18.04.2022

MEMORIES OF MURDER (2003)

Ähnlich wie Finchers vier Jahre später entstandener "Zodiac - Die Spur des Killers" wirft "Memories of Murder" einen Blick auf die Ermittlungen eines in der Vergangenheit tatsächlich begangenen Verbrechens eines Serienkillers, das zur Entstehungszeit des Filmes ungelöst blieb (mittlerweile aber durch DNA-Beweise aufgelöst werden konnte). Anders als der erfolgreiche US-Film ist der in seiner Heimat ebenfalls erfolgreiche südkoreanische Beitrag nicht darauf aus alles detailgetreu und realistisch wiederzugeben. Das zeigt bereits der Humoreinfluss an mancher Stelle, z.B. beim etwas arg auf dümmlich getrimmten Charakter des ortsansässigen Ermittlers. Seine Methode wird jener professionell durchdachten eines externen Kriminalisten entgegen gestellt, der gegen des Willens des Dummen dazu stößt. Der Film spielt augenzwinkernd damit, dass dennoch beide Seiten stets vorwärts kommen und auf ähnliche Ergebnisse stoßen. Erst spät arbeiten die beiden wirklich zusammen, und selbst dann sind sie nicht wirklich ein zusammengeschweißtes Team. Auffällig ist hingegen der Mentalitätenwandel der beiden. Aus dem stets ruhigen, sachlichen Mann wird ein aggressiver, aus einem leichtfertigen ein besonnener, wenn auch weiterhin nicht mit Intelligenz gesegnet (wie auch?). 

Zwar mangelt es "Salinsui Chooeok" (Originaltitel) nicht am nötigen Ernst an entscheidender Stelle, wirklich düster ist er für seine Thematik jedoch nicht ausgefallen. Das ist kein Schwachpunkt des Streifens, derartiges ist von Regisseur Bong Joon-ho und seinem Team nicht gewollt, es überrascht lediglich, wenn man wie ich unvorbereitet an diesen Mix aus Kriminalfilm und Drama heran geht. Die Mimen wissen zu überzeugen, die scheinbare Orientierungslosigkeit des Handlungsablaufs ist gewollt, lebt der Streifen doch zu einem guten Teil von den Verzweiflungstaten der Ermittler und ihrer Versuche im Dunkeln tappend vorwärts zu kommen. Und da das Szenario, abgesehen von manch absichtlich eingestreuter Übertreibung in Comicmentalität, sachlich überzeugt und das Ergebnis zu unterhalten weiß, gibt es an "Memories of Murder" nicht wirklich etwas zu meckern, zumal er mit dem nötigen Respekt vor den tatsächlichen Ereignissen erzählt ist. Vielleicht dümpelt er manchmal etwas zu sehr vor sich hin (was aber eben mit besagter Orientierungslosigkeit der Protagonisten zu tun hat), aber eigentlich hat er das Herz am rechten Fleck und ist professionell genug umgesetzt, um ihm seinen Erfolg in der Heimat auch zu gönnen.  OFDb

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