15.10.2012

MANIAC COP 3 (1992)

Dank eines manipulierten Fernsehbeitrags steht die gewissenhafte, im Koma liegende Polizistin Kate da, als sei sie eine kaltblütige Frau, die an zwei Junkies Selbstjustiz ausübte. Dies ruft nicht nur ihren Freund McKinney auf den Plan, um ihre Unschuld zu beweisen, sondern aus interessanten Gründen auch den Maniac Cop Cordell, der von einem Voodoo-Priester erweckt wurde...

Der romantische Tote...
 
Erzählte der nette zweite Teil eigentlich nur noch mal das selbe wie Nummer 1, nur auf simplerer Ebene, wird mit Teil 3 zwar eine unnötig nachgezogene, aber auch gelungene Geschichte erzählt. Diese ist von der Idee her einfallsreich zu nennen und wird inhaltlich sympathisch routiniert vertieft. Damit ist bereits mehr Mühe vom Drehbuch aus erkennbar, als ich nach Sichtung von „Maniac Cop 2“ vermutet hätte.

Sehr überraschend war es zu erfahren, dass der Schwerpunkt Action, der die ersten beiden Teile kleidete, nun dem Schwerpunkt Drama weichen musste. Die Action tritt eigentlich erst im letzten Drittel in Erscheinung. Der Horrorpart wird diesmal zum dominanten Teil, und die Dramatik wird durch die Härte des Films nicht wie in "Frankenstein", "Mary Reilly" und der Frederick March-Verfilmung "Dr. Jekyll und Mr. Hyde" zum Mittelpunkt der Geschehnisse, sondern lediglich zum Erzählelement.

Diese Genreverlagerung ist bereits in der Hauptrolle erkennbar. Der Cop Mc Kinney war bereits Hauptrolle des Vorgängers (hatte dort die passende deutsche Eastwood-Stimme, die er nun leider nicht mehr hat), und in Nummer 3 erleben wir nun seine sozialen Seiten. Man konnte zwischen den Zeilen des 2. Teils lesen, dass er diese hat, auch wenn sie kaum in Erscheinung traten, da er es aus seiner Sicht nur mit unsympathischen Leuten zu tun hatte. Nun erleben wir ihn als einen Freund, als jemanden der diese Freundschaft verliert und als jemanden der sich verliebt. Die Figur selbst bleibt dabei glaubhaft, sprich sie widerspricht sich nicht im Vergleich zum Vorgänger, die Rolle an sich ist jedoch übertriebenster "Dirty Harry"-Charakter, was spätestens mit dem Zigaretteanzünden durch einen brennenden Arm im Finale komplett in den Comicbereich abrutscht.

Die letzte Szene von Teil 2, die eigentlich nur ein Schlussgag sein sollte, wurde erweitert durch einen Handlungsstrang der parallel läuft und ergibt nun Sinn. Da sich Teil 3 in dieser besagten neuen Handlung mit Voodoo befasst, wurde leider das sehr gelungene „Maniac Cop"-Lied der ersten beiden Teile mit einem eher religiösen Grusellied im Stile der Musik von "Die Fürsten der Dunkelheit" ausgetauscht. Dieser Sound ist zwar halbwegs stimmig und stört nicht weiter, aber das ist halt weniger als der sehr wirksame Ohrwurm, der gerade dem ersten Teil noch den letzten nötigen Schliff gab.

Da man die Schluss-Szene von Teil 2 nicht ignorieren wollte, hat sich ein arg dämlicher Fehler in der Logik eingeschlichen. Um die Laufzeit nicht zu strecken und das typische rasante Tempo beizubehalten, vermied man es Mc Kinney Nachforschungen über Okkultes machen zu lassen, und lässt ihn deshalb bereits als Kenner dieser Materie auf den Zuschauer los. Leider behauptet er allerdings, er hätte sich dieses Wissen seit der Sache mit Cordell angeeignet. Dieser ist aber gerade erst aus seinem noch nicht zugeschütteten Grab auferstanden. Weder der Zeitraum seit Abschluss des Falles noch die Geschehnisse aus Teil 2 gaben ihm also Zeit sich schlau zu machen. Da wir es hier mit einem eher unbekannten Randgebiet des Okkulten zu tun haben, das sicher nur einem eingefleischten Kenner etwas sagt, ist das also sehr weit hergeholt.

