21.11.2021

GENIE UND SCHNAUZE (1988)

Den Sherlock Holmes-Mythos aushebeln und ihn gleichzeitig gut kennen und ehren, das schafft die Komödie "Genie & Schnauze - Without a Clue" (Alternativtitel), die aus Holmes eine Erfindung Watsons macht, der das eigentliche Genie ist und aufgrund der Popularität seiner Erfindung wen finden musste, der den Sherlock mimt. Den findet er in einem erfolglosen Schauspieler mit Alkohol- und Spielproblem, der von allen angehimmelt wird, während Watson hingegen keinerlei Beachtung geschenkt bekommt. Das gibt Kingsley eine große Chance comic-artig die beleidigte Leberwurst zu spielen, während man Michael Caine erfrischend ungewöhnlich herumalbern sehen darf. Dass der Aufhänger und die daraus resultierende Chemie zwischen den beiden Hauptfiguren Selbstläufer ist, merkt man daran, dass sie nie aufhört lustig zu sein und nicht den Kniff von "Was ist mit Bob?" voraus greifen muss, dass der unterdrückte Charakter wahnsinnig wird, um sich aus dem Schatten zu befreien. 

Stattdessen begleiten wir das Duo aus arrogantem Dämel und verkanntem Genie durch einen Kriminalfall, der interessant genug ausgefallen ist, um ihm zu folgen, aber nicht zu dominant daher kommt, als dass er den eigentlichen Aufhänger in den Hintergrund schieben würde. "Without a Clue" (Originaltitel) bleibt selbst dann noch kurzweilig, wenn das Team kurz auseinandergerissen wird und der Kriminalfall für die finalen Momente ins Zentrum rückt. Das funktioniert allein deswegen so gut, weil Sherlock auf sich allein gestellt keineswegs cleverer wird. Hier bleibt das Drehbuch konsequent. "Sherlock and Me" (Alternativtitel) ist ein Heidenspaß, für Freunde der Materie ebenso wie für Unwissende im Sherlock Holmes-Universum. Es bereitet Freude zuzusehen, wie zwei meist auf stilvolle Rollen abonnierte Schauspieler einmal hemmungslos einen auf Comicfigur machen dürfen (gerade die Slapstickmomente mit Caine sind unglaublich witzig ausgefallen), und als Ergänzung weiß zudem Jeffrey Jones wie immer zu gefallen, freilich in der Rolle des Inspectors Lestrad, der mit neidischem und interessiertem Blick all dem plumpen Rumgetue Sherlocks folgt, welches seine Brillanz darstellen soll, während Watson unerkannt neben dessen Hokuspokus die Denkarbeit übernimmt. "Genie und Schnauze" kommt lockerleicht und unverkrampft daher und erreicht damit ein Niveau mit links, das manch zu bemühte Holmes-Alternativstoffe nicht erlangen.  OFDb

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