Ein junger, amerikanischer B-Film-Darsteller reist durch Frankreich
und lernt eine junge Frau kennen, die ihn für Michael J. Fox hält.
Währenddessen wurde Professor Gangreen von Igor und einer Bande
Killertomaten aus dem Gefängnis befreit und bereitet in Paris die
Krönung Igors zum König von Frankreich bevor...
Froschschenkel und Ketchup...
1978 drehte John De Bello „Angriff der Killertomaten“, eine Film-Parodie auf das Genre Tierhorror, das mit allerlei Produktionen damals den Filmmarkt zuschmiss. De Bellos Film war anarchistisch und provokativ und befolgte ähnlich den 90er Jahre-Helge Schneider-Komödien nur wenige der Regeln der Erzählform eines Filmes. Absichtlich schlechte Effekte, eine freiwillig dumme Geschichte, schlechte Witze, maue Darsteller und alles andere als eine gradlinige Erzählung waren das Ergebnis, mit dem mancher Filmfreund überfordert war, der sich außerhalb der Regeln nicht orientieren konnte.
Mit der Fortsetzung „Die Rückkehr der Killertomaten“, die 10 Jahre später auf der Kinoleinwand erschien, wurde man Teil des Unterhaltungskinos. Man könnte formulieren, dass die Tomaten-Reihe zivilisierter wurde. Dennoch war ihr anarchistischer Kern nicht vollends abgestorben. Bewusst zerstörte man die Illusion des Films und brach eine Brücke zur angeblichen Wirklichkeit, dem Set. Drehbücher wurden erwähnt, der Dreh abgebrochen und die Crew hinter der Kamera gezeigt. Ganz öffentlich wurde Produktwerbung platziert und parodiert, und in Zeiten des Actionbooms im Kino der 80er Jahre lenkte man dagegen mit der kürzesten Auto-Verfolgungsjagd aller Zeiten (bis heute nicht getoppt).
Nur zwei Jahre später war die Killertomaten-Reihe im Kommerz angekommen. Mit „Die Killertomaten schlagen zurück“ kam ein braver Film heraus, der zwar sehr alberne Komik bot, sich aber an die Gesetze des Films hielt und nicht mit neuen Ideen trumpfte. Nicht mehr der gewagte Stil war Orientierung, sondern das Wiedersehen mit bekannten Figuren. Der Film war gewöhnlich, bot lediglich das, was der Fan der Reihe sicherlich schon immer mal sehen wollte: echte Killertomaten, kleine Gemüse mit bissiger Mimik.
Im selben Jahr entstand die Zeichentrickserie „Angriff der Killertomaten“, die im Gegensatz zu Teil 3 direkt auf Teil 2 aufbaute. Auch hier war von Experimentierfreude nichts mehr zu spüren. Die Serie war mehr Kinderprodukt als Stoff für kindgebliebene Erwachsene. Nur wenige Humorhäppchen bekam der treue Freund der Reihe zugeschmissen, der Rest war gewöhnlicher als das Ergebnis von „Die Killertomaten schlagen zurück“.
De Bello blieb einer Killertomaten-Tradition treu: zwischen jedem Teil der Reihe verkürzte sich die Wartezeit. Gerade ein Jahr später erschien „The Killer Tomatoes Eat France“, und wie es schien lief dieser Film in Amerika nicht einmal mehr im Kino, sondern kam, passend für die 90er Jahre, direkt als B-Film-Produktion auf VHS heraus. Dem deutschen Publikum wurde die dritte Rückkehr der Killertomaten überhaupt nicht mehr beschert. Wer sie sehen will, muss auf eine ausländische Fassung zurückgreifen.
Die Wartezeit von gerade einmal einem Jahr macht bereits deutlich, dass man mit großen Neuerungen oder revolutionären Ideen nicht rechnen muss. Der Weg zurück zur Anarchie war nicht gewollt, De Bello wollte brav sein Geld verdienen, mit einer Idee, die wohl nicht so endlos auszuschlachten war, wie ihm lieb gewesen wäre.
