23.03.2013

BIS DAS BLUT KOCHT (2011)

Mit einem Kochtopf über den Kopf gezogen getarnt und einem weiteren mit langem Griff in der Hand haltend bewaffnet geht der Panman um und bringt Koch-Studenten der Klasse von Professor Hunter um. Dieser schart kampfbereite Studenten um sich rum, um auf Rachefeldzug gegen den Panman zu gehen. Hunter weiß allerdings mehr über den dunklen Rächer als er seinen Begleitern mitteilt...
 
In die Pfanne gehauen...
 
Im Zuge der immer angesagter werdenden Trashwelle kommt es immer öfter zu DVD-Veröffentlichungen alter und neuer Werke, die auf ein Publikum hoffen, das ihnen bisher verwehrt blieb. Während Werke wie „Angriff der Killertomaten“ und „Schlock - Das Bananenmonster" sich längst einen Namen gemacht haben und Ideen wie „Angriff der Killerbratwurst“ lediglich ein Dasein im Amateurfilm-Sektor führen, erscheinen in Deutschland bislang unbekannte Klassiker wie „Octaman“ und „Killer Klowns From Outer Space“ nach ihrer unentdeckten VHS-Präsenz auf DVD, und auch Neuerscheinungen überfluten den Markt.

Mag sich auch manches Mal ein Film wie „Ozombie“ einschleichen, der ernst gemeint ist und vom Konsumenten als Trash erhofft wurde, so ist vieles der Neuveröffentlichungen doch tatsächlich an den Trash-Fan adressiert. Doch während „Skeleton Man“ und „Waldile - Der schlimme Killer-Hund“ sich mit Trash-bezogenen Covertexten geradezu aufdrängen wollten und nur enttäuschen konnten, feierten Werke wie „Black Sheep“ und „Dead Snow“ ihren Siegeszug auf DVD, von der neuen Generation Trash-Fan gefeiert und aufgrund ihrer Partytauglichkeit oft geguckt.

Die kleinen und großen Perlen dieser Filmgattung bleiben jedoch weiterhin unbekannt. Filme wie „Auch Marsmenschen haben Hunger“ und „Invasion der Bienenmädchen“ liefen gerade mal auf Arte und erhielten keine DVD-Veröffentlichung, Werke wie „Big Harry" sind bislang nur auf VHS zu erstehen, und Titel wie „Octaman“ erscheinen unentdeckt bei einem kleinen Label, ebenso wie „Die Teufelsbestie“ und „Draculas Todesrennen“.

„Bis das Blut kocht“ schaffte es immerhin bis in die DVD-Abteilung einer größeren Supermarkt-Kette, ein Ort wo ich niemals solch einen kleinen Geheim-Tipp für Trash-Fans vermutet hätte, und wie man liest erschienen mit einem deutschen Titel, der ein anderes Publikum sucht. Versehen mit dem roten Siegel der Altersfreigabe, mit einem schlichten aber reißerisch blutigem Cover gestaltet und einen Titel tragend wie ein ernster Horrorfilm, wird er völlig falsch angepriesen. Da muss man erst auf die Rückseite des Covers gucken, um zu erkennen, dass da wer mit einem Kochtopf auf dem Kopf umherzieht um Rache zu nehmen.

Während beliebte Trash-Werke meist auf cool getrimmt sind und den Konsumenten in ihrer mit Distanz erzählten Geschichte ein wenig in Schutz nehmen, sind die von mir in diesem Text als interessant betitelten Trash-Werke (egal ob freiwillig Trash oder unfreiwillig komisch) kleine Bastarde, die sich keinem Publikum anbiedern und die unverkrampft erzählen was sie wollen. „Panman“, wie der hier besprochene Film im Original trotz fehlender Bratpfanne viel passender heißt, ist keine große Empfehlung geworden, aber immerhin die kleine Zwischendurch-Mahlzeit für den Filmfreund mit schlechtem Geschmack.

