Dieser recht früh zur harten Welle hinzugestoßene Konkurrenz-Beitrag der damals so erfolgreichen Edgar Wallace-Verfilmungen guckt sich wie ein Mix aus dieser und den 60er Jahre Mabuse-Filmen, beides Reihen für die Regisseur Harald Reinl tätig war. Mehr noch, mit Reinls „Der Frosch mit der Maske“ ging die komplette Welle überhaupt erst los. Dieser war, ebenso wie „Die Bande des Schreckens“, ein unterhaltsamer Beitrag. Doch an deren Qualität kommt „Der Teppich des Grauens“ nicht heran.
Das beginnt bereits mit der holprigen Einführung der Figuren und dem ungeschickten Einstieg in eine Geschichte, die viel zu bemüht verworren sein möchte, so dass es einen nach einem eher schwachen ersten Drittel schon wundern darf, dass der Film mit dem wohl bescheuertsten Titel innerhalb der harten Welle zumindest noch zu einem durchschnittlichen Ergebnis findet, wenn Figuren erst einmal an Sympathie gewonnen haben und das Interesse des Zuschauers für den laufenden Fall doch noch geweckt wird.
Freilich geschieht das alles zu spät um für Reinls Werk, das im selben Jahr wie sein „Die unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse“ erschien, eine Empfehlung auszusprechen, aber orientiert am besagten Mabuse-Film war das Filmjahr 1962 scheinbar ohnehin nicht Reinls bestes Jahr, sind doch beide Werke eher Light-Versionen der besseren Kriminalfilme dieser Zeit. Leider fehlt „Teppich des Grauens“ zudem auch der Bezug zum Sub-Genre Grusel-Krimi.
Trotz einer Verbrecherorganisation mit mystischem Gift und unbekanntem Hintermann ist der Streifen ein waschechter Kriminalfilm, wie er abgesehen von kurzen Action-Momenten klassischer kaum aussehen könnte, allein schon aufgrund der klaren Gut-Böse-Trennung, die man zwar scheinbar vermeiden wollte bei all den angeblich zwielichtigen Personen, die sich erst spät als Ermittler auf Seiten der Guten entpuppen. Aber aufgrund der Besetzung gehören sie nie zu den wahrlich verdächtigen Personen. Ihr guter Kern ist nie eine plötzliche Überraschung. Im Gegenzug entpuppt sich ein positiv gezeichneter Charakter nie urplötzlich als böse.
Es liegt an der guten Besetzung, dass „Der Teppich des Grauens“ sich in seiner Innovations-Armut noch brauchbar guckt. Neben Joachim Fuchsberger und Karin Dor gibt es noch manch anderes berühmtes Gesicht aus der Wallace-Reihe zu entdecken. Letztendlich sind die unbekannteren Gesichter auch die talentierteren. Aber die beiden Helden wissen zumindest über ihren Charme auf den Streifen zu wirken, das ist auch schon viel wert.
Die Auflösung ist meiner Meinung nach nicht sonderlich originell ausgefallen und lässt auch nach Reffolds angehangener Erklärung am Schluss noch einige Fragen offen. Aber letztendlich ist „Der Teppich des Grauens“ ohnehin nur die Trivialunterhaltung für den Schnellverzehr und deshalb nicht geeignet einer tieferen Analyse stand zu halten. Zum einmal Gucken ist er okay. An das Ergebnis von „Die weiße Spinne“, der ebenfalls vom Kriminalautor Louis Weinert-Wilton stammt, kommt er nicht heran, und selbst der war eher eine Blaupause der berühmten Wallace-Werke und damit keine ernstzunehmende Konkurrenz.
Im Internet liest man übrigens immer wieder wie rassistisch die Besetzung des Schwarzen in der lustigen Nebenrolle sei, die in einem Wallace-Film üblicher Weise mit Eddi Arent besetzt worden wäre. Ich vermutete bei solchen Artikeln immer, dass die übertriebene politische Korrektheit den Verfassern dieser Texte einen Streich in ihrer Wahrnehmung gespielt hätte, aber die Leute haben tatsächlich Recht. Der arme Kerl wird im Gegensatz zu den Spaßfiguren des Eddi Arent völlig würdelos eingesetzt, so dass man das geradezu penetrante Vorführen seiner Idiotie in Kombination mit seiner Unterwürfigkeit und dem herablassenden Ton der ihm stets entgegen gebracht wird definitiv als fragwürdig bezeichnen darf - von der idiotischen Stimme mit der er spricht einmal ganz zu schweigen. OFDb
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