Qualitativ unterscheidet sich Teil 4 kaum von Teil 3. Der Vorgänger hatte jedoch den Trumpf die ersten richtigen Killertomaten zu präsentieren, wie man sie sich vorstellt. Da dieser auch nette parodistische Szenen auf Jason der „Freitag der 13.“-Reihe und einer Duschsequenz aus „Psycho“ bot, waren immerhin winzige Highlights im gewöhnlichen Kommerzmeer vorhanden.
Solche Neuerungen hat „The Killer Tomatoes Eat France“ gar nicht mehr zu bieten. Mehr noch: die Tomaten wurden auf drei „Gremlins“-artige Figuren reduziert, die lediglich gegen Ende Verstärkung von einer mutierten Riesen-Tomate bekommen, deren, mit Blick auf Teil 1 betrachtet, einzige Neuerung es war, dass sie wie „Godzilla“ Feuer spucken konnte.
Der Schauplatz-Wechsel nach Paris kann dem bewährten Rezept auch keinen neuen Zunder geben. Aber immerhin wird inhaltlich viel mit französischen Klischees gespielt und mit der Unwissenheit der Amerikaner (schön demonstriert in einer Europakarte, die mittendrin Hongkong und Australien aufzeigt). Das sorgt für einige Lacher und Schmunzler, ist jedoch kein geeignetes Füllmaterial für einen fast 90-minütigen Film.
Ansonsten wird mit alten Ideen jongliert wie dem Mix der zwei Realitäts-Ebenen aus Teil 2 (inklusive des Product-Placement), Killertomaten-Puppen die an Teil 3 orientiert sind, den üblichen Bösewichtern und den von Folge zu Folge immer albernern Gags, die von ihrem anarchischen Ursprung kaum mehr etwas preisgeben. Seit Teil 3 gaukelt die Reihe vor außergewöhnlich zu sein, sie ist aber längst im alternativen Mainstream angekommen.
Wer sich auf banale Art mit weniger Erwartungen dennoch auf diesem Niveau unterhalten lassen kann, dem bietet der vierte Teil der Reihe zumindest einige Insider-Spielereien. Der Schauspieler des Igor bekommt eine Doppelrolle beschert, das Titellied des ersten Teils wird absichtlich verwurstet um die Preisgünstigkeit des Streifens zu unterstreichen und Fusseltomate, wohl der Liebling des weiblichen Stammpublikums, schaut ab der zweiten Hälfte auch hin und wieder vorbei.
Dass die Killertomaten wieder wie in Teil 2 zur Nebensache werden, ist ziemlich egal, lebt der neue Plan des Bösewicht-Gespanns doch hauptsächlich von der Unwissenheit der Amerikaner über andere Kulturen und dem absichtlichen Spaß aus dieser Wissenslücke ein alternatives Frankreich zu schaffen, welches auf die Rückkehr eines Königs wartet.
Dies gemixt mit der Heldengeschichte einer frustrierten Hauptrolle, die nicht nur Star eines schäbigen B-Films ist, sondern zudem auch noch einer dritten Fortsetzung eines B-Films, könnte für amüsante Routine sorgen. Leider vernachlässigt De Bello es im Mittelteil für Lacher zu sorgen. Vielmehr spannt er die dünnen Fäden der Geschichte ereignislos zusammen und lässt zwischendurch Kalauer auftauchen, die auf Grundschulniveau angesiedelt oder aus den Vorgängern bereits bekannt sind.
Das Finale gestaltet sich wieder flotter und einfallsreicher, doch bis dahin ist die Lustlosigkeit beim Zuschauer bereits eingetreten, der sich über den positiven Umschwung zwar freuen wird, seine schlechte Meinung über den Film aber nicht mehr revidieren wird. Doch auch der enttäuschte Zuschauer wird sich am Ende an solch nette Ideen erinnern wie dem Running Gag mit der Treppe der 900 Stufen, den freiwillig schlechtesten Kriegs-Spezialeffekten der Welt und dem Subplot im besagten Krieg, in welchem die Hauptfigur vergeblich versucht sein Leben zu verlieren.
