12.07.2016

KRISTY (2014)

Das übliche Szenario eines Slashers, dass eine Gruppe von Leuten einem Irren in die Hände fällt, wird in „Kristy“ umgedreht. Ein einzelner Mensch muss sich gegen eine Bande maskierter Mörder zur Wehr setzen, das Szenario der Home Invasion-Filme „Funny Games“, „The Strangers“ und Co erweitert auf die Weiten des Campus, so dass diese in Kombination mit der klassischen Slasher-Thematik auf „Die Klasse von 1984“, auf „The Purge“ und auf „Graf Zaroff“ trifft, ohne durch diesen Mix eine eigene Handschrift zu entwickeln. Damit der Filmfreund etwas interessierter an das Szenario herangeht wird „Twilight“-Star Ashley Greene gegen den Strich besetzt und darf die Anführerin der Psychopathen spielen. Und ihre Anwesenheit ist es schließlich auch, die aus Produzentensicht erklärt waum der eigentlich recht gut umgesetzte „Random“ (Originaltitel) manchmal etwas arg kindlisch ausfällt.

Das fällt nicht nur in der Naivität und der etwas zu gewollten Coolness an mancher Stelle des Streifens auf, am ärgerlichsten zeigt sich dies im Schlusssatz des Filmes, der unsinniger und infantiler nicht ausfallen könnte und einen so aus dem Film entlassen will wie es seiner Zeit Neo in „Matrix“ tat. Da kündigt sich etwas Großes für den Markt der Fortsetzungen an, denn die Killerclique ist Teil eines großen Netzwerkes, welches im Gegensatz zur „Hostel“-Verschwörung nicht nur an einem einzigen Ort tätig ist. Zu dumm nur, dass der Schlusssatz anstatt das Mysterium der Organisation zu puschen für Fremdschämen sorgt, was den Film zwar nicht kaputt macht, aber unnötig ärgerlich beendet.

Zwar ist „Kristy - Lauf um dein Leben“ (Alternativtitel) spannend, packend, kurzweilig und atmosphärisch inszeniert, dennoch darf man sich schon lange vor besagtem Schlusssatz ärgern, ist der von Oliver Blackburn gedrehte Streifen doch angehäuft mit allerhand Idiotien, die es einem schwer machen den Stoff all zu ernst zu nehmen. Nicht nur dass Lesley über eine Kondition verfügt, um die sie jeder Spitzensportler beneiden wird, auch ihr dusseliges Verhalten lässt einen gerne mal die Augen verdrehen und steht im Widerspruch zu ihrer Raffinesse, wenn sie den Spieß umdreht und den Killern hierfür so einige Fallen stellt.

Das würde alles noch zu den üblichen Unsinnigkeiten gehören, die man in einem amerikanischen Teenie-Film einfach zu erdulden hat, um Spaß an ihm zu haben. Ärgerlicher wird es da schon, wenn Lesley nach einem langen Lauf nicht schwer atmen muss wenn sie sich versteckt, nach einem Sturz von einem hohen Dach lediglich kurz humpeln muss bevor sie sich wieder normal bewegen kann, Wasser im richtigen Moment keine Geräusche macht wenn man ins Schwimmbecken steigt und selbstverständlich nach dem Heraussteigen auch keine Spuren auf dem Fußboden hinterlässt.

Die gesamte Logik dieser Welt wird ausgeblendet, so dass eigentlich nur die gedankenlosesten Wesen beim Schauen dieses Streifens nicht über diese Unsinnigkeiten stolpern können. Zumindest bleibt uns das Horrorklischee des nicht sterben wollenden Killers erspart. Hier steht keiner mehr überraschend auf. Nicht dass es nicht schon des öfteren gepasst hätte, aber gerade im hier besprochenen Werk hätte der Schlussgag von „Night of the Intruder“ gut getan, freilich ernsthaft inszeniert. Denn was Lesley im Zuge der gerade durch „I Spit on You Grave" wieder angesagten Rache-Thematik mit ihren Gegenspielern selbst dann anstellt, wenn sie sich nicht mehr in Lebensgefahr befindet, so dass einige ihrer Taten nicht mehr als Notwehr abgetan werden können, müsste sie in den Augen der Polizei doch als (Mit)Täter anstatt als Opfer aussehen lassen.

Aber für solch ein Denken schaut das Drehbuch von „Kristy“ auch nicht ansatzweise einmal über den Tellerrand. Gekonnt kopiert der den Spannungsaufbau seiner filmischen Vorbilder, aber den Geist der guten Werke dieses Genres kann nun mal nur der kopieren und wiederkäuern, der auch intelligent genug ist sie zu erkennen. Somit ist „Kristy“ die stumpfe Dummbacken-Version des Terror-Kinos, wenn auch glücklicher Weise spannend genug ausgefallen um trotzdem Gefallen an ihm finden zu können. Die gekonnt monotone Komposition der Hintergrundmusik in den Momenten der Verfolgung und des Versteckspiels trägt entscheidend mit dazu bei, dass sich der Film mit seinen atmosphärisch ausgefallenen, spannungsgeladenen Momenten trotz häufiger Vorhersehbarkeit so gut über Wasser halten kann. Wer Glaubwürdigkeit in einem Horrorfilm benötigt wird sich davon jedoch nicht beeindrucken lassen.  OFDb

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