Regisseur Jacques Tourneur, den Horror-Fans sicherlich durch seine Werke „Ich folgte einem Zombie“ und „Der Fluch des Dämonen“ kennen werden, schuf mit „Katzenmenschen“ einen psychologisch stimmigen Horrorfilm, der den Zuschauer lange Zeit darüber im Unklaren lässt, ob die zentrale Figur der Irene geisteskrank oder von einem Fluch besessen ist. Dass Tourneur bekannter Maßen mit diesem Werk den Tabubruch unterdrückter Sexualität thematisiert war seiner Zeit gewagt und geradezu modern zu nennen, zumal das was tatsächlich gemeint ist auf sehr deutliche Art, da treffend umschrieben, nicht genannt wird, auch wenn an anderer Stelle statt des Beischlafs immer wieder der Kuss anklingt, der Irene in eine Raubkatze verwandeln soll.
Ohnehin guckt sich „Cat People“ (Originaltitel), der zwei Jahre später direkt an Teil 1 anknüpfend bei gleicher Besetzung mit „Curse of the Cat People“ fortgesetzt wurde, auch aus anderen Gründen für einen US-Amerikanischen Film seiner Zeit recht modern. Das ausgezogene Strumpfband, die Aufnahme der nackt in der Wanne sitzenden Simone Simon (auch wenn nicht wirklich etwas zu sehen ist), sowie die Thematiken einer möglichen Scheidung, das Fehlinterpretieren von Besessenheit in Liebe, eine Liebschaft parallel zur Ehe ohne zum Tabubruch zu werden und der aufgeklärte Umgang mit den damals aktuellen Erkenntnissen der Psychologie, das sind alles Elemente die heutzutage völlig normal oder überholt wirken, in den 40er Jahren aber sicherlich provozierten und aufrüttelten.
Um so erfreulicher ist es mit anzusehen, dass aus „Katzenmenschen“ nicht nur lediglich ein US-Amerikanischer Film im Gewand eines verkopften Stück Europa-Kunstkino geworden ist, sondern zudem ein packender Horrorfilm, dessen Geschichte den Zuschauer von Beginn an in seinen Bann zieht. Wie für seine Zeit typisch als Horror-Drama inszeniert, besitzt die Erstverfilmung des Stoffes einige düstere, recht spannend umgesetzte Momente, inmitten einer rätselhaften, wie auch interessanten Story, deren Auflösung allein deshalb zu gefallen weiß, weil das Drehbuch einige Kniffe bereits sehr früh vorbereitet, welche zu dem sehr gekonnt inszenierten Schluss führen.
Ohnehin ist „Katzenmenschen“ mit Ausnahme eines Richtung Finales schlecht gesetzten Schnittes, tadellos inszeniert und geradezu ein Paradebeispiel dessen wie ein guter Horrorfilm auszusehen und zu wirken hat, worüber ich mich persönlich ganz besonders gefreut habe, hat mir Tourneurs berühmter „Ich folgte einem Zombie“ doch nicht wirklich gefallen, und da tat es gut zu sehen, dass „Cat People“ seinem hervorragendem Ruf wahrlich gerecht wird. Die Geschichte hält sich nie mit Unnötigkeiten auf, ist sensibel genug erzählt um sich am Seelenleben aller wichtigen Personen orientieren und einfühlen zu können, und ist gleichsam intellektuell befriedigend wie auch spannungsreich erzählt. Die wenig eingebrachten Spezialeffekte sind simpel wie effektiv eingesetzt, werden aufgrund der packenden Erzählung aber auch kaum benötigt. OFDb
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