Nichtsdestotrotz, die Killertomaten taugen als Mainstream-Produkt nichts, allein schon weil es kein Stoff für das breite Publikum ist. Das Alternativ-Publikum mag es radikaler und pfiffiger. Eine handvoll solcher Momente reicht dem Bewunderer der ersten beiden Teile nicht aus.
Das ist wohl ein Grund, warum sich nun 21 Jahre lang nichts mehr im Killertomaten-Bereich getan hat. Mit dieser langen Pause würde aber immerhin Hoffnung bestehen, dass bei einer eventuellen vierten Rückkehr wieder das Kino, und mit ihm der Zuschauer und seine Sehgewohnheiten an sich, verarscht werden und nicht nur eine absichtlich dämliche Geschichte an sich. OFDb
Wer sich auf banale Art mit weniger Erwartungen dennoch auf diesem Niveau unterhalten lassen kann, dem bietet der vierte Teil der Reihe zumindest einige Insider-Spielereien. Der Schauspieler des Igor bekommt eine Doppelrolle beschert, das Titellied des ersten Teils wird absichtlich verwurstet um die Preisgünstigkeit des Streifens zu unterstreichen und Fusseltomate, wohl der Liebling des weiblichen Stammpublikums, schaut ab der zweiten Hälfte auch hin und wieder vorbei.
Dass die Killertomaten wieder wie in Teil 2 zur Nebensache werden, ist ziemlich egal, lebt der neue Plan des Bösewicht-Gespanns doch hauptsächlich von der Unwissenheit der Amerikaner über andere Kulturen und dem absichtlichen Spaß aus dieser Wissenslücke ein alternatives Frankreich zu schaffen, welches auf die Rückkehr eines Königs wartet.
Dies gemixt mit der Heldengeschichte einer frustrierten Hauptrolle, die nicht nur Star eines schäbigen B-Films ist, sondern zudem auch noch einer dritten Fortsetzung eines B-Films, könnte für amüsante Routine sorgen. Leider vernachlässigt De Bello es im Mittelteil für Lacher zu sorgen. Vielmehr spannt er die dünnen Fäden der Geschichte ereignislos zusammen und lässt zwischendurch Kalauer auftauchen, die auf Grundschulniveau angesiedelt oder aus den Vorgängern bereits bekannt sind.
Das Finale gestaltet sich wieder flotter und einfallsreicher, doch bis dahin ist die Lustlosigkeit beim Zuschauer bereits eingetreten, der sich über den positiven Umschwung zwar freuen wird, seine schlechte Meinung über den Film aber nicht mehr revidieren wird. Doch auch der enttäuschte Zuschauer wird sich am Ende an solch nette Ideen erinnern wie dem Running Gag mit der Treppe der 900 Stufen, den freiwillig schlechtesten Kriegs-Spezialeffekten der Welt und dem Subplot im besagten Krieg, in welchem die Hauptfigur vergeblich versucht sein Leben zu verlieren.
Nichtsdestotrotz, die Killertomaten taugen als Mainstream-Produkt nichts, allein schon weil es kein Stoff für das breite Publikum ist. Das Alternativ-Publikum mag es radikaler und pfiffiger. Eine handvoll solcher Momente reicht dem Bewunderer der ersten beiden Teile nicht aus.
Das ist wohl ein Grund, warum sich nun 21 Jahre lang nichts mehr im Killertomaten-Bereich getan hat. Mit dieser langen Pause würde aber immerhin Hoffnung bestehen, dass bei einer eventuellen vierten Rückkehr wieder das Kino, und mit ihm der Zuschauer und seine Sehgewohnheiten an sich, verarscht werden und nicht nur eine absichtlich dämliche Geschichte an sich. OFDb
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