11.06.2017

DAYLIGHT (1996)

Ich und Katastrophenfilme, das verträgt sich nicht wirklich, kann ich mit der Effekthascherei, der reißerischen Dramatik und all dem Drumherum in der Regel doch wenig anfangen, erst recht wenn alles so theatralisch stattfindet und einer denkfaulen Geschichte unterliegt wie beispielsweise in „Volcano“. Dass ich mich dennoch an „Daylight“ herangewagt habe, hat zwei Gründe. Zum einen gucke ich unglaublich gerne jegliche Filme mit Sylvester Stallone und zweitens habe ich, eben weil ich dies tue, „Daylight“ bereits zu Zeiten seiner VHS-Veröffentlichung gesichtet, und da hat er mir so gut gefallen, dass ich ihn gleich zwei Mal geguckt habe.

Das war Grund genug zu testen, ob mich der Film zu Zeiten eines sehr stark veränderten Filmgeschmacks noch immer zu packen weiß oder nicht. Und was soll ich sagen? Meine Begeisterung von einst kann ich zwar nicht mehr nachvollziehen, unterhalten hat mich „Daylight“ aber durchaus. Mag die Einleitung mit all den beeinflussenden Faktoren auch etwas zu konstruiert erscheinen und Kits Vergangenheit beim Katastrophenschutz und der Grund für seine Entlassung etwas stark klischeehaft anmuten - sind die Weichen erst einmal gestellt, um Stallone endlich in den Tunnel zu schicken, geht es bergauf mit dem Film, startet doch nun der Überlebenskampf unter der Leitung des Actionhelden, also jene Phase wegen der man eingeschaltet hat, und für diese nimmt sich der Film genügend Zeit.

Dankenswerter Weise dürfen wir die Eingeschlossenen gut genug kennen lernen, um mit ihnen mitfiebern zu können. Zudem bekommt das Drehbuch zumindest jenen Bogen an Glaubwürdigkeit hin, der für die Gruppendynamik wichtig ist. Da fallen Worte des Misstrauens, da werden Entscheidungen aus Verzweiflung getroffen, undankbare Worte aus einer emotionalen Situation heraus gesprochen, da wechseln sich Zusammenhalt und Egonummern immer wieder ab, all dies stellt sich der Unglaubwürdigkeit des Gesamtszenarios tapfer entgegen. Wie hanebüchen die eigentliche Story ausgefallen ist zählt nicht, das nahm man von Anfang an in Kauf. Somit ist es der Glaubwürdigkeit innerhalb der Gruppe Überlebender zu verdanken, dass „Daylight“ zu einer positiven Seherfahrung wird.

Ein großes Filmereignis kann mit solch einem stupiden Plot dennoch nicht entstehen, es sei denn man gehört zu jener Art Publikum, die aufgrund toller Spezialeffekte und wuchtiger Szenen alles andere ausblenden kann. Das schaffe ich recht gut im Horrorbereich, aber bei Filmen die möglichst realistisch ausfallen wollen bin ich da um so kritischer. Wie auch immer, das Drehbuch sorgt für allerhand Situationen durch welche sich die Gruppe durcharbeiten muss. Und da sich eine Lösung meist erst kurz vor dem Zusammenbruch der jeweiligen Situation ankündigt, kommt es gelegentlich zu wahrlich nervenkitzelnden Szenen.

Dank der Figurennähe weiß zudem der Tragikgehalt zu funktionieren. Wenn wer Verletztes zurückgelassen wird oder stirbt, bricht es einem wahrlich das Herz. Umgekehrt bangt man bei jedem neuen waghalsigen Plan um die Überlebenden. Auf emotionaler Ebene weiß „Daylight“ somit bestens zu funktionieren. Mein persönliches Highlight des Streifens ist die fesselnd eingefangene Szene, in welcher Stallone bei geringem Zeitfenster durch vier Ventilatoren klettern muss, um überhaupt zu den Eingesperrten zu gelangen. Ein ereignisreiches Drehbuch sei Dank ist dies erst der Beginn einer episodenhaften Geschichte, welche Kit und die zu Rettenden immer wieder mit neuen Problemen auf die Probe stellt.

Viel mehr gibt es nicht zu sagen. Dank des Mitfieberns mit der Gruppe, der Sympathie zum Schauspieler Stallone und seiner Rolle Kit, sowie einem glaubwürdig zurechtgemachten Handlungsort weiß „Daylight“ auf emotionaler Ebene trotz seiner verzeihbaren Defizite gut genug zu funktionieren, um sich von ihm unterhalten lassen zu können. Entspannt dürfte niemand das aufregende Geschehen verfolgen. Aufregend genug um Rob Cohens Werk eine Liga weiter nach oben zu verfrachten ist der Film jedoch auch nicht ausgefallen, dafür fehlt es dann doch an echten Wagnissen und Innovationen im Drehbuch, welches zwar immer wieder recht interessante Momente kreiert, auf den Gesamtfilm gesehen aber lediglich den üblichen Ablauf abgrast.  OFDb

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