02.09.2012

VERRÜCKTE WEIHNACHTEN (2004)

In den letzten Jahren feierten die Kranks Weihnachten eher wegen ihrer Tochter. Als diese ankündigt dieses mal zum Fest nicht nach Hause zu kommen, beschließen Luther und Nora Krank das Fest dieses Jahr einmal ausfallen zu lassen. Dies sorgt für reichlich Ärger in der spießigen Siedlung in der sie wohnen. Und als Tochter Blair sich dann doch noch entschließt aufzutauchen, wird doch noch sehr hektisch eine Feier geplant...

Dieses Jahr zu Weihnachten: verschenkte Ideen...
 
Was war das für eine ominöse Weihnachtskomödie, dachte ich mir nach Sichten von „Verrückte Weihnachten“. Liest man sich zuvor die Story durch, geht man erst einmal völlig anders an den Film heran, weil sich das ganze wie ein Anti-Weihnachtsfilm liest. Eine kurze Zeit hält der Film dieses Versprechen auch ein, lässt dann aber doch schnell durchschimmern, dass er zu einer Pro-Weihnachtskomödie werden wird.

Das wäre im Prinzip auch nicht so schlimm, würde der Film einen nicht die Pflicht zum Gruppenzwang aufzwängen wollen. Die penetranten Nachbarn, welche die individuellen Wünsche der Kranks aus spießigsten Gründen nicht akzeptieren wollen, stehen zum Ende des Films als jene da, die Recht hatten. Dabei hätten sie im Finale einer solchen Geschichte die Angeschmierten sein müssen, schließlich waren sie keineswegs sympathisch präsentiert, sondern lediglich aufdringlich und intrigant.

Was der Mittelteil des Films da an schlimmsten Vermutungen vorahnen lässt und hin und wieder mit billigster Komik präsentiert (Curtis jagt einen rollenden Schinken, gähn!) bekommt im letzten Drittel schließlich doch noch den Bogen zu einer netten Komödie, dies aber freilich nur dann, wenn man irgendwann akzeptiert hat, dass die Nachbarn plötzlich die Guten sind. Gar fragwürdig wird es, wenn Frau Krank sich auf der finalen Feier bei allen unterwürfig bedankt. Fast könnte Weihnachten ein Symbol fürs Sektenleben sein: willst Du aussteigen hast Du keine Freunde mehr, und kommst Du zurück wird auch dem schwärzesten Schaf verziehen.

Genau dies erzählt „Verrückte Weihnachten“, richtet seine Position allerdings nicht kritisch gegen eine solche Mitläuferschaft aus, sondern dafür. Herr Krank kommt mit mehr Würde und Charakter aus der ganzen Sache heraus, verschenkt seine ursprünglich geplante Reise und heuchelt dabei wenigstens kein erzwungenes Entschuldigung heraus. Er war im Recht, er weiß es, und er fügt sich den Wünschen seiner Liebsten. Damit hat er im kritiklosen Film jedoch eine Außenseiter-Position und nicht die des gefeierten Helden.

Einer der schönsten Witze und Charaktere ist etwas von der 1. Staffel "King Of Queens" abgeguckt. Es wird jemand eingeladen, der alles über die Kranks weiß, sogar wo sie wohnen, den aber niemand in eine Schublade stecken kann. Wer ist dieser Fremde? Die Auflösung dieser Frage ändert den vorgegebenen Sitcom-Witz allerdings vom Sinn her ab. Ebenfalls geklaut wurde von der deutschen Serie "Büro Büro", denn auch hier darf eine Schreibmaschine zur Musikuntermalung zweckentfremdet werden

Die Schauspieler sind alle recht gut gewählt: Tim Allen spielt sympathisch, wenn auch etwas untalentiert wie immer. Jamie Lee Curtis darf, wie zu ihren Zeiten als Scream-Queen, schreien bis der Arzt kommt (was meistens lustig eingefangen wurde). Dan Aykroyd hatte eine viel zu kleine Rolle, die wesentlich lustiger gewesen wäre, wenn der Film so bissig wie seine Grundidee ausgefallen wäre. Was hätte er in diesem Falle überspitzt den bösen Nachbarn spielen können, der auf falsche Traditionen pocht? Doch diese Art Humor darf in „Verrückte Weihnachten“ nur gelegentlich durchfunkeln.

Wären die Absichten der Kranks nicht so nachvollziehbar und die Nachbarschaft nicht zu unsympathisch und dreist um später die positive Seite des Gewissens zu sein, so hätte aus dem Film eine richtig nette Weihnachtskomödie werden können. Wäre der Krieg mit den Nachbarn zum Zentrum der Geschichte gewählt worden, um Spießertum zu kritisieren, hätte das Ganze, auch wegen seiner tollen Besetzung, eine interessante Satire werden können, schwarzhumorig wie die Nacht und um Längen besser als der angenehm schlichte "Funny Farm", der dann themenähnlich wie er wäre in einem Atemzug hätte mitgenannt werden müssen.

Dies ist beides nicht passiert, und so haben wir letzten Endes eine kleine Weihnachtskomödie, die einen mal zum Lächeln und mal zum Lachen bringt und die sich sowohl auf Traditionen, als auch auf derer Ausnutzung stützt. Schade nur, dass das Drehbuch, welches sich eher an die Regeln hunderter Fließband-Weihnachtsfilme hält, es nicht schaffte den netten Anfang mit dem netten Ende etwas konsequenter zu verbinden. Durch den etwas unausgegorenen Mittelteil wirkt der Film leider etwas zusammengeflickt.  OFDb

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