Die Idee an sich ist bereits Selbstläufer, sieht der Rächer mit dem Kochtopf auf dem Kopf doch zum schießen aus, und wird nach Einführung als böser Mörder auch gleich in Situationen gesteckt, in die er nicht hineingehört. In klassische Liebesszenen gehalten läuft er Hand in Hand mit seiner Angebeteten am Strand umher, und sie leckt ihm beim Küssen den Topf ab. Das macht Spaß, aber man kommt nicht umhin zu vermuten, dass ein solches Werk eher als Kurzfilm trumpfen müsste. Misstrauen macht sich breit, ob eine solche Geschichte auf Spielfilm-Länge lustig bleibt.

Und simsalabim, sie blieb es. Zwar läuft die eigentliche Geschichte nach 08-15 Muster ab (was sie als Parodie meiner Meinung nach aber auch ruhig sollte), und einen besonders großem Einfallsreichtum besitzen die Drehbuch-Verantwortlichen auch nicht wirklich, aber die Dosis netter Ideen reicht um nett unterhalten bis zum Abspann zu gelangen. Neben Gags mit großer Lachwirkung wie das Unbeantworten der Frage der Liebsten, dass er, der Panman, sie doch niemals töten würde, bis hin zu kleinen, eher plumpen Gags, wie der Verteidigung gegen den Panman mit Senf (der Klecks auf dem glänzenden Gesichtsschutz sieht einfach herrlich lustig aus) ist für den Freund alberner Komik allerhand vorhanden. Dass die Mordwerkzeuge immer irgendwie mit dem Thema Küche in Verbindung stehen und die Todesarten dementsprechend oft sehr grotesk ausfallen, muss ja eigentlich kaum noch erwähnt werden bei dieser Aufzählung.

Das Genre des Slashers selbst wird nur geringfügig parodiert. Wir haben den ewig schweigenden Killer, der sich dementsprechend klamaukig anderweitig mitteilen muss, wir haben eine völlig bescheuerte Hintergrundgeschichte, die uns erklärt wie der Panman zum Panman wurde, in welchem Rache-Storys a la „House Of The Butcher“ und Co parodiert werden, aber im Grunde wollte man eher auf der Basis eines bescheuerten Mörders ein wenig rumblödeln, so wie es in den 80er Jahren bereits „Was macht der Tote auf der Wäscheleine“ vormachte, aber auch so wie es heutzutage kaum noch ein Film wagt.

„Panman“ biedert sich keinem Publikum an. Man muss ihn entdecken und entweder annehmen oder nicht. Er ist weder cool noch nimmt er den Zuschauer mit seinem Trash-Verlangen in Schutz. Entweder man mag etwas, das viele andere peinlich finden und steht offiziell dazu, oder eben nicht. Mögen sich die heutzutage selbsternannten Freunde filmischen Mülls hinter eher konventionellen Schundfilmen wie „Dead Snow“ und „Evil Aliens“ verstecken, ich genieße am liebsten die besonders ehrliche Variante des Trash-Films, die nicht aus Mode zu Trash wurde, sondern aus der Freude unternehmungslustiger Filmschaffender geboren wurde, die eine schräge Idee einfach mal umsetzen wollten.

Dass man sich bei dieser Art Film oft in der Grauzone zwischen Amateurfilm und Profi-Produktion befindet, kann ich nicht abstreiten. Und Werke wie „Bis das Blut kocht“ werden dann ebenso wie „Junk - Resident Zombie“ und „Skinned Deep“ immer wieder mit schlechter Deutschvertonung bestraft. Aber das Gucken lohnt sich meiner Meinung nach dennoch, bieten diese Werke doch einfach mal etwas anderes, oder wenn nicht, dann Bekanntes auf schräge und unverkrampfte Art einmal im anderen Stil.

Dass solche Werke nicht den Massengeschmack treffen dürfte klar sein, aber eine Gesamtbewertung in der OFDb mit 2,87 Punkten bei 15 Stimmen und in der IMDb mit 2,6 Punkten bei 77 Stimmen stimmt schon ein wenig traurig, zeigt es doch nur, dass der heutige Trash-Fan entweder viel zu erwachsen geworden ist, oder dass der Cineast von heute nur noch Gewohnheits-Ware konsumieren möchte. Früher haben solche Werke zumindest innerhalb des Fan-Kreises ihr Publikum gefunden.  OFDb

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