Der Wissenschaftler Dr. Zinthrop
forscht für einen Kosmetikkonzern nach einem Mittel aus Extrakten der
Wespe zur Verjüngung von Menschen. Als Versuchstier bietet sich die
Konzernleitung Janice Starlin höchst persönlich an, die einst zu
Werbezwecken das Aushängeschild ihrer Firma war, bevor sie dafür zu alt
wurde. Allerdings hält die Frau sich nicht an die Anweisungen des
Forschers und erhöht die Dosis der Verjüngungskur eigenmächtig. Als
böser Nebeneffekt verwandelt sie sich von nun an hin und wieder in eine
Wespenfrau, die nach und nach ihre Angestellten dezimiert...
Es war gerade mal ein Jahr her, dass der professionell produzierte Monsterfilm „Die Fliege“ mit Vincent Price im Gepäck erfolgreich in den Kinos lief, da erschien im Jahr dessen Fortsetzung „Die Rückkehr der Fliege“ Roger Cormans Antwort „Die Wespenfrau“. Corman war schon zu dieser Zeit fleißig im B-Film-Bereich tätig, drehte seit gerade mal 4 Jahren und konnte trotzdem schon auf über 20 Regiearbeiten zurück blicken, darunter Werke wie „Attack Of The Giant Leeches“, „Teenage Caveman“ und „It Conquered The World“.
„The Wasp Woman“ (Originaltitel) war mit dem erfolgreichen „Die Fliege“ freilich gar nicht fair vergleichbar, wurde Cormans Film doch mit einem minimalen Budget fertiggestellt, was man ihm auch jede Sekunde ansieht. Außerdem waren die Ziele plumperer Natur. Immerhin wusste das Vorbild über den Dramenbereich zu trumpfen, während die Geschichte der Wespenfrau wie ein Elefant durch den Porzellanladen poltert, so sehr war man um den reißerischen Effekt bemüht.
Wo andere Werke des berüchtigten Billigfilmers noch sympathische, wenn auch kostengünstige, Kostüme zu bieten hatten, da haut „Die Wespenfrau“ in die Vollen und präsentiert uns ein plump zusammengestelltes Konzept aus unansehnlichen Einzelteilen, die am Ende so etwas wie eine Insektenfrau darstellen sollen und dabei am ehesten noch das optische Ergebnis einer Fliege erreichen. Mit ein paar ollen Handschuhen bekleidet und einer idiotisch wirkenden Facettenaugen-Maske tappst die Hauptdarstellerin in einem peinlichen Kostüm umher, was schon seinerzeit nur für Lacher gesorgt haben kann.
Die Musik, die in solchen Momenten ertönt, lässt jedoch vermuten dass Corman sich dessen bewusst war, ist sie doch recht belustigend komponiert und erinnert dabei an den späteren Soundtrack zu „Colossus“. Zumindest passt die damals so typische imposante Musik zur reißerischen Art des Corman-Films viel mehr als zu sentimentaleren Werken wie „Die Fliege“. Während das Titellied eher ein unangenehmerer Vertreter seiner Gattung ist, weiß der restliche Hintergrundsound des hier besprochenen Streifens wesentlich besser zu gefallen.
Im Gegensatz zu der Neuverfilmung „Forbidden Beauty“ von 1995 weiß das Original „Die Wespenfrau“ trotz aller Defizite zu begeistern, ist er doch genau jene Art früh erschienener Monsterfilm, der auch heute noch zu unterhalten weiß. Langweiler gab es schon damals genug, und obwohl die Wespenfrau erst spät in Erscheinung tritt und andere quantitative Sehwerte bis dahin kaum geboten werden, ist „Die Wespenfrau“ stets interessant erzählt und lässt sich trotz plumper Motivation Zeit für die Geschichte.
Dabei geht es nie um das Langstrecken der Laufzeit, zumindest fällt dies nicht als solches auf, weswegen man „Die Wespenfrau“ tatsächlich als eines der besseren Frühwerke Cormans bezeichnen kann, eben weil einfach die Chemie zu stimmen weiß. Das Thema um die Eitelkeit einer Frau ist ein zeitloses, leichte Verwandtschaft zu Klassikern wie „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ sind vorhanden, und mit den Augen von heute erfreut ein nostalgischer Blick auf die Arbeitswelt von einst, die noch menschlich orientiert war. Freilich ist das Drehbuch diesbezüglich etwas arg naiv, immerhin überschreiten Mitarbeiter ihre Kompetenzen sehr extrem, und das hier gezeigte Arbeitsklima passt eher zu einem Kleinbetrieb als zu einem ehemals marktführenden Großunternehmen, aber heute ist diese Art des Miteinander auch mit kleinen Abstrichen kaum mehr vorstellbar.
Wirklich abheben von der Konkurrenz tut sich der Film jedoch in seiner Herangehensweise mit der berühmten Mad Scientist-Thematik. Letztendlich ist der Bösewicht des Streifens diesmal nicht der Forscher mit seinem an Wahnsinn nahendem Eifer, sondern die Frau mit ihrer an Wahnsinn nahendem Eitelkeit. Das macht sie in den Momenten, in welchen sie ein Insekt ist, auch zu einem wirksameren Monster als ihr Kostüm zulassen will, denn die reine Opferrolle hätte nicht überzeugt. Lustig dass der Wissenschaftler trotzdem nach alten Genre-Regeln sterben muss, auch wenn das im hier angewandten Erzählkonzept überhaupt keinen Sinn ergibt - Corman halt!
Die in Deutschland erschienene DVD enthält lediglich den Originalton mit (gut leserlichen) deutschen Untertiteln. Erstaunlicher Weise ist der Film jedoch laut OFDb.de gar nicht die erste deutsche Veröffentlichung, was bei all den damaligen Perlen die es nicht hier her geschafft haben („The Black Scorpion“, „Invasion Of The Saucermen“, ...) gar nicht verwundert hätte. Ende der 70er jahre soll der Film bereits auf WDR gelaufen sein, und da würde es mich schon wundern, wenn es keine Deutschvertonung gegeben hätte. Wo ist diese also abgeblieben?
Eigentlich ist es jedoch egal, bin ich doch einfach froh, dass solche Trashperlen überhaupt ihren Weg auf den heimischen DVD-Markt finden, und da ist mir ein deutscher Untertitel immer noch lieber als die Wegwerf-Synchronisationen eines „Blood Cult“ oder „Day X - Outbreak Of The Zombies“. Cormans Antwort auf „Die Fliege“ ist jedenfalls ein nettes, kleines, nostalgisches Monsterfilmchen, das zwar kein nennenswertes Kostüm präsentiert, aber dafür eine kurzweilige Geschichte. Dass diese keinerlei Überraschungen bietet dürfte klar sein und ist dem Trash-Fan in der Regel sowieso egal. OFDb
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