Zudem wird nie erwähnt warum keiner die Auferstehung Cordells meldet. Entweder müßte wem der leere, kaputte Sarg aufgefallen sein, denn durch das unübersehbare Loch wird kein Totengräber dieses Grab einfach zuschütten, oder Cordell hat es selbst schon zugeschüttet, dann wäre die Frage warum der Totengräber nicht meldet dass ihm wer Unbefugtes seine Arbeit abgenommen hat. Es gäbe genug mögliche Gründe für diese Lücke, gerade wenn man mit Klischeefiguren arbeiten würde, aber es fehlt die Nennung eines solchen Grundes um besagte Lücke nicht zur inhaltlichen Schwäche werden zu lassen.

Cordell selbst hat relativ wenig Auftritte. Im ersten Drittel ist er besonders selten zu sehen, manchmal wird er nur kurz ins Bild gebracht um den Zuschauer daran zu erinnern, dass es hier um den Maniac Cop geht. Wenn auch nicht schnulzig, so vertieft man halt das Leben und Leiden der Hauptperson Mc Kinney in dieser Phase des Films. Wenn Cordell dann endlich häufiger auftritt, dann ist er auch wieder stets im Dunkeln zu sehen, was meiner Meinung nach aber auch Wirkung besitzt. Gerade das leichte Durchschimmern seines Gesichtes weckt ungeheure Neugierde näherhinzugucken und vermeidet gleichzeitig das Entdecken einer möglichen schlecht gemachten Maske.

Nicht nur von der Art der Figur ist Cordell diesmal stark an Horror-Ikone Jason angelehnt. In „Maniac Cop 3“ mordet er auch so einfallsreich wie sein großer Kinobruder. Seine Stammwaffe, die Machete, kommt nur selten zum Einsatz, stattdessen wird mit allerhand Krankenhausinventar auf sehr fiese Art getötet. Ein Stilbruch ist das nicht, es passt zu Cordells Art.

Ein solcher Bruch tritt erst im letzten Drittel in Erscheinung. Cordell war stets ein sehr brutaler und extremst fragwürdiger Hüter der Wahrheit. In all seinen bösen Taten kämpft er für die gute Sache und mit Teil 3 sogar mal nicht nur für seine eigene. Das könnte man noch hinnehmen, damals wusste man schließlich noch nicht, dass mit Teil 3 Schluss ist, und für möglichst viele Fortsetzungen wollte man nicht immer nur die alte Rachestory ausbuddeln (das Beispiel Freddy aus „Nightmare - Mörderische Träume" zeigt ja beispielsweise, dass ihm irgendwann fast die Opfer ausgingen). Wenn Cordell gegen Ende eine für die Geschichte wichtige Figur ermordet, handelt er das erste Mal für seine Person untypisch. Wollen wir einfach mal hineindeuten, dass ihm sein Gefühlsleben einen Streich gespielt hat und er für einen Moment seine Prinzipien aus den Augen verlor. Gerade der Schlussgag dieses Teil 3 würde dafür sprechen.

Eine Szene, die im Vorgänger ganz klar zu den Höhepunkten zählte, war der brennende Cordell, dem seine Situation nichts ausmachte und der einfach brennend weiter umherlief und Leute massakrierte. So wurde diese Idee auch im finalen Teil eingebracht und erweitert, so dass statt einer billigen Kopie eine sehr gelungene Finalszene daraus entstanden ist. Cordell brennt während einer Autoverfolgungsjagd und versucht sowohl mit Auto- als auch mit Körpereinsatz das Fahrzeug der Hauptfiguren zu stoppen bzw. zu schrotten. Actionfans werden dabei ebenso begeistert zugucken wie Horrorfans.

Das ganze ist freilich nur ein kleiner B-Film mit den typischen Schwächen eines solchen. Das einzig wirklich negative war die püppchenhafte Besetzung der Ärztin. Sie wirkte weder als Ärztin noch als Privatperson. Wenn da mal nicht die Bestzungscouch eine Rolle gespielt hat weiß ich es auch nicht. Ich habe einmal gelesen, dass William Lustig sich von Teil 3 distanzierte und ihn als Auftragsarbeit betitelte. Ich persönlich verstehe das nicht, denn er ist wieder etwas gelungener als Nummer 2, einfach deswegen, weil man wieder mehr auf die düstere Atmosphäre und auf die Vertiefung der Charaktere achtete. An das etwas b-filmmäßig anspruchsvollere Verwirrspiel des Ersten kommt er qualitativ allerdings auch nicht heran. Aber gerade wegen der hier angewandten Storyverlagerungen, hätte ich mich sehr auf weitere Teile der Reihe gefreut. Schade, dass es zu solchen nicht kam.  OFDb

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen