Paul Rudd nimmt im Filmgeschäft mittlerweile jene Nische ein, die einst von Matthew Broderick besetzt wurde. Er spielt den braven Soften. Vielleicht nervt dies manchen Filmfreund, vielleicht nervt es sogar Rudd selbst auf diesen Figuren-Typ festgelegt zu sein, wer weiß, aber ich finde er macht seine Sache gut, so gut sogar, dass ich in leichte Komödien mittlerweile auch seinetwegen reinschaue. Besonders gut gefiel er mir in jungen Jahren im wundervollen „Clueless“ neben der zuckersüßen Alicia Silverstone, noch mehr aber in seiner Rolle als Ehemann in trister Routine in dem Seth Rogen-Film „Beim ersten Mal“.
An das Niveau dieser Rollen kann Rudd hier nicht anknüpfen, wie auch, wenn das Drehbuch ihn doch fast wie einen unsympathischen Vollversager aussehen lässt. Okay, das ist jetzt übertrieben, aber an einigen Stellen möchte man dem Autor dieser Geschichte doch gerne einmal reinpfuschen, so würdelos peinlich lässt er die Rolle des Peter hin und wieder wirken, am extremsten in jenen Szenen, in welchen Peter nicht weiß wie er sich vor Sydney verhalten soll bevor dieser sein Freund wird. Sicher, Peter soll unerfahren und nervös wirken, aber meiner Meinung nach schießt man in solchen Szenen aufgrund mangelndem psychologischem Feingefühls über das Ziel hinaus. Peter wird als völlig unkompatibel herausgearbeitet, so dass man sich fragen darf warum Sydney sich auf eine Freundschaft mit diesem rückgratlosen Menschen einlassen sollte.
Lernt man die Hintergründe von Sydney im Laufe der Zeit kennen ergibt zumindest dieser anfängliche Widerspruch doch noch einen Sinn, ist der in den Tag lebende Freigeist doch auch verzweifelt, wenn auch aus anderen Gründen als Peter. Und ob man es glaubt oder nicht, wenn Peter und Sydney erst einmal warm miteinander werden weiß auch der bis dahin recht holprig erzählte Film endlich zu funktionieren. Da die angenehmen Aspekte zuvor die unangenehmen dominierten, kann man somit doch noch von einem sympathischen Streifen sprechen, der das Rad zwar nicht neu erfindet, aber das muss er ja nicht. Das ist schließlich das tolle an leichten Komödien-Stoffen. Sie müssen nicht innovativ sein. Sie müssen nicht übersprudeln vor Komik. Sie müssen lediglich einen gewissen Charme versprühen.
Ich gebe zu, ich war kritisch als ich auf dem Cover gelesen habe, dass ausgerechnet Jason Segel den unangepassten Gegenpart zu Rudds Rolle übernehmen sollte. Ich kannte ihn nur brav grinsend aus „Die Muppets“ und ebenso politisch korrekt angepasst brav aus der völlig überschätzten Sitcom „How I Met Your Mother“. Aber er bringt genau jene Entspanntheit mit, welche die Rolle des Sydney glaubwürdig macht. Dies zusammen mit einem Drehbuch, welches Sydney nicht zu radikal erscheinen lässt, sondern lediglich alternativ lebend, macht die angenehme Ausstrahlung an besagter Rolle aus. Und diese in Kombination mit Rudd weiß „Trauzeuge gesucht!“ tatsächlich zu tragen.
Dank eines guten Mixes aus biederer Komik und den schrägen Momenten des Films (z.B. der Rentner, der sich für jünger ausgegeben hat) verzeiht man dem Streifen auch seine gelegentlichen Ausflüge in die Fäkalkomik. Ob man wirklich die Wichsecke oder den dämlichen Furzwitz gebraucht hätte, um das Miteinander der Freunde als lässig zu unterstreichen, wage ich anzuzweifeln. Und auf die beiden Kotzmomente hätte ich auch verzichten können. Andererseits umgeht man zumindest inhaltliche Fehler, die sich im korrekten Amerika geradezu aufgedrängt hätten.
Das ist zum einen der Umgang mit der Hochzeits-Thematik im Streifen, ein Thema das in der Hand anderer Verantwortlicher sicher mit der Einsicht geendet hätte, dass Peter immer so sehr eine Ehefrau wollte, dass er erst über die Freundschaft erkennt, dass er seine Verlobte nicht liebt. Und ebenso wäre es in falschen Händen sicherlich zu einer ungerechten Kritik an Sydneys alternativem Lebensstil gekommen, die in der Hand von Regisseur John Hamburg glücklicher Weise nur kurz anklingt ohne selbstgerecht und unfair zu wirken.
Um so trauriger ist es, dass sich in „I Love You, Man“ (Originaltitel) der eingangs erwähnte Schwachpunkt in Peters Charakter eingeschlichen hat, der dem Film mehr schadet als man meinen sollte. Es ist im nachhinein gut zu wissen, dass der Streifen trotzdem noch die Kurve bekommen hat. So ist Hamburgs Werk zwar trotzdem noch ein Wackelkandidat wie sein „...und dann kam Polly“, aber im Gegensatz zu dem weiß wenigstens die Chemie der beiden Hauptfiguren zu stimmen, was viel am positivem Eindruck von „Trauzeuge gesucht!“ ausmacht. OFDb
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