Nach einem Unfall ändert Steven sein Leben. Zuvor lebte er den Schein
mit Frau und Kind, nun gibt er offen zu schwul zu sein und kostet diese
Freiheit aus. Doch dafür braucht man Geld, und dies holt sich Steven
über Betrügereien, die klein beginnen und immer größer aufgezogen
werden. Als er daraufhin im Gefängnis landet, lernt er seine große Liebe
kennen: Phillip Morris...
I Love Movies With Jim Carrey...
Wenn Jim Carrey sich an ein ernste(re)s Projekt wagt, dann steckt in der Regel eine interessante Geschichte dahinter. Das wirkliche Leben schreibt eine solche gern und oft, und da „I Love You, Phillip Morris“ auf wahre Begebenheiten beruht stand einer hohen Erwartung in dem wunderschönen Genre Tragikomödie also nichts im Weg. Streng genommen ist diese Geschichte aus dem wahren Leben auch recht interessant zu nennen. Warum man sie aber gerade so erzählt, wie es der Debutfilm der Regisseure Glenn Ficarra und John Requa tat, will mir nicht ganz in den Sinn kommen.
Es ist nicht so, dass die beiden mit ihrem Debüt gescheitert wären. Der Film weiß zu unterhalten. Aber die gesetzten Schwerpunkte sind meiner Meinung nach falsch gewählt. Die Hauptphase des Films, das Zusammenleben mit Phillip Morris, gehört im Gesamtbild des Erlebten zum uninteressantesten Part der Geschichte. Die wirklichen Highlights werden im Schnellverfahren abgearbeitet: das Leben vor dem Wandel, der Wandel, die kleinen Gaunereien, das Erarbeiten der Begabung eine professionelle Gaunerei durchziehen zu können (viel zu kurz angeschnittener Punkt) und das Einleben im Gefängnis. Schade dass der Film hier nur das Nötigste erzählt und über diesen hektischen, sprunghaften Stil in dieser Phase auch am unterhaltungsfeindlichsten bleibt. Denn das ist der Witz: durch die Inszenierung weiß im fertigen Film tatsächlich der eigentlich uninteressanteste Aspekt der Geschichte am meisten zu unterhalten: die Beziehung mit Phillip Morris.
Der Film hätte einen anderen Namen bekommen, und ausgerechnet die Rolle von Ewan McGregor, der auf ein neues beweist wie talentiert er ist, wäre stark gekürzt worden. Aber das wären Randerscheinungen gewesen, die ich gerne in Kauf genommen hätte, um die Geschichte so zu erleben wie sie am interessantesten gewesen wäre. Der Fehler beim gewählten Schwerpunkt ist nun einmal, dass sich der Zuschauer nach einiger Zeit fragt, was die Geschichte eigentlich erzählen möchte.
Da verlieben sich zwei Schwule im Knast, und der eine finanziert deren schönes Leben durch Betrug. Das könnte noch interessant klingen, wenn die Betrügerei im Vordergrund stehen würde, aber selbst wenn diese nach dem Knast endlich einmal mehr vertieft wird, als im ersten Drittel des Streifens, bekommt sie doch nicht genug Gewichtung, um wirklich zu einer interessanten Geschichte zu werden.
Das war den Regisseuren sicherlich bewusst, und man merkt schnell dass der Film seine Pluspunkte aus den Charakteren ziehen will anstatt aus einer packenden Geschichte. Denn die bieten sich für einen interessanten Film geradezu an: der ewig naive Phillip, der immer an die Falschen gerät, inklusive Steven. Und Steven, ein Mensch der allen so lange etwas vorgeschwindelt hat, bis er selbst nicht mehr weiß wer er ist. Schön dass dies zumindest im letzten Drittel in den Vordergrund rückt. Aber ein Vertiefen der oben genannten, zu kurz kommenden Themen, hätten den Zuschauer viel mehr in dieses verlorene Gefühl mit eintauchen lassen. „I Love You, Phillip Morris“ guckt sich zu theoretisch, und das finde ich verschenkt in einem Genre wie der Tragikomödie.
„I Love You, Phillip Morris“ weiß routiniert zu unterhalten und wird nie langweilig, auf der anderen Seite wird er aber auch nie aufregend genug, um ihn als Empfehlung zu feiern. Die erste halbe Stunde ist zu hektisch erzählt. Wer mit ihr Schwierigkeiten hat, sollte dem Rest des Filmes aber ruhig dennoch eine Chance geben. Allein den beiden Hauptdarstellern bei ihrer Arbeit zuzusehen, ist das Einschalten bereits wert. Es sind beides einfach große Talente ihres Fachs. OFDb
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