Bereits 1979 trieb Produzent Charles Band sein Unwesen. Jahre vor der Gründung von "Full Moon"-Pictures drehte er zwar bereits kostengünstigen Trash, aber nicht so aalglatt nach Fließband produziert wie später, sondern überraschend atmosphärischen mit Ecken und Kanten. Die Geschichte von „Tourist Trap“ ist nett eingeleitet, bietet wie gesagt Atmosphäre und dank brauchbarer Darsteller macht das alles zunächst einen recht gelungenen Eindruck. Die Mädels überzeugen etwas mehr als der Psychopath des Streifens, aber selbst der ist noch okay zu nennen. Mit Bildern, die dem „Kettensägenmassaker“ entliehen scheinen, zieht der Film den Zuschauer tatsächlich in seinen Bann. Man fragt sich interessiert was vorgeht und fiebert stellenweise tatsächlich mit. Das ist alles schon mehr als ein späterer Band-Film je schaffte, selbst originellere Werke wie "Puppet Master".
Leider leider ist die erste Hälfte von „Tourist Trap - Die Touristenfalle“ (Alternativtitel) besser ausgefallen als die zweite. Daran ist mitunter die deutsche Synchronisation schuld. Wie kann man dem einsamen Mann des Films die Stimme von Bud Spencer geben? Die ist selbst gedämpft unter der Maske wiederzuerkennen, so dass es kein Rätseln darüber gibt, wer der mordende Psycho ist. Seine verwandte Charakterisierung zu Perkins Rolle aus "Psycho" lässt einen zusätzlich zu früh erahnen woher der Hase läuft. Logisch dass dies dem Film Spannung raubt.
Auch sonst schwächelt die zweite Hälfte. Sie ist, typisch Band, zu dialoglastig ausgefallen, womit die durchaus vorhandene Spannung des Streifens gerne mal kurzfristig flöten geht. Endlose Begründungen des Tuns des Täters langweilen nach einiger Zeit. Und mit dem Wissen dass die Puppen kein Eigenleben besitzen ist auch die Magie weg, die dem Film so positiv dabei half eine mysteriöse Atmosphäre aufzubauen.
Unübersehbar klaut „Horror Puppet" (Alternativtitel) bei anderen Filmen, meist bei sehr großen Vorbildern, denen er freilich nicht das Wasser reichen kann, dies scheinbar aber auch gar nicht will. Neben dem eben erwähnten Einfluss von „Psycho" wäre noch eine Parallele zu "Carrie" zu nennen. Atmosphärisch gesehen hätten wir auch noch allein schon aufgrund der dreckigen Bilder "Blutgericht in Texas" mit an Bord. Das erste Erforschen der Räume hinter der Bar, bevor der Telekineseteil beginnt, erinnert sehr stark an das erste Auftauchen im Leatherface-Haus aus Tobe Hoopers genialem Kunst-Horror.
Zunächst ist das alles liebevoll und auch geglückt übernommen. Man wäre dem Film nie böse sich davon inspirieren zu lassen, so charmant wie „Tourist Trap“ ausgefallen ist. Aber mit der Zeit wird es dann doch etwas zu dreist. Sichtet man endlich den maskierten Mörder, so wird man dann doch zu deutlich an Leatherface erinnert. Bei so viel Ideendiebstahl tut es gut, dass „Tourist Trap“ bei einer seiner eigenen Ideen selbst Opfer gleichen Vergehens wurde, hat sich Sam Raimi für "Tanz der Teufel 2" doch bei Schmoellers Werk bedient, um ebenfalls eine Szene einzubauen in welcher alle Gegenstände eines Raumes anfangen zu lachen.
In einem Interview berichtete Schmoeller, dass er seinerzeit nicht verstand warum die Altersfreigabe des Streifens in Amerika damals so gering ausgefallen ist. Da musste ich lächeln. Selbst mit Filmen aus der selben Entstehungszeit verglichen, wirkt der hier zelebrierte Spuk doch eher brav, ja fast schon kindlich. Die Tricks sind schlicht und durchschaubar, wenn auch wirksam, so dass es schon echt naiv ist auf tatsächlich verängstigte Zuschauer zu hoffen. Die Atmosphäre im Film ist nie gruselig zu nennen, sondern einfach nur dicht. Ich weiß nicht was der gute Mann da glaubte gedreht zu haben, aber es war sicherlich nichts Erschreckendes das eine höhere Altersfreigabe gerechtfertigt hätte.
Was den Blutgehalt betrifft so kann ich nicht mitreden, habe ich doch leider bislang nur eine geschnittene DVD-Fassung gesehen, die sich aber zumindest auch in ihrer zerstückelten Form angenehm gucken lässt. Über die eben bereits angesprochenen Effekte kann ich hingegen noch etwas sagen: Jeder Gegenstand der sich wie von Geisterhand bewegt ist nicht komplett im Bild zu sehen, sodass sie immer von Hand bewegt werden konnten. Puppen können entweder die Augen bewegen oder den Mund öffnen. Mehr auf einmal geht nicht. Und zwischen unbeweglichen Puppen sitzt immer mal ein Mensch, ein Trick mit dem leider nicht die Masse an Puppen lebendig wirkt sondern eben nur die eine.
Aber, und das ist das tolle daran, diese simplen Tricks reichen in der ersten Hälfte vollkommen aus. Sie sind Teil des stimmigen, zugegebener Maßen auch schundigen Grundtons des Streifens und sorgen somit nicht, wie man meinen könnte, für ein Scheitern atmosphärischem Wohlfühlens. Erst in der zweiten Hälfte, in welcher der Zuschauer langsam etwas mehr geboten bekommen möchte, bleiben die Tricks auf gleichem schlichten Niveau. Dank der für einen B-Film recht einfallsreichen Geschichte mit ihren netten Gimmicks braucht man „Tourist Trap“ trotzdem nicht schlecht reden. Nach einer gelungenen Einführung bleiben einem zumindest noch die brauchbaren Darsteller und wunderbar dreckig fotografierte Bilder. Auch ein fieser Schluss-Gag der gelungen Sorte verzuckert einem die zu routinierte zweite Hälfte. OFDb
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