur geschult und gleichzeitig ein hervorragend emotionaler Motor für das angekündigte Ableben, welches sich nun, gerade in diesem Augenblick, umso bitterer anfühlt, wenn gleichzeitig auch in gewisser Weise gnädig. Jede kleine Geschichte schließt gleicher Maßen interessant, manches lässt sich erahnen, anderes überrumpelt einen regelrecht, und am Schluss hat man einen wertvollen Film gesichtet, der einem ein gutes Lebensgefühl gibt, obwohl er so gnadenlos mit unseren Fehlern der Alltäglichkeiten abrechnet. Nur die wenigsten werden das hoch-romantische Regie-Debüt des späteren James Bond-Regisseurs Sam Mendes lediglich ein einziges Mal gucken, bei all dem was es sensibel dargeboten, mal mehr, mal weniger subtil eingebracht, zu entdecken gibt - zumindest wenn man kein Herz aus Stein besitzt.  OFDb

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