30.07.2016

CIRCUS DER VAMPIRE (1972)

In den 70er Jahren, in denen sich die Hammer-Studios aufgrund zurückgehender Zuschauerzahlen und der modernen Konkurrenz umorientierten, ging es stilistisch wie inhaltlich je nach Film mal vor und mal zurück, immer zwischen der Moderne schwankend und sich auf die Wurzeln beruhend, welche das Studio für einige Zeit zur Vorzeigeschmiede des gothischen Horrorfilms machte. Inmitten dieser Wirren, in denen auch manch gutes Werk wie „Draculas Hexenjagd“ entstanden ist, erblickte „Circus der Vampire“ das Licht der Welt, der die Orientierungslosigkeit des Studios unfreiwillig recht gut wiedergibt.

Zwar orientiert man sich mit der Vampirthematik um einen Grafen, einen Fluch, umherflatternder Fledermäuse und dem Spielort einer alten Schlossruine, bzw. der geheimen Gruft dieser, an alten Zeiten, der Gewaltpegel, die Nackedeiaufnahmen diverser Damen und der Zirkus als Medium der Vampire sollen dem Ganzen jedoch trotzdem einen modernen Touch bescheren. Als Regisseur engagierte man den unverbrauchten Neuling Robert Young, der mit dem hier besprochenen Film sein Debüt ablieferte. Und dass dieser später eher Erfolge mit Komödien feierte (er war u.a. für den John Cleese-Film „Wilde Kreaturen“ verantwortlich), könnte ein erster Hinweis dafür sein, warum der Streifen nicht wirklich funktionieren will, blieb er doch der einzige Horrorfilm in der langjährigen Regie-Karriere Youngs.

Ein Desaster sieht anders aus, „Vampire Circus“ (Originaltitel) kann als magerer Zwischendurchverzehr durchaus konsumiert werden, aber so wirklich begeistern tut er nicht. Der Open Air-Zirkus als Spielort gibt nicht viel her, die Pest-artige Seuche, die parallel zur Vampirthematik eingebracht wird, wird trotz ihrer reichhaltigen Nutzungsmöglichkeit kaum beachtet, und dass Vampire keinen sonderlichen Schrecken verbreiten, wenn sie direkt vor jedem Kreuz kuschen, braucht 1972 auch niemanden mehr verwundern.

Letztendlich passt der Film jedoch gekonnt zu seiner Hauptattraktion, dem Zirkus, wird doch in der Manege ebenso wie im Film selbst Durchschnittsprogramm geboten und anhand von Budenzauber versucht optisch davon abzulenken. Das funktioniert manches Mal ganz gekonnt, wenn z.B. ein unheimlicher Spiegel eine große Rolle für den Handlungsverlauf spielt, der Graf am liebsten kleine Kinder anknabbert, oder die menschlichen Gehilfen der Vampire bereits auf der Bühne nicht sonderlich friedlich agieren.

Wenn man aber schlecht aufs Bild gelegte Fledermäuse durch die Luft fliegen sieht, oder eine Wildkatze sich vor allen Leuten in einen Menschen verwandelt, was die Dorfbewohner mit ihrer Vorgeschichte eigentlich aus dem Tiefschlaf alles wäre nur Täuschung hätte herausreißen müssen, dann merkt man wieder dass alles nur Hokuspokus ist, der davon ablenken soll dass eigentlich nichts passiert, was es nicht schon einige Male besser umgesetzt gegeben hätte - gerade aus den Hammer Studios.

Süß anzuschauende Menschen beider Geschlechter, ein Hauch weibliche Erotik und für seine Zeit recht harte Spezialeffekte mögen den überraschungsfreien und etwas zu dröge geratenen Ablauf ein wenig aufpeppen, letztendlich sind dies jedoch Quantitäten, die keinen kompletten Film gerettet bekommen. Blasse Helden, blasse Bösewichter und eine Geschichte die nur so tut als ob sie modern sei, aufgrund der hippen Änderungen aber auch nicht den alten Charme vergangener Vorzeigewerke zu versprühen weiß, machen aus „Circus der Vampire“ lediglich maue Durchschnittsware und somit ein Produkt welches sich Vielseher ruhig geben können. Wer nicht einschaltet verpasst jedoch nichts Nennenswertes.  OFDb

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