07.02.2013

DAS MÄDCHEN MIT DEN SCHWARZEN STRÜMPFEN (1957)

In einem kleinen Erholungsort im Herzen Amerikas geschieht ein grausamer Mord. Das Opfer weist ein Dutzend durch ein Messer verursachte Wunden auf. Wegen der Extreme, mit welcher der Mörder vorgegangen ist, rechnet der Dorfarzt mit weiteren Toten. Der Sheriff vermutet den Täter im Hotel, in dessen Nähe der Mord geschah. Rechtsanwalt David Hewson, der hier zu Urlaub ist, steht ihm hilfreich zur Seite...

Nun braucht sie keine Strümpfe mehr...
 
Für einen Kriminalfilm aus den 50er Jahren geht „Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen“ schon recht hart zur Sache. Freilich blendet er jede Gewalttat aus, oder lässt sie im Off geschehen, doch das damals noch recht zartbesaitete Publikum dürfte dennoch recht schockiert gewesen sein. Wir haben einen Psychopathen, der gleich mehrmals mit dem Messer loslegt, und einen recht fiesen Arbeitsunfall, verursacht durch die Polizei, wenn auch nur versehentlich.

Sicherlich hat es ein Film mit Lex Barker in einer der Hauptrollen nicht gerade einfach. Finanziell durch sein gutes Aussehen ein Magnet, war der Mann schauspieltechnisch eher recht untalentiert. Für die Größe seiner Rolle als Anwalt ist er für die eigentliche Geschichte jedoch recht unbedeutend. Und die Figuren, die um ihn herum gescharrt wurden, sind um so interessanter.

Da gibt es den Querschnittsgelähmten, der nicht nur frustriert, sondern auch ein wahrer Frauenhasser ist. Da ist der Schauspieler, dessen größte Zeit vergangen ist und der nun ein Comeback starten möchten. Da ist die Schwester des Gelähmten, die ihre komplette Freizeit opfert um ihren Bruder zu pflegen, und da ist eine junge Dame, die im Hotel arbeitet, bereits schon einmal verheiratet war (seinerzeit immer noch ein Skandal) und durch ihre furchtbaren Ehe-Erfahrungen nicht weiß, ob sie jemals wieder lieben und vertrauen kann.

Lediglich den Sheriff hebt nichts besonderes hervor. Er wird nicht so untalentiert wie der Anwalt gespielt, aber seine Figur könnte klassischer nicht sein und zeichnet sich durch nichts individuelles aus. Er ist ohnehin nur der Sheriff. Die Privatperson dahinter lernen wir nicht kennen. Und da der Film noch zu einer Zeit entstand, in der das klassische Gut-Böse-Schema zelebriert wurde, ist das auch gar nicht wichtig. In einer solch klassischen Erzählweise sind weder der Sheriff noch der Held der Geschichte verdächtig. Und da der Film das übliche Krimimuster abarbeitet, weiß man zuvor, dass man diesbezüglich auch nicht getäuscht wird.
 
Das Rezept könnte also eigentlich auf triviale Art recht gut funktionieren, boten doch auch die deutschen Wallace-Filme, die zwei Jahre später beginnen sollten, auf dem ersten Blick nicht viel mehr Substanz und wussten schließlich zu gefallen. Bei „Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen“ ist dies jedoch nicht der Fall. Zwar sind die Figuren auf dem ersten Blick interessant, es wird aber nichts weiter aus der Grundkonstellation herausgeholt. Neben den beiden unbedeutenden Charakteren lernt man auch nur den Rollstuhlfahrer besser kennen. Der Rest bleibt blass, der bleibt einem fremd.

Erschwerend kommt hinzu, dass der Film sehr steif erzählt ist, und die Figuren meist ebenso steif im Bild herumstehen. Spannung kommt ebenso zu keinem Zeitpunkt auf. Wenigstens das Mörder-Mitraten weiß ein wenig zu funktionieren, und die Auflösung weiß zu gefallen. Durch sie bekommt der Film zumindest etwas Klasse beschert, was mitunter am dramatischen Nebeneffekt liegt, der aber leider auch nur oberflächlich abgehandelt wird.

Unfreiwillige Komik kommt selten auf, jedoch weiß ausgerechnet die erste Szene genau diese zu bieten. Das Anzünden einer Zigarette mit einem Streichholz entfacht ein wahres Lichtermeer in der dunklen Nacht, ein Unding das man aus vielen alten Werken kennt. Doch im Film von Howard W. Koch bekommt es dadurch einen zusätzlichen Anreiz zum schmunzeln, weil erst durch dieses übertriebene Licht die erste Leiche entdeckt wird. Eine solche Szene macht einen Film nicht kaputt, meiner Meinung nach beschert sie einem Klassiker zusätzlichen Charme.

Aber den kann man im Gesamten suchen wo man will. Meist stimmt nur das Grundgerüst. Koch schafft es weder Situationen noch Figuren Leben einzuhauchen. Alles bleibt zu steif und unpersönlich, und das ist schade, da die Psychologie für seine Zeit recht tauglich ist. Hitchcocks Werke waren diesbezüglich meist etwas phantastischer. Aber auch dieses kleine Plus macht aus dem Kriminalfilm, der nach seinem ersten Opfer benannt ist, keine Empfehlung mehr. Meiner Meinung nach taugt „Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen“ nur als Lightversion für ganz treue Krimi-Fans.  OFDb

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