14.06.2021

LETHAL WEAPON - STAFFEL 1 (2016)

Murtaugh und Riggs in anderer Besetzung, das hätte ich früher nie zugelassen, so toll wie Danny Glover und Mel Gibson ihre interessanten Rollen ausfüllten. Und tatsächlich ist die Serienbesetzung eine arg blasse Blaupause dieser Individuen und dient lediglich diversen Klischees. Dass ich mich an die leichte Kost der anspruchslosen TV-Serie "Lethal Weapon" mittlerweile trotzdem heran gewagt habe, liegt daran, dass ich die vier "Lethal Weapon"-Filme, die ich einst als großes Kino ansah, heute "nur" noch als nette Filmkost betrachte, ihr also nicht mehr den großen Stellenwert des Action-Kinos einräume, wie einem noch immer hervorragend funktionierenden "Stirb langsam", und das macht es freilich leicht der zahmeren und einfallsloseren Version eines besseren Stoffes eine Chance zu geben. Damon Wayans begegne ich cineastisch seit "Blankman" immer wieder gerne, deswegen reizte mich seine Hauptrollenbesetzung ohnehin, und als Wahnsinniger mit sozialem Engagement geht Clayne Crawford als Riggs eigentlich auch in Ordnung, auch wenn er immer etwas zu brav ausschaut. Meist funktioniert er dann nicht, wenn das Drehbuch zu sehr in Sozial-Romantik badet, aber da kann er ja nichts für. Das geschieht auch erst nach etwa vier bis sechs angenehmen Folgen, dann allerdings immer öfter, bis die Staffel sich wieder gefangen bekommt, diese Art der Verwässerung nur noch gelegentlich im akzeptablen Rahmen bietet, und schließlich im Finale überraschend hart und brutal und mit einem neugierig machenden Cliffhanger versehen tatsächlich erstmals das Feeling der Kino-Vorbilder streift. 

Was den Start der Staffel betrifft, so löst man sich doch leider viel zu früh vom eigentlichen Aufhänger, so dass Riggs schließlich nur noch depressiv und impulsiv ist, bei weitem aber nicht mehr so selbstmordgefährdet wahnsinnig, wie an mancher Stelle immer trotzdem mal weiterhin behauptet wird. Wie erwähnt ist "Lethal Weapon" als Serie wesentlich zahmer, als es die gewaltbereiten Filme waren, und nach einigen Folgen hat man nicht einmal mehr das Gefühl, dass hier versucht wird "Lethal Weapon" in Serienform abzuliefern. Die Figuren heißen halt so wie dort. Ihr Hintergrund wurde bereits zu Beginn verändert, aber auf serienkompatible Art, und wenn schließlich Rente und Suizid gar keine Rolle mehr spielen, sind es nur noch Cops mit gleichem Namen und gleicher Hautfarbe, Murtaugh zudem ein Familienmensch und Riggs in einem Wohnwagen am Strand wohnhaft. Parallelen finden sich in derartigen Details, weder im Begreifen der Figuren, noch im Umgang mit den Genres Action und Kriminalfilm, zumal die Serie zusätzlich stark auf den Dramenbereich setzt, der in den Filmen stets nur leicht mit wehte, um den Figuren mehr Gehalt zu bescheren. Wer Gefallen an der Serie finden möchte, der findet sie eher losgelöst von den vier Kinofilmen, als banale Feierabendkost ohne Anspruch für zwischendurch, und dann kann sie tatsächlich recht ordentlich unterhalten, mal mehr, mal weniger, selten zu wenig (der Mittelteil der ersten Staffel ist deutlicher Schwachpunkt). 

Die Besetzung geht in Ordnung, mit Ausnahme der zu künstlich agierenden Ehefrau Murtaughs und dem Grinsesohn der Familie, sowie einem ehemaligen Kriminellen, der nun Polizist ist, und nach einigen Folgen glücklicher Weise wieder aus dem festen Ermittler-Team entfernt wurde. Der spät und bislang nur einmalig auftauchende Leo Getz ist anders interpretiert, erinnert mehr an Saul aus "Breaking Bad", anstatt an den von Pesci dargebotenen Getz, aber das geht meiner Meinung nach in Ordnug, und es würde mich freuen, sollte er in Staffel 2 zurück kehren, vielleicht sogar des öfteren. Die Kriminalfälle sind meist banaler Natur, scheuen sich so wenig um Realismus wie alles in dieser Serie, dafür atmet sie zu sehr Film/Serien-Klischee-Charakter, irgendwie bekommen es die Drehbücher und die Besetzung aber dennoch hin, banal solide unterhalten zu werden, ohne dass man irgendwen nun für das durchschnittliche Ergebnis loben würde. Der einzig arg extreme Wermutstropfen dieser Serie ist meiner Meinung nach die stets präsente moralische Art, mit der Protagonisten und Publikum erzogen werden sollen, da war die unverkrampfte Art der Kinofilme doch wesentlich kompatibler mit der Thematik um Gewaltbereitschaft und Privatanliegen innerhalb der Polizeiarbeit. Murtaugh wird von seiner Frau erzogen, Riggs erlernt Einsichten über biedere Moral, und leider ist es oft auch Murtaugh selbst,der als Moralapostel auftritt, und dies bei weitem nicht immer humoristisch gemeint, wie manches Mal geschehen. 

Dass auch die Psychologin von Riggs in diese Kerbe mit hinein rutscht, dürfte Freunde der Originalfilme nicht mehr ärgern, als ihr ohnehin veränderter Grund Teil des Gesamten zu sein, denn leider dient sie nicht dem feindlichen Schlagabtausch, sondern wird zu einer brauchbaren Freundin Riggs umfunktioniert. Dies einmal akzeptiert ist sie okay für die Reihe, nicht mehr und nicht weniger, in einer Folge steht sie sogar im Mittelpunkt, und das ist nicht einmal eine schlechte Folge. Man liest es also sicherlich heraus: "Lethal Weapon", die Serienvariante, ist alles andere als eine Pflichtveranstaltung, für Freunde banaler TV-Kost nach einem stressigen Arbeitstag eher gemacht, als für die Anhänger der Originalfilme, von diesen distanziert als Trivialunterhaltung aber dafür geeignet nett unterhalten zu werden, wenn auch auf etwas unterfordernde Art. Eine wirkliche erzählerische Energie und Weiterentwicklung von Geschehnissen und Charakteren kommt erst gegen Ende auf, eine Phase die man ganz klar als den Höhepunkt der ersten Staffel betrachten kann, auch wenn die ersten Folgen der Serie den Kino-Charakteren noch am nächsten kamen. Vielleicht ist es auch besser so, dass die Serie losgelöst von diesen lieber ihren eigenen Weg geht, ich weiß es nicht.  OFDb

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