Der immer wieder hoch gepriesene Fortschritt des Menschen hat ihn
mittlerweile in eine lebensbedrohliche Situation gebracht. Waren die
technischen Errungenschaften eine Sackgasse ohne Ausweg?...
Veraltete Gehirne...
Veraltete Gehirne...
Wenn es um das Thema Natur geht, wird der Mensch gerne von Idealisten dämonisiert. Dabei ist er selber Teil der Natur mit dem was er tut, schadet sicherlich nicht nur sich, aber die Natur würde sich ohnehin regenerieren, wenn der Mensch einmal nicht mehr wäre. Will man unsere Spezies also als schlecht oder dumm bezeichnen, muss man dies auf sein eigenes Schicksal beziehen, und überraschender Weise geht man diesen richtigen Weg in „Endstation Fortschritt“, der davon berichtet wie der Mensch auf dem besten Wege ist sich selbst auszulöschen, wenn er nicht lernt umzudenken.
Mit besagtem Umdenken befasst sich „Endstation Fortschritt“ leider zu selten. Da fallen mahnende und wachrüttelnde Worte, an Vorschlägen, wie ein Wandel angegangen werden kann, mangelt es jedoch gehörig, dabei wäre doch genau dies der interessante Aspekt dieser Thematik gewesen. Wir leben in einer Zeit, in welcher die Leute merken, dass etwas getan werden muss. Die ignoranten Zeiten des Menschen als reines Fortschritttiers im Bewusstsein der Bevölkerung bröckelt seit der 90er Jahre immer mehr und ist kaum noch vorhanden. Warum muss man also 2/3 der Laufzeit damit verschwenden immer wieder zu mahnen und zu schimpfen? Das ist viel vergeudete Zeit, auch wenn diese etwas hart klingende Hauptphase des Streifens schon recht hintergründig untermauert wird.
Interessant wird die Dokumentation im Löwenanteil da z.B. bei der Frage, warum der Mensch, trotz seiner vorhandenen Intelligenz, nicht in der Lage ist so zu handeln, dass seine eigene Zukunft gesichert ist. Warum bringt er sich und nachkommende Generationen in solch große Gefahr, die für ihn nur schwer umkehrbar ist? Und da kommt manch Erkenntnis-reiche Antwort auf, die uns in der Evolution knallhart zurück zu den Höhlenmenschen degradiert und aufzeigt, dass wir wie Kinder sind, die mit etwas spielen, das sie nicht komplett begreifen.
Auch das mag zunächst nach Idealistengeschwätz klingen, aber die Problematik, die der Film anspricht, ist nicht von der Hand zu weisen, und was ich hier so salopp zusammenfasse bezieht sich auf verschiedenste Bereiche der Forschung, und so wird in „Endstation Fortschritt“ beispielsweise erläutert welchen Einfluss einzelne Phasen der Evolution auf das menschliche Gehirn hatten.
Der Film der Regisseure Roy und Crooks geht trotz des erhobenem Zeigefingers und der mahnenden Worte bemüht rational vor, versucht gar nicht erst verschiedene Meinungen neutral zu beleuchten, sondern klagt knallhart an. Und dies kleidet einen Film zu dem Thema gut. „Endstation Fortschritt“ klagt an und will damit mehr als lediglich provozieren. Er zeigt mit dem Finger ganz direkt auf Banker und Großkonzerne, nachdem er eindeutig klar gemacht hat, dass es zwei Arten von Fortschritt gibt, und angeprangerte Verursacher zu jener Sorte gehören, welche zu sogenannten Fortschrittsfallen führen.
Bei der Definition des Wortes Fortschritt begeht der Streifen meiner Meinung nach einen kleinen Fehler. Schließlich steht Fortschritt für das Weiterkommen, der Begriff gibt jedoch keine Richtung vor. Ein Rückschritt fällt ebenfalls in die Formulierung Fortschritt, der Film suggeriert jedoch, trotz vorhandenem Kapitels über die Deutung besagten Wortes, Fortschritt wäre immer der Schritt neuer Erkenntnisse.
Aber da muss man sich nun nicht an Kleinigkeiten aufhängen, welche nicht relevant für die Botschaft des Streifens sind. Andererseits reden die zu Wort kommenden Experten hier derart deutliche Worte, dass sie von ewig Gestrigen ohnehin als Panik machende Idealisten wahrgenommen werden, und da macht jedes Steinchen, welches die Rückendeckung zu bröckeln bringt, doch schon etwas aus, sobald es zu einer Debatte kommen könnte.
Die findet freilich im Film nicht statt, denn wie erwähnt klagt er an, lässt in seinem kurzen Anriss über mögliche Veränderung zur Abkehr des Problems aber auch einen Forscher über synthetische Biologie zu Wort kommen, dessen Weg von den Machern des Streifens als weitere Fortschrittsfalle bezeichnet wird. Man macht somit zwar deutlich, nichts von der Idee zu halten (und erwähnt auch warum), lässt ihn aber in aller Ruhe zu Wort kommen, immerhin glaubt er einen Weg gefunden zu haben aus der Fortschrittsfalle herauszukommen und die Erkenntnisse des Menschen positiv nutzen zu können.
Und hier mangelt es nun an alternativen Ideen. Vereinzelt werden welche genannt, wieder einmal muss der Zuschauer einsehen, dass er eigentlich weniger konsumieren müsste, um den Planeten nicht unnötig auszubeuten. Letztendlich geht ein Wandel nur dann vonstatten wenn alle mitziehen. Interessant werden hierfür die deutlichen Worte eines Historikers, der auf den entscheidenden Unterschied vergangener, ähnlicher Probleme aufmerksam macht (insbesondere im Bereich der Verschuldung) und darüber berichtet, wie der Mensch einst mit seinen Problemen umgehen konnte und warum aufgrund der Globalisierung eine vergleichbare Flucht nicht mehr möglich ist.
Ich weiß nicht über wen die Dokumentation dafür hätte handeln sollen und wer dafür zu Wort hätte kommen sollen, aber ich denke der letzte Part, die Frage danach wohin wir umdenken müssen und wie wir der Fortschrittsfalle entkommen können, wäre der wichtigere Part des Streifens gewesen. Dieser wird jedoch viel zu kurz angeschnitten, u.a. aber auch deshalb, weil die zu Wort kommenden Menschen in diesem Film meist selbst nicht wissen was die Lösung der ganzen Sache sein kann. Zumindest zeigt der Film auf, dass der Mensch ein Warum-Tier ist, sich immer wieder mit dieser Frage beschäftigt, und damit auch die Möglichkeit hat sich aus dem Problem herauszumanövrieren. Leider handelt der Mensch erst wenn er mit dem Rücken zur Wand steht. Zur Zeit befinden wir uns jedoch erst in jener Phase, in welcher wir beginnen die Wand zu spüren.
Dass wir tatsächlich davor stehen, dämmert uns erst so langsam, ein Fakt der ebenfalls nicht im Film genannt wird und erklären könnte warum wir trotz unseres Wissens und unserer Intelligenz noch immer nicht in die richtige Richtung handeln. Zumindest dämonisiert der Film uns nicht, zeigt uns teilweise als dumme Wesen, aber noch viel eher als hilflose, und zeigt anhand der Finanzkrise und dem Verhalten der Banker auch warum. Somit prangert der Film nicht nur an, sondern nimmt uns und unsere Situation sowie unsere menschliche Natur auch in Schutz. Gerade dieser Bereich macht deutlich wie rational man vorging, hätte das zentrale Thema diesen Aspekt doch auch locker ausblenden können, um zu suggerieren der Mensch sei einfach nur schlecht. OFDb
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