15.06.2015

DIE NEUNSCHWÄNZIGE KATZE (1971)

Nach Argentos Debüt „Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe“ folgte „Die neunschwänzige Katze“, der ebenfalls wieder als Bryan Edgar Wallace-Verfilmung verkauft wurde. Ob dabei ein ähnlicher Etikettenschwindel vorlag wie im Vorgänger ist mir nicht bekannt, aber kennt man die Werke Argentos ist vom inhaltlichen Ablauf her vieles mit Werken wie „Profondo Rosso“, „Sleepless“ und eben auch „Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe“ vergleichbar.

Außenseiter einer polizeilichen Ermittlung ermitteln auf eigene Faust. Das ganze ist für einen eigentlichen Krimi-Plot düster in Szene gesetzt, wie man es von Argento gewohnt ist. Harte Bilder umgeht der spätere Meister des Giallos ebenso wenig, im Vergleich sind sie nur etwas rar auf das Gesamtwerk verteilt. Dank guter Schauspieler meint man gar echten Morden beizuwohnen, so glaubwürdig sind sie inszenatorisch und darstellerisch umgesetzt. Glücklicher Weise wurde an Goreeffekten in solchen Momenten gespart, sonst wäre sie weg gewesen, diese Glaubwürdigkeit.

Die deutsche Synchronfassung ist leicht belustigend umgesetzt, veralbert das Gezeigte jedoch nicht, sondern erweitert das düstere Original Argentos mit Respekt mittels ironischen Spitzen. Professionelle Sprecher sorgen für einen weiteren Grund des hoch eingehaltenen Niveaus. Da seinerzeit ordentlich am Film herumgedoktort wurde sind viele Sequenzen in der von mir gesichteten Langfassung nur untertitelt zu erleben, und diese zeigen mal wieder wie wenig Ahnung die Verantwortlichen der damaligen Beschneidung von der psychologischen Wirkung eines Stoffes hatten. Objektiv betrachtet wirken die entfernten Szenen unnötig, aber sie sind wichtig für das richtige Feeling. Sie unterstützen die Glaubwürdigkeit von Situationen und geben Informationen über Charaktereigenschaften an den Zuschauer weiter. Der Deutschton der wieder einsetzenden Szenen der Kinofassung versucht zwar vieles davon wieder zusammenzufassen, aber es geht in solchen Momenten eben nicht rein um den aufgesagten Text.

Stimmig inszeniert und untermalt von einer nicht wirklich im Gedächtnis bleibenden Musik Morricones, aber immerhin einer die Atmosphäre unterstützenden Komposition, weiß Argento die mit heutigem Wissen etwas lächerliche Geschichte um das böse zweite Y-Chromosom aufzufangen, so dass „Il gatto a nove code“ (Originaltitel) nie zur unfreiwillig komischen Lachnummer verkommt. So überzeugend dicht ausgefallen wie der Vorgänger ist Argentos zweiter Thriller nicht, aber er weiß über seine komplette Laufzeit zu unterhalten und zu interessieren, für den Zwischendurchverzehr ist das durchaus okay, zumal mit Karl Malden ein zwar nicht immer glaubwürdig spielender, aber doch recht sympathischer Schauspieler in einer der großen Rolle besetzt wurde.  OFDb

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