Wenn man Brian De Palmas „Carrie - Des Satans jüngste Tochter“, die erste Verfilmung eines Buches nach Stephen King, so wie ich auch gleich als die bislang beste Verfilmung eines King-Buches empfindet, gibt es eigentlich nur einen echten Grund einen Blick auf das mittlerweile zweite Remake zu werfen: Chloe Grace Moretz. Diese Jungmimin begeisterte mich mit ihren provokativen Auftritten als Hitgirl in den beiden „Kick-Ass“-Filmen ebenso wie mit ihrem sensibleren Spiel in „Let Me In“. Ob „Amityville Horror“ oder „Zombies“, beides Filme bei denen sie nicht sonderlich auffiel, das Mitwirken in eher morbiden Werken schien es ihr angetan zu haben. Und da „Carrie“ sowohl dies als auch die erkennbare Tendenz vorzugsweise Außenseiter-Rollen zu verkörpern ermöglicht, sollte man meinen, dass es für Moretz eine Leichtigkeit sein dürfte diese Rolle zu verkörpern.
Dass auch sie mit gerade mal 16 Jahren noch viel Berufserfahrung sammeln muss, liegt nicht nur klar auf der Hand, es zeigt sich leider auch recht deutlich im hier besprochenen Werk, weiß Moretz zwar in den stillen, gebrochenen und leicht fröhlichen Szenen zu überzeugen (eigentlich die im Vergleich schwierigeren), gerade der Rachepart im Finale gelingt ihr mimisch jedoch nicht wirklich, schaut sie doch noch viel zu niedlich drein und verkommt ihr Grummelgesicht doch eher zum offensichtlichen Schauspiel als zur Zuschauer-täuschenden Überzeugung. Fairer Weise muss man eingestehen, dass die Maske die negative Wirkung noch zu verstärken weiß, läuft Moretz doch, nachdem sie überdeutlich von einem Eimer mit CGI-Blut nicht getroffen wird, nicht als bluttriefender, halbwegs glaubwürdiger Racheengel umher, sondern eher als ein Mädchen, das sich erlaubt hat an Halloween mal die Carrie zu spielen.
Da zeigen sich Bluttropfen im Gesicht, die viel zu gemalt aussehen, so als hätte ein Laie die Maske übernommen, vergleichbar mit der Art und Weise wie manche beim Schminken eine Träne unter das Auge malen. Da weht einem nichts authentisches an, obwohl man sich lediglich an De Palmas Original hätte orientieren können, etwas das die Verantwortlichen des Streifens in anderen Bereichen recht häufig gemacht haben. Warum also nicht hier? Sicherlich sind einige Parallelen der Nähe zur Printvorlage Kings zuzuschreiben, aber „Carrie“ kopiert recht häufig „Carrie“, interpretiert den Stoff jedoch nur durch das Modernisieren anders und erreicht nicht die Tiefe des Originals, da das Zielpublikum deutlich erkennbar im Teenie-Bereich vorzufinden ist.
„Carrie“ ist die Teenie-Variante von De Palmas Werk. Das merkt man an den psychologischen Oberflächlichkeiten, an dem Drang Unnötigkeiten hochzuschaukeln, so z.B. die Fähigkeiten Carries, die an mancher Stelle nichts mehr mit Telikinese zu tun haben, oder der Hang aufgrund des aktuell brutalen Grundtons in US-amerikanischen Horrorfilmen die Bluttaten Carries näher ins Visier zu nehmen und ein wenig mehr zu zelebrieren. Was man hier, im Vergleich zur Standardware Amerikas noch recht harmlos, radikal wirken lassen möchte, steht im Gegensatz zu einer Bravheit an anderer Stelle, die zeigt wie zahm der Streifen tatsächlich ist. Am deutlichsten zeigt sich dies im Vergleich zu den beiden jeweiligen Umsetzungen der Menstruation in der Dusche-Szene, wo in der Neuverfilmung die Prüderie der Amis nur wieder all zu deutlich wird.
Ob „Carrie“ eine Neuverfilmung benötigt hätte, kann man aufgrund der Genialität des Originals wohl locker mit einem nein beantworten. Doch bös bin ich nicht dass es eine Teenie-Variante des Stoffes gibt, weiß doch auch sie, im Gegensatz zur ersten Neuverfilmung, die ebenfalls „Carrie“ hieß und eine TV-Produktion war, zu unterhalten, wenn auch viel schlichter und oberflächlicher als das Original. Mit dieser naiven Art ist er praktisch perfekt zugeschnitten auf die Wahrnehmung von Pubertierenden. Dass das Schauen der Teen-Version auch für Erwachsene ganz unterhaltsam sein kann, liegt neben dem sensiblen Spiel Moretz in erster Linie an Julianne Moores hervorragendem Agieren als religionsfanatische Mutter, die der Konkurrenz der Erstverfilmung die Hand reichen kann.
Moore ist die einzige Schauspielerin des Streifens, die an das Talent ihrer Vorgängerin heran reicht. Alle anderen, inklusive Moretz, bleiben im Vergleich ein blasser Schatten dessen was dort an hohem Schauspielniveau herrschte. Das ist eben der Nachteil wenn man solch ein Meisterwerk nachspielt. Die hier agierenden Jungmimen und die paar wenigen Erwachsenen spielen alle nicht schlecht, aber eben bei weitem nicht so gut wie die Besetzung des 70er Jahre Originals.
Das abgewandelte Ende der Geschichte gefällt mir als Horror-Nerd eigentlich ganz gut. Mögen anspruchsvolle Cineasten bei dem Gedanken auch die Augen verdrehen, und mag es ein Tritt in den Arsch für Stephen KIng sein, sowie eine Nichtachtung seines Werkes, der Gedanke Carrie könnte in der Art eines Jason Vorhees wieder auftauchen, um hirnlos in ein paar Fortsetzungen Teenager zu meucheln, fänd ich persönlich recht reizvoll, wissentlich wie plump der Gedanke eigentlich auch sein mag. Aber mit Moretz in der Hauptrolle hätte eine Fortsetzung dieser Art, die mit dem hier angewendeten Schluss durchaus möglich wäre, einen echten Trumpf zu bieten. Es bestünde durchaus die Möglichkeit Kings Vision von Carrie hinter sich zu lassen, sich quasi von der zu Ende erzählten Ur-Geschichte zu lösen, um sich im Filmbereich als Horrorikone a la Freddy selbstständig zu machen. Das wäre immer noch einfallsreicher als die damalige Idee zum gar nicht mal so schlechten „Carrie 2“, der in den 90er Jahren gedreht wurde. OFDb
Ich war damals drauf und dran mir diese Neuverfilmung im Kino zu geben. Habe es dann aber irgendwie aus zeitlich Gründen nie geschafft. Im Nachhinein ganz gut, so lässt sich der Film als Heimkino-Sichtung ja noch nachholen. Sehen will ich ihn auf jeden Fall, schon aufgrund der Mimin Chloe Grace Moretz, die ich unter den diversen Jungschauspielerinnen tatsächlich zu den vielversprechendsten zähle. (Auch aufgrund ihrer exzellenten etwas abseits des Mainstreams angelegten Rollenwahl. Da hat sie was mit der jungen Christina Ricci gemein.)
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Löschenden Kommentar selbst geschrieben?
Aufgrund der Wortwahl will mir das zumindest so vorkommen.
Ich schreibe tatsächlich sehr ähnlich, gut beobachtet, aber nein, ich war das nicht. Ich sehe keinen Sinn darin meine eigenen Reviews zu kommentieren. Ich schreibe offizielle Nachträge, wenn es zur Besprechung im nachhinein etwas beizufügen gibt, die ich als Teil des Artikels unter die entsprechende Besprechung setze.
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