17.06.2012

ZWEI WIE PECH UND SCHWEFEL (1974)

Zwei Haudegen legen sich mit der Mafia an, da deren Mitglieder ihr heißgeliebtes Strandbuggy auf dem Gewissen haben...

Babba-beo, babba-beo...
 
Man ist vom Prügelduo Bud Spencer und Terence Hill schon so einiges gewohnt. Der einzig realistisch betrachtet anspruchsvolle Film der beiden war "Die rechte und die linke Hand des Teufels". Alle weiteren gemeinsame Werke waren schlichte Fun-Filme für zwischendurch, mal mehr gelungen und mal weniger. Die Handlung dieser Werke war jeweils hauchdünn, bis zum Jahr 1973 war "Zwei wie Pech und Schwefel" jedoch ganz deutlich der Spitzenreiter in diesem Bereich. Da darf man schon zu Recht fragen, wie es eine Komödie schafft, die gerade einmal von einer prügelfreudigen Schadensersatzforderung an die Mafia handelt, derart gut zu unterhalten.

„Zwei wie Pech und Schwefel“ ist wie so ziemlich jeder andere Beitrag des Prügel-Duos weit von jeglicher Realität entfernt. Zwei Bauarbeiter-Typen geben der Mafia eins auf die 12 und überleben diesen Mut nicht nur, sondern kommen auch immer als die Sieger aus jeglicher Situation heraus. Aber der Charme dieses Filmes liegt mitunter gerade an seiner herrlichen Naivität, welche den Mann von nebenan zu einer Art Superheld erklärt.

Marcello Fondato kümmert sich einfach nicht darum irgendetwas zu vertiefen was ohnehin nicht zu vertiefen nötig wäre und baut auf der Stärke des Teams Spencer/Hill auf. Selten durften diese so hemmungslos herumblödeln wie hier. Ganz deutlich wird dies in der grandios albernen Gesangsszene, eine Kultszene für jeden Fan des Duos. Den Höhepunkt erreicht besagte Szene dann, wenn Bud Spencer sich Richtung Frauenchor schleicht und mit heller Stimme deren Part mitsingt.

Alles guckt sich weit hergeholt, alles wird nur inszeniert für den schlichten Lacher. Konsequent kann man da nur sagen, nur selten geben sich Komödien derart der Banalität hin und kommen damit zu einem solch lustigen Ergebnis. Entweder schütten sie einen lustlos mit Nonsens zu, wie so manche Leslie Nielsen-Entgleisung oder sie meiden ein derartiges Niveau von Anfang an.

Unwichtigkeiten wie der Würstchen- und Bierwettbewerb werden derart zelebriert, dass sicherlich der ein oder andere spätestens dort damals den Kinosaal verlassen hat. Aber Spencer/Hill-Filme standen schon immer für eine ganz individuelle Sorte Actionfilm, die nie komplett ohne beide Darsteller zu funktionieren wusste. Das ist vielleicht auch besser so. Ich will mir gar nicht vorstellen wie so ein Prügelfilmchen mit geistigem Dünnschiss im Look der Jahrtausendwende und im Wandel des Kinos seit damals heute aussehen würde, wenn es auch ohne die beiden Stars umzusetzen gewesen wäre.

Wundern darf man sich sicherlich über das Auftauchen von Donald Pleasance. Dieser darf eine wunderbar überdrehte Comicrolle spielen, ebenso wie sein Filmpartner, der dicke Mafiachef. Beide hätten genauso gut in einem „Clever & Smart"-Heft auftauchen können, besitzen keinerlei Tiefsinn, so wie jeder Charakter dieses Streifens, und so funktionieren sie eben auch nur auf der dünnen Basis dieses Filmes. Ihre Rollen in anderen Mafiasituationen weiter gedacht wären schon nicht mehr wirksam.

Zu guter Letzt sei noch die wunderbare Musik erwähnt, ein Trumpf des Großteils der Spencer/Hill-Filme und wie so oft schlicht komponiert aber ohrwurmverdächtig ausgefallen. Andere Lieder braucht man hier kaum suchen.

Dass sich die beiden Hauptdarsteller diesmal auch anders zu wehren wissen als immer nur mit bloßen Fäusten, ist weder Stilbruch noch negativ zu betrachten. Im Gegenteil, Szenen wie die Zerstörung der parkenden Autos durch andere Autos mittels eines Gabelstaplers sind lustig inszeniert. Dass es immer das selbe in Grün ist, wie beispielsweise die Eingangssequenz in "Vier Fäuste für ein Halleluja" (dort waren es Bohnen und Pferde anstatt Autos), ist dabei ziemlich schnuppe. So lang der Spaß an der Freude beim Zuschauer überspringt, kann nicht zu viel verkehrt gemacht worden sein, zumal die Filme u.a. von Wiederholungen und Übereinstimmungen in Form von Running Gags leben. Es war seinerzeit ohnehin ein kleines Wunder, dass sich die Prügeleien der beiden Stars auch außerhalb des Western-Genres wirksam anwenden ließen. Dass „Zwei wie Pech und Schwefel“ letzten Endes nur für die schnelle Mark gedreht wurde, dürfte jedem klar sein, manchmal geht ein solches Rezept halt trotzdem auf.

Man muss dem Film zu gute halten, dass er nichts Großes sein will und seine Plumpheit nicht zufälliger Natur ist, sondern geradezu provoziert wurde. Ob es irgendwem mundet, der es in der Regel nicht so mit Spencer/Hill-Filmen hat, ist fraglich. In meinen Augen ist dieser Streifen geradezu auf den Fan zugeschnitten und bietet keinerlei Zusatzfreuden für andere Cineasten. Aber wen juckt das, wenn im Gegenzug den Fans des Duos mit "Zwei wie Pech und Schwefel" ein solch großartiges, unverfälschtes Geschenk gemacht wurde?  OFDb

2 Kommentare:

  1. In den 70er Jahren gabs in der ARD die Sendung "Kennen Sie Kino?" mit Hellmut Lange. Dieser Sendung entnahmen wir Pseudo-Intellektuellen rasch, welche neuen Film unsereiner als "würdig" zu betrachten hatte - wobei wir schon aus zwei-, dreiminütgien Ausschnitten unsere Schlussfolgerung zogen. Selbstverständlich waren die (synchronisierten) Spencer/Hill-Streifen "unter unserem Niveau". Heute entdecke ich zunehmend, dass viele Filmfreunde noch immer ihren Spass an der Banalität des Duos haben - und ich beginne mich langsam zu fragen: Bin ich als angehender Greis endlich reif genug für die verpassten Filme?

    Ist wohl an der Zeit, dass ich es herausfinde. :)

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    1. Dann beginne auch unbedingt mit ihrem ersten Erfolg, das ist auch gleich der niveauvollste Streifen: "Die rechte und die linke Hand des Teufels"! Ein herausragender Film, an dem Terence Hill mit "Mein Name ist Nobody" gleichrangig anknüpfen konnte und Bud Spencer nie.

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