19.05.2013

JACK UND JILL (2011)

Jack empfindet seine Zwillingsschwester Jill als äußerst unangenehm. Bei ihrem jährlichen Besuch zum Erntedankfest verkündet sie, dass sie diesmal länger bleibt. Dies wird zur Bewährungsprobe Jacks, die er jedoch durchsteht, da sich Al Pacino für Jill interessiert, den der Werbefachmann gerne für einen Spot gewinnen würde...
 
Der doppelte Sandler...
 
Stars üben sich gerne mal in Doppelrollen, das ist schön und gut und weiß auch meist zu gefallen. Männliche Stars üben sich aber auch gerne mal im Wechsel des Geschlechts, und solche Filme gehen meist nach hinten los. Peter Alexander wirkte bei diesen Versuchen ebenso peinlich wie Robin Williams und Ilja Richter, und diesmal wagt es ausgerechnet Adam Sandler, jener Komiker, dessen Filme man ohnehin schon kritisch beäugt, so unterschiedlich wie sie ausfallen.

Der Mann hat in guten Filmen gespielt, z.B. in „Eine Hochzeit zum Verlieben“, „50 erste Dates“ und „Spiel ohne Regeln“. Gerne sind seine Filme auch Wackelkandidaten, die sich eher anstrengend als belustigend gucken, so wie „Chuck und Larry“, „Die Wutprobe“ und „Leg Dich nicht mit Zohan an“. Leider gehört der gar nicht mal so untalentierte Mann aber auch zu jener Gattung Filmschaffender, die eine hohe Quote an ungenießbaren Stoffen abliefern, so z.B. „Kindsköpfe“, „Mr. Deeds“ und „Billy Madison“. Da darf man schon kritisch werden, wenn jemand mit so unterschiedlich qualitativen Arbeiten eine Frau mimt.

Erschwerend kommt hinzu, dass Sandler-Filme, auch die gelungenen, fast immer an den selben Störfaktoren kranken: der Schmalz und die Moral. Genau Letztgenanntes wird zum Hauptproblem, wird doch diese Moral aus der von Sandler zelebrierten und immer wieder glorifizierten Political Correctness geerntet und ist damit fragwürdiger Natur, was auch in „Jack und Jill“ der Fall ist, und allein im Finale ein überdeutlicher Vertreter dessen ist, was an diesem Weg falsch, bzw. verlogen ist.

Jill ist ein Trampel, hat es aufgrund ihrer Art im Leben immer sehr schwer gehabt, während ihr Bruder Jack bei allen Menschen gut ankam. Allerdings wird Jill in einer Extreme dargestellt, die sie nicht mehr zum reinen Opfer macht. Vieles an ihrer Lage ist selbstverschuldet, bemüht sie sich doch nicht um Bildung und Empathie, kümmert sich nicht einen Hauch um Stil und Körperpflege, kurzum: das kann man nicht alles gut heißen, wenn kein Wille zur Besserung vorhanden ist.

Den von der Arbeitswelt gestressten und zu Recht von Jill genervten Jack stellt man als reizbaren Egoisten dar, der er sicherlich auch ist, nur dass seine negativen Seiten als schlecht angesehen werden und kuriert werden müssen, wohingegen Jill nach politisch korrektem Sandler-Konzept bleiben darf wie sie ist, denn Nettigkeit ersetzt ja jedes Makel. Ihre Form von Egoismus darf erhalten bleiben, Jack muss sich wandeln, und so sind am Ende des Films alle glücklich, alle außer jene Zuschauer, die ein Sozialempfinden und ein Verständnis für Psychologie haben. Die dürfen sich zurecht verarscht vorkommen und grübeln welch zweifelhafte Richtung im amerikanischen Kino propagiert wird.

Und mittendrin erleben wir Al Pacino in einem Film, der weit unter seiner Würde ist. Aber Al ist es auch der dem Werk die nötige Note beschert um wenigstens nicht genervt frühzeitig auszuschalten. Zwar ist seine Zuneigung zu Jill nicht gerade glaubwürdig herausgearbeitet, aber die Art und Weise mit welcher er sich als selbstverliebter Star selbst verarscht hat schon seine guten Momente. Zu denen zählen im übrigen auch der finale Werbespot, der Al absichtlich von einer völlig würdelosen Seite zeigt und nach Ende der Reklame in einem guten Schluss-Gag mündet.

Auch Sandler ist nicht völlig fehl am Platz. Seine Rolle als Jack kennen wir zu genüge aus „Klick“ und Co, aber seine Jill hat einige wenige überraschend geglückte Momente. Davon hätte es mehr gegeben, wenn der Film nicht so penetrant Jill-fixiert wäre und das Drehbuch mehr gelungene Gags um sie herumwehen lassen würde. Aber wirksame Witze kann man in „Jack und Jill“ ohnehin an einer Hand abzählen. Zu den gelungenen zählt definitiv die Suche nach einem geeigneten Kleid, wenn Jack seine Schwester imitieren muss.

Sandler-Fans, die alles fressen und nicht verstehen was an seiner ewig gepredigten Moral falsch sein soll, werden sicherlich bestens unterhalten. Und ein wirklicher Rohrkrepierer ist der Film auch nicht geworden. Aber um zu gefallen ist „Jack und Jill“ einfach zu anstrengend ausgefallen. Mit Blick auf den Hausregisseur Sandlers, Dennis Dugan, braucht das jedoch nicht mehr verwundern. Außer „Happy Gilmore“ hat er noch keinen einzigen kompromisslos unterhaltsamen Film abgeliefert, zumindest keinen den ich kenne.  OFDb

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