Die jugendliche Makoto findet heraus, dass sie in die Vergangenheit
hüpfen kann, um Dinge die ihr geschehen sind zu korrigieren. Leider hat
jegliche Korrektur einen Rattenschwanz, und je mehr Makoto versucht die
von ihr verursachten Missstände in Ordnung zu bringen, um so
überforderter ist sie...
Die Zeit wartet auf niemanden...
Ein bisschen „Und täglich grüßt das Murmeltier“ hier, ein wenig „Momo“ und „Clockstoppers“ da, so ließe sich die oberflächliche Geschichte um Makoto, die zeichnerisch ein wenig an „Heidi“ erinnert, ungefähr beschreiben. Damit würde man aber nur an der Oberfläche einer füllreichen Geschichte kratzen. Die mittlerweile 4. Verfilmung des selben Stoffes (die drei TV-Serien nicht mitgezählt) ist ein ungewöhnliches Stück Science Fiction-Zeichentrick, das einen lange Zeit im Dunkeln tappen lässt, bis sich gegen Ende die Fäden verdichten und man einen Hintergrund der ganzen Sache bekommt.
So sind die Japaner. Sie erzählen ihre Geschichten pfiffig. Geht man mit amerikanischen Sehgewohnheiten an die Story heran, erwartet man eine völlig andere Handlungsabfolge. „Das Mädchen, das durch die Zeit sprang“ sättigt jedoch nicht vorgegebene Erwartungen, sondern überrascht zu fast jeder Zeit, sogar am Schluss.
Ohne in brutalen Bildern zu schwelgen ist das Thema Tod recht zentral eingebaut, so dass jüngere Zuschauer nicht mitgucken sollten. Hosodas Film ist ab 12 Jahren freigegeben, und über diese Entscheidung kann man nicht meckern, zumal Kinder unter 12 ohnehin recht wenig von der für einen Zeichentrick komplexen Geschichte kapieren werden.
Innerhalb des Subgenres Anime fällt „Das Mädchen, das durch die Zeit sprang“ durch einen schlichteren Zeichenstil auf, als die großen Werke. Jedoch wirkt die Animation niemals billig, und für die Hintergründe gab man sich etwas mehr Mühe. Allein die Details im Chemie-Labor sind faszinierend zu betrachten.
Regie führte Mamoru Hosoda, der zuvor eigentlich nur Schund wie „Digimon“ abgeliefert hat. Dass er auch anders kann beweist er mit dieser wunderschönen Geschichte um Freundschaft, Zeitreise, dem Erlernen von Verantwortung und dem Umgang mit Gefühlen. Leichte Kitschmomente sind vorhanden, die sind bei japanischen Zeichentrickfilmen auch keine Seltenheit. Aber Hosoda hält sich stark zurück, so dass er sich zum europäischen Glück als Kitsch-Light-Version guckt.
Das Drehbuch besticht nicht nur von der Handlungsabfolge mit einem Verdichten des zuvor Gesehenen. Auch die Figuren machen anfangs eine recht charakterlose Erscheinung, bis sie sich im Laufe der Geschichte zu griffigen Figuren mit Seele formen. Es tut einfach gut, dass dem Zuschauer nicht alle Informationen von Anfang an zugeworfen werden. Im japanischen Kino fühlt man sich noch immer ernst genommen, selbst in einem jugendfreundlicheren Werk.
Bleibt nur zu sagen, dass auch Nicht-Anime-Fans ruhig einmal ein Auge riskieren können. Hier gibt es etwas zu schmunzeln, Hosoda weiß zu überraschen, manchmal gar zu schocken und traurig wird es auch hin und wieder. Dabei ordnen sich die Gefühle stets der erzählten Geschichte unter, so dass das Wechselbad der Gefühle auch niemals aufgesetzt wirkt. OFDb
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