Arkin kann dem Collector entkommen
und führt einen Trupp Söldner in das geheime Versteck des Sammlers. Denn
die werden von einem reichen Papa dafür bezahlt sein Töchterchen aus
den Klauen des irren Sadisten zu befreien. Arkin ist damit
unfreiwilliger Weise schon wieder gefangen am Ort vergangener Qualen...
Das spannende Etwas namens „The Collector“, das Marcus Dunstan 2009 als sein Regie-Debut ablieferte, wurde ursprünglich als Prequel für die „Saw“-Reihe konzipiert, für welche Dunstan als Drehbuch-Autor gelegentlich tätig war. Den Grund kenne ich nicht, aber von der Idee wurde abgelassen, um einen unabhängigen Film zu gestalten, der, laut einer mir noch unsicheren Quelle, der Beginn einer geplanten Trilogie werden sollte. Schaut man sich den Slasher von Dunstan an, erinnert jedoch nur die Gewaltbereitschaft des Streifens an das Torture Porn-Genre, wie „Saw“, „Hostel“ und Co lieblos von vielerlei Menschen genannt wird.
Nicht dass man sich die Geschichte nicht auch durchaus als die Vorgeschichte Jigsaws vorstellen könnte, aber eine spannende Umsetzung mixte den klassischen Slasher mit dem modernen, bluttriefenden Folterfilm der 00er Jahre, was aufgrund des gebotenen Nervenkitzels von jeglicher „Saw"-Verwandtschaft ablenkte und einen trotz diverser Logiklücken gut unterhalten zurück ließ.
Schaut man sich die hier besprochene Fortsetzung an, ist nicht mehr viel übrig geblieben von den Slasher-Motiven, die „The Collector“ so großartig machten. Nun sind wir mittendrin im „Saw“-Universum, im Paradies für Freunde voyeuristischer Bluttaten in sinnloser Geschichte. Oh, was sollte sich Dunstan schämen, wenn es um die Logik der Fortsetzung geht. Wie erwähnt hatte Teil 1 auch hier einige Schwächen, aber der Schwerpunkt, das Katz- und Mausspiel zwischen Arkin und dem Collector, war clever und nachvollziehbar erzählt, ganz im Gegenteil zu dem Stuss, den man uns hier als dünne Geschichte vorlegt.
Dabei ärgert Teil 2 nicht nur mit klassischen Logiklücken wie der Frage, warum der Sammler im verlassenen Hotel so lange unentdeckt so laute Folterspielchen begehen konnte, und warum er am Ort seiner Muße so viele Fallen aufgestellt hat, sondern auch mit so aufdringlichen und offensichtlichen Lücken wie der Frage, warum Arkin den Weg zum Sammler den Söldnern offenbart und nicht der Polizei, sowie manch ähnlichem Irrsinn.
Mit viel Wohlwollen kann man auch darüber hinwegsehen, aber dann bleiben noch immer jene Fehler, die im Widerspruch zu Teil 1 stehen, eine besonders ärgerliche Gattung, erst recht da wir es hier inhaltlich mit einer direkten Fortsetzung des Originals zu tun haben. Arkins Tochter wird gar nicht mehr erwähnt, die Frau lebt noch und scheint auch keinerlei Probleme mehr mit Kredithaien zu haben. Arkin läuft nach sehr kurzer Genesung nur noch mit gebrochenem Arm herum und wird noch mehr zum Übermenschen als in Teil 1, wenn es darum geht was er alles aushält und auf sich nimmt und in welchem Zustand er es noch immer schafft dem Sammler die Stirn zu bieten. Da nähern wir uns schon Arnis Fähigkeiten in „Phantomkommando“.
Zudem ergibt die Geschichte zu keinem Augenblick so etwas wie einen Sinn, und in die Hintergründe des Sammlers wird man auch (noch) nicht eingeweiht, weder was die Gewaltbereitschaft des Irren betrifft, noch seinen Antrieb und Auslöser. Immerhin hat das Erzählte nun auch etwas mehr mit dem Begriff Sammlung zu tun, da hatte der Mangel an Zusammenhang mit Titel und Aufhänger dem Original als Einzelstück eine etwas große Lücke hinterlassen, die sich nun als Teil einer Reihe zu schließen beginnt.
Ein weiterer Pluspunkt ist das Ende, das einen im Falle einer tatsächlichen Trilogie nun rätseln lässt, was der abschließende Teil wohl nun erzählen wird, überrascht das Finale doch mit einigen interessanten Wendungen, auch wenn viel davon dem Rest des bisher Erzählten widerspricht. Aber das ist zu Beginn von Teil 2 ja nicht viel anders, wenn man bedenkt wie leicht Arkin dem Sammler entkommen konnte, im Vergleich zum ersten Opfer aus Teil 1, auf welches Arkin später im Haus stößt. War der noch auf bestialischste Weise an die Kiste gekettet, so befreit sich Arkin zu Beginn von Teil 2 gerade mal aus Handschellen, eingesperrt in einer ähnlichen Kiste.
