18.04.2022

KARNEVAL DER BESTIEN (1980)

So reizvoll "Karneval der Bestien" in der Theorie auch klingen mag, meiner Meinung nach zählt er zu den schwächsten Filmen mit Paul Naschy (der diesmal auch Regie führte), egal ob aus Trashsicht betrachtet oder bezüglich ernst gemeinten alternativen Filmgeschmacks. Der Titel ist ohnehin Augenwischerei, die Bestien (egal ob im tierischen, oder im menschlichen Sinne) bekommen nur wenige Minuten gegen Ende beschert, der Karneval ebenso. Alles was dem voraus geht schaut sich widersprüchlich zur vorhersehbaren Finalpointe und ist mit Blickwinkel auf den Aufhänger lediglich Füllmaterial. Betrachtet man dieses Füllmaterial nicht geblendet von der Marktstrategie der Produzenten als Hauptgeschichte, fällt schnell die Orientierungslosigkeit auf, die der Streifen sowohl mental, als auch in der Charakterzeichnung, sowie auf der Suche seines Zentrums besitzt. Letztendlich wohnt man hauptsächlich einem theatralisch vorgetragenen Drama bei, in dessen Geschehen eine Figur ins Zentrum gerückt wird, die uns in der recht lang ausgefallenen Vorgeschichte zuvor überzeugend als unsympathischer Mörder, Verräter, Dieb und Herzensbrecher vorgestellt wird, angekommen im Hauptszenario aber plötzlich alle Herzen für sich gewinnen soll, ohne dass das Drehbuch oder der (wie immer) überforderte Naschy selbst etwas dazu beitragen diesen neuen Fokus für den Zuschauer verständlich und nachempfindbar vorzubereiten. Da fällt am Rande mal ein Geständnis, dies jedoch derart beiläufig und nicht als Entschuldigung oder Reue formuliert, sondern doch nur vorgetragen um mit der neuen Liebgewonnenen Süßholz zu raspeln. 

Nur selten werden Spannungsmomente oder morbide Szenen eingeworfen, geschieht dies soll der Zuschauer durch den Anblick eines fremden Augenpaares, das durch Spalte in Wand und Türen schaut, beunruhigt werden. Da es an einer Heranführung mangelt, weshalb das Augenpaar gefürchtet werden muss, und nicht einmal die wenigen Anspielungen auf etwas Unheilvolles in ihre Richtung schlagen, funktioniert dies freilich nicht. Die sehr langweilig und brav gehaltene Hauptgeschichte bekommt man mit derartigem nicht aufgepeppt. Das schaffen nicht einmal die viel zu selten und meist zu spät eingebrachten Morde, die uns zumindest nett getrickste Leichenbilder nach den Taten des Unbekannten zaubern. Wenn "Human Beasts" (Alternativtitel) erst einmal zu Ende erzählt ist und sein Geheimnis, welches im Alternativtitel "Cannibal Killers - Human Beast" bereits verraten wird, offenbart, wird aus "El carnaval de las bestias" (Originaltitel) dennoch kein zusammenhängendes Ganzes, da am Ende alles keinen wirklichen Sinn ergibt, selbst die halbwegs durchdachten Elemente, denen es an psychologisch sinnvollen Zusammenhängen mangelt. "The Beasts' Carnival" (Alternativtitel) ist unglaublich langweilig und ereignislos ausgefallen, kaum Horrorfilm, auch als Drama eine Niete und lädt auch nie wirklich zum Rätselraten ein, was im ominösen Haus völlig normal scheinender Leute scheinbar merkwürdiges passiert. Gleichgültig wirft man irgendwann, erschöpft von der Ereignislosigkeit des Geschehens, die Neugierde über Bord, enttäuscht von einem Film, der nicht weiß was er will. Zumindest weiß ich nicht was er wollte. Es interessiert mich auch nicht mehr.  OFDb

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen