Was Larry Cohen mit „Stuff - Ein tödlicher Leckerbissen“ erreichen möchte ist klar: er serviert dem Zuschauer eine mit Gesellschaftskritik angereicherte Horror-Komödie, in welcher das Konsumverhalten, die industrielle Gesetzeslage Amerikas und das Werbefernsehen ihr Fett abbekommen, ausgehend von einer dem Luxus verfallenen Gesellschaft, die den Kern des Lebens und die Selbstständigkeit nicht mehr kennt und sich völlig abhängig von ihnen unbekannten Dritten gemacht hat. Fast Food und Junkfood ersetzten in den 80er Jahren mehr denn je reguläre Mahlzeiten, essen gehen war kein reiner Luxus mehr, und das Essen entfernte sich dank der Industrie immer mehr von einer wiederzuerkennenden Mahlzeit aus dem echten Leben. Zutaten waren nicht mehr zu erkennen. Willkommen in der Welt eines „Brust oder Keule“!
Cohen, der mit „Die Wiege des Bösen“ einen kleinen Horror-Klassiker geschaffen hat, dessen „American Monster“ mir jedoch wesentlich besser gefallen hat, geht leider wenig feingeistig vor, begnügt sich mit groben Verweisen auf eben erläuterte Situation, z.B. in dem er eine Familie über ein Produkt wie in der Werbung grinsen lässt, geht inszenatorisch aber viel zu ruppig vor, als dass man „The Stuff“ (Originaltitel) noch irgendwie sympathisch finden könnte. Recht orientierungslos werden verschiedene Handlungsstränge lieblos aneinander gereiht, dann fast ebenso lieblos vereint, um die Geschichte noch ein Stück später nach einer völlig unsensiblen, militärischen und nun vollkommen albern werdenden Umorientierung inhaltlich geradezu unpassend genormt zu einem Ende zu bringen.
Aufgrund irrer großer Logiklöcher, unpassender Übergänge, plötzlicher Schnitte und Szenen bei denen der Zuschauer nicht an die Hand genommen wird um gedankliche Vorgänge der Protagonisten nachvollziehen zu können, bekommt man den Eindruck Cohen wäre mehr an den geglückten Spezialeffekten des sich selbst bewegenden The Stuff interessiert als an einer flüssigen Erzählung. Klar, irgendwo will „The Stuff“ provozierendes, zu seiner Entstehungszeit fast schon wieder vergessenes, Anarcho-Kino a la „Kentucky Fried Movie“, „Angriff der Killertomaten“, „Schlock - Das Bananenmonster“ und „Reichtum ist keine Schande" sein, lediglich aufgrund des Horror-Schwerpunktes düsterer angelegt als die Vergleichsfilme. Aber auch das absichtliche Treten eines klassischen Erzählmusters kann nicht einfach irgendwie dahingeschludert werden. Doch genau so wirkt Cohens Umsetzung, die aufgrund ihrer originellen Idee einen liebevolleren Umgang verdient hätte.
Ob man bei solch schrillen Charakteren nicht noch eine Spur mehr Richtung Komödie hätte schielen sollen, so wie es die in Punkto Konsumkritik ähnliche Produktion „Die unglaubliche Geschichte der Mrs. K“ gemacht hat, die das Thema nutzte um den Film „Die unglaubliche Geschichte des Mr. C“ zu parodieren, wird zu einer berechtigten Frage. Andererseits schaffte es manche Horror-Komödien doch selbst mit Komik auf „Police Academy“-Niveau (siehe z.B. „Bug Buster“) beide Genres gleichmäßg zu vertreten und dabei ein passables Ergebnis abzuliefern.
Andererseits: wenn man bedenkt wie wenig Mühe sich Cohen gibt eine stimmige Atmosphäre entstehen zu lassen und jeglichen Inhalt einer unsensiblen Extreme auszusetzen, wäre der Restschritt mit klarem Schwerpunkt Komödie wohl tatsächlich reizvoller gewesen. Dann wäre „The Stuff“ nicht unbedingt sympathischer ausgefallen, er würde sich aber zumindest konsequenter gucken, da er einheitlicher wirken würde.
Wer weiß, vielleicht wurde mit halb fertigem Drehbuch gedreht, oder mit gar keinem, das würde die wüste orientierungslose Story erklären, die nur mit Müh und Not und mit wenig erfreulichem Füllmaterial irgendwie zu einem Ganzen zusammengetackert wurde. „The Stuff“ will einfach nicht angenehm unterhalten. Man kann nicht vor dem Fernsehen sitzend gemütlich mit einem Schmunzeln auf den Lippen und einem sanft gekitzelten Intellekt abschalten. Dafür guckt sich Cohens Werk zu dröge in seinem Anspruch, zu banal in der tatsächlich geäußerten, eher vordergründigen Kritik und scheint zu unmotiviert eine echte Geschichte auf die Beine stellen zu wollen. Schade ist es um die originelle Grundidee und manch geglückter Momente, meist Effekt-technischer Natur. OFDb
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