Was sich nun harmloser liest trifft jedoch keinesfalls für den Gesamtfilm zu. Die Uncut-Fassung ist mindestens genauso hart wie der Vorgänger, und geht wie schon „Saw“ immer dann über das Erträgliche hinaus, wenn nachvollziehbare Dinge mit den Opfern geschehen. Mag die Standard-Vorgehensweise des Sammlers auch extrem sein und jegliche Vorstellung sprengen, das absichtliche Brechen eines Armes und das anschließende Einrenken tut dem Zuschauer wesentlich mehr weh, als jegliche abgedrehte Folter, die den Collector zu einem der krankesten Gestalten am Horrorfilm-Himmel werden lässt, und das muss bei der Konkurrenz schon was bedeuten.
Während Liebhaber spannender Unterhaltung auch jenseits des voyeuristischen Folterkinos in „The Collector“ willkommen geheißen wurden, ist die Fortsetzung nun nur noch etwas für „Saw“-Jünger, und selbst die sind in Sachen Logikbruch weniger gewohnt, als „The Collection“ uns zuzumuten weiß. Trotz all dieser Abzüge und lediglich quantitativen Sehwerte, ist die Fortsetzung jedoch kurzweilige, geistfreie Unterhaltung, die bei einer Nettolaufzeit von unter 80 Minuten flott inszeniert ist und niedrige cineastische Bedürfnisse durchaus geglückt zu stillen weiß.
Da vereint sich der Blutgehalt des Folterfilms mit manch einfallsreich perversen Ideen (z.B. der bizarre Massenmord auf einer Party, der Rasenmäher-“Braindead“-Qualitäten aufweist), während die Heldin des Streifens immer sexy durchs Bild läuft, gerne auch nach vorne gebeugt, damit man etwas Blick auf ihre Oberweite erhaschen kann, ohne dass sie sich aus irgend einem Grund nackt machen muss. Und der Actiongehalt ist auch nicht ohne, was nicht schwierig ist, wenn man sich inhaltlich fortsetzungstypisch an den Erfolgen von „Aliens - Die Rückkehr“ und „Cold Prey 2“ orientiert, auch wenn ich die Vorgehensweise Thrill in der Fortsetzung durch Action zu ersetzen noch nie nachvollziehen konnte.
Im Falle von „The Collection“ ist es noch eine Spur trauriger, zeigt doch auch dieses simple Stück Film, das sich trotz der Defizite keineswegs unangenehm gucken ließ, dass Dunstan durchaus Talent besitzt, wenn es um die Gesamtleitung eines Filmes geht und um die erzählerische Kraft. Da ist es schon schade, dass er sein Talent dem eher plumpen Bereich des Horrorfilms schenkt, anstatt auf den Stärken des ersten Teils aufzubauen, die ihn zu einer neuen Hoffnung für den modernen Horrorfilm hätten werden lassen können, so toll wie er auf den Nerven des Zuschauers gespielt hat. „The Collection“ macht deutlich, dass sein selbst gewählter Weg ein anderer ist, und da wird er sicher noch den ein oder anderen brauchbaren Film abliefern, aber zu einer Legende wie John Carpenter und Wes Craven wird man damit wohl kaum werden, eine Möglichkeit die sich bei anderer Orientierung durchaus hätte ergeben können, rein spekulativ betrachtet. OFDd
Hab den ersten ja immernoch nich gesehen obwohl ichs schon lange vor habe. Allerdings beweist du mit deiner Rezi wieder, wie alle anderen mit denen ich über den Film gesprochen habe, dass der Zweite wohl echt nichts taucht. Wenn ich den ersten aber gut fand wird mich meine Neugier doch wieder ins verderben reißen.
AntwortenLöschenDas ist der Fluch den wir nimmersatten neugierigen Trash-Fans alle gehen. Warum auch aus vergleichbaren Erlebnissen lernen? Es ist eine Art Schlechtfilm-Masochismus. Sollten Dir die Teile 2, 3 und 5 von "Saw" gefallen haben, könntest Du mit "The Collection" jedoch Deinen Spaß haben. Unterhaltsam ist der schon. Ihm fehlt halt nur die Klasse des ersten Teils. Und der Schluss der Fortsetzung macht neugierig auf mehr.
LöschenDer zweite Teil ist nicht schlecht, das wäre eine verfehlte Beurteilung.
AntwortenLöschenAllerdings stimmt es, dass der erste Teil raffinierter war und im zweiten Teil Logikfehler enthalten sind.
Dennoch ist der zweite Teil wirklich ein gut gemachter Horrorfilm.
Leider wird nicht auf die Geschichte des Collektors eingegangen, dann hätte der Film noch mehr Qualität gehabt.
Auch das Ende des zweiten Teils überzeugt mich nicht.
Es ist auch merkwürdig, dass der dritte Teil immer noch nicht gedreht wurde - und dies könnte mit der fehlenden Hintergrundgesch. zusammenhängen.
Mein Fazit: Gut gemachter Aktion-Horrorfilm, der 4 von 5 Punkten verdient - für Horrorfans sehr empfehlenswert.
Der Schluss schreit geradezu nach einem dritten Teil. Ich finde es auch schade, dass er bislang nie erschienen ist, wirkt das Ende doch nun offen. Mittlerweile glaube ich, dass da nichts mehr nach kommt, was direkt drauf anknüpft, was ich schade finde, denn im Gegensatz zu Dir hat mir gerade der Schluss gut gefallen.
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