05.06.2021

I KILL GIANTS (2017)

Jugendliche, die vor der Realität mittels einer Phantasiewelt flüchten, da denkt man doch mitunter zu aller erst an einen der bekanntesten Vertreter, "Heavenly Creatures" von Peter Jackson. Was dieser jedoch in verstörender Weise thematisiert, wird in Anders Walters Langfilm-Debüt auf liebevoller emotionaler Ebene angegangen, womit sich der Film eher dem völlig unbekannten "Im Sturzflug zur Erde" nähert. Während dieser jedoch durch seine authentische Feinfühligkeit zu beeindrucken wusste, bietet "I Kill Giants" seine dramaturgische Annäherung an die Protagonistin auf zu verkitschte Art, immer extremer werdend, je mehr der Film sich dem Ende nähert. Dass er nicht der geistvollste cineastische Vertreter dieser Thematik ist, zeigt er bereits mit seiner arg plumpen Symbolik. Kniffelig analytisch fallen Wahrheit und Phantasie-entrücktes Gleichnis nicht aus. Interessanter Weise versucht der auf einem Comicbuch basierende Streifen andererseits aber nie ein Rätsel daraus zu machen, ob Barbara eventuell nicht doch die Wahrheit sagt und im Stile von "Buffy - Im Bann der Dämonen" eine Welt zu beschützen hat. Dieser offensichtliche Umgang mit einer etwas verdrängenden, taffen Außenseiter-Teenagerin weiß zu gefallen. Allerdings ist weder sie  noch ihre neue Freundin sonderlich gut besetzt. Und Figurenzeichnungen am Rande, wie jene der Therapeutin und der großen Schwester, sind reifer ausgefallen und lösen weit mehr Mitgefühl aus, als die zugegebener Maßen sehr interessant charakterisierte, noch sehr kindliche Jugendliche im Zentrum der Geschehnisse. 

Die wenigen Szenen, die wir aus ihrer Perspektive sichten dürfen, sprich jene Momente, in welchen Riesen und ihre Vorboten zum Zuge kommen, sind atmosphärisch düster eingefangen und wissen auch optisch zu gefallen. Das zu brav ausgefallene Schluss-Monster erinnerte mich hingegen zu sehr an die Roboter aus Bays "Transformers"-Filmen und wirkte somit weit weniger, trotz professioneller Computeranimation. Damit passt es leider zum auch in anderen Bereichen schwächer werdenden letzten Drittel, welches einem passabel erzählten Werk zu viele Schwächen beschert, als dass man sich versöhnlich von ihm scheidet. "I Kill Giants" sitzt zu tief im US-amerikanischen Kino-Sumpf fest, mit all seinen Klischees, seiner billigen Analyse und seiner verkitschten Empathie, als dass er als sich echt anfühlendes Coming of Age-Drama, oder zumindest als abenteuerlicher anderer Blick auf die Welt überzeugen könnte. Dafür ist er schlichtweg zu unsensibel und unclever angegangen. Zartbesaitete Freunde heutiger Blockbuster könnte es hingegen gefallen, wie einfach manipulierend Walter am Schluss auf die Tränendrüse drückt. So sehr derartiges für mich auch in der Ausnahme in Werken wie "My Girl - Meine erste Liebe" funktionieren mag, so bitter daneben gegriffen wirkt es für mich hier, so gar nicht der schlagfertigen Charakterzeichnung der "Heldin" gerecht werdend.  OFDb

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen