29.12.2021

ICH BIN DEIN MENSCH (2021)

"Ich bin Dein Mensch", der nur lose an der Kurzgeschichte von Emma Braslavsky orientiert sein soll, nimmt sich des Themas künstliche Intelligenz von jener Seite an, wie es wäre menschengleiche Roboter für Einsame einzusetzen. Dabei geht die Regisseurin und Mitautorin Maria Schrader weder verträumt verkitscht vor, wie man es von einem US-amerikanischen Werk erwarten würde, noch völlig verkopft, wie es der deutsche Autorenfilm gerne angeht. Mit einer kritischen, geistreichen Protagonistin im Zentrum, die nicht der Einsamkeit wegen zu einem ihr perfekt zugestimmten Cyborg greift, sondern aus der Not heraus an einem Experiment teil nimmt, findet die Geschichte Distanz und Gefühl zugleich, während sie stets durchdacht und reflektiert bleibt. Da sie nicht dem Typ Frau aus der Masse entspricht, kommt es zu allerhand humoristischen Situationen, da die Maschine sich ihr mental erst annähern muss anhand von Fehlversuchen, die sich mit der Zeit verringern sollen. Dabei begeht das Drehbuch nie den Fehler Tom, wie die K.I. heißt, in seinen Fortschritten zu menschlich werden zu lassen, ihn aber interessant dabei studiert, wie er perplex wahrnimmt, wie komplex und unlogisch Menschen sind. 

Die Wissenschaftlerin Alma hingegen verfällt irgendwann dem Charme, trotz aller Skepsis und ihres Zynismus', ist Tom doch nun mal auf sie abgestimmt. Aber sie weiß was dies bedeutet und warum dem so ist, was ein intelligenter und konsequent durchdachter Off-Kommentar gegen Ende des Streifens deutlich macht und noch einmal all den unterschwelligen Tiefsinn der Gesamtgeschichte nach Außen verfrachtet und einen staunen lässt wie kompatibel Sachlichkeit und Emotion miteinander verschmelzen können, ohne ein unterkühltes oder geistloses Produkt in schwammigem Kompromiss zu werden. Dass es bei der Geschichte in seinem Fazit längst nicht nur um künstliche Intelligenzen geht, sondern auch schon um das bereits von vielen Menschen durch Technik vorgenommene optimierte Leben und der damit häufig verbundenen Distanz zu menschlichen Kontakten, bzw. dem Verlernen einen derartigen aufrechterhalten oder ansteuern zu können, ist klar. Diese Gesellschaftskritik kommt konsequent aber nicht moralinsauer daher und wird uns eher subtil, anstatt mit dem Holzhammer serviert. 

Denn "Ich bin dein Mensch" ist in jeder Faser ein sensibles Werk, feingeistig, wie emotional, und in seiner glaubwürdigen Besetzung auch im Erscheinungsbild gelungen und somit nicht nur im Herzen. Lediglich die Art wie Alma Tom doch noch verfällt, kam mir nicht glaubwürdig genug vor, weniger wegen der gelungen eingefangenen Gefühlswelt Almas, zwischen Leugnen, Verstehen und Fühlen pendelnd, sondern eher wegen der Eigenart Toms, der trotz Annäherung an Alma stets mental Maschine bleibt, was meiner Meinung nach bis zum Schluss eine Distanz bei Alma verursacht hätte. Aber da scheiden sich sicher die Geister, und da "I Am Your Man" (Alternativtitel) ansonsten glaubwürdig umgesetzt ist und die Geschichte den romantischen Aspekt obligatorisch benötigt, ist dieser kleine Schwachpunkt nicht der Rede wert. Mir gefällt am Gesamtergebnis anbei die Konsequenz am Schluss bezüglich der Widersprüchlichkeit des Menschen, so dass "I'm Your Man" (Alternativtitel) zu jenen Werken zählt, die sich ihrer eigenen Aussagen auch annehmen, anstatt sie lediglich zu äußern.  OFDb

1 Kommentar:

  1. Einer meiner Highlights im zurückliegenden Jahr. Dan Stevens ist richtig gut. :-)

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