„D-Tox“ hätte unter anderer Umsetzung und dem Setzen anderer Schwerpunkte ein toller Thriller werden können. Wir haben Stallone besetzt in einer tragischen, helfenden und handelnden Rolle, wir haben die Geschichte um einen Psychokiller und einer Gruppe Menschen, die durch dessen Taten immer kleiner wird, wir haben einen abseits gelegenen Handlungsort mitten im Schnee und eine Gruppe von schlecht gelaunten, ehemals harten Kerlen, die schwere Probleme mit sich herumschleppen. Doch mag die neugierig machende Geschichte auch wie „ein Stallone-Film trifft auf Agatha Christie“ klingen, so ist die Dezimierung der kleinen Gruppe leider weniger im Stile eines „10 kleine Negerlein“ angelegt, als viel mehr mit Versatzstücken eines Slashers aus dem Horrorbereich versehen, wenn auch nie wirklich einer werdend. Zumindest erklärt dieser Umstand warum „Ich weiß was Du letzten Sommer getan hast“-Regisseur Jim Gillespie den Auftrag bekam besagten Stoff umzusetzen.
Nur leider verfügt dieser über kein nennenswertes Talent, was der drei Jahre nach dem hier besprochenen Film erschienene „Venom - Biss der Teufelsschlangen“ noch deutlicher beweist als besagter Slasher oder eben „D-Tox“, der sich nie ganz entscheiden kann, ob er nun ein typischer Stallone-Film sein will, ein Slasher oder ein Thriller im Stile eines „Sieben“ oder „Das Schweigen der Lämmer“. Das zeigt, dass auch das Drehbuch Grund für die schwächliche Umsetzung des fertigen Produktes ist und somit nicht einzig Gillespie das Projekt in den Sand setzte. Das kann ohnehin nicht sein, ist „D-Tox“ doch das Paradebeispiel vieler negativer Einflüsse, die nicht förderlich für ein akzeptables Ergebnis sind.
Die Verantwortlichen für die Besetzung haben ebensolch maue Arbeit geleistet, wie erstaunlicher Weise Sylvester Stallone selbst, dessen Gesicht 9 Jahre nach „Cliffhanger“ wohl noch einige Botoxbehandlungen mehr hinter sich zu haben scheint, denn rein mimisch will da nur noch wenig funktionieren. In den traurigen Szenen überzeugt Stallone noch immer, ansonsten schreitet er mit eingefrorener Mimik durch einen Film, der ihm ziemlich egal zu sein scheint. Im letzten Drittel hilft ein Drei-Tage-Bart ihm dabei etwas charismatischer herüberzukommen, so gut wie in vielen anderen Filmen wirkt er hier leider aber gar nicht mehr.
Letztendlich ist das aber auch egal, denn in „D-Tox - Im Auge der Angst“ steckt der Wurm drin. Allein die Laufzeit macht ihm einen Strich durch die Rechnung, benötigt die Geschichte doch eine Figurennähe aller an der Therapie beteiligten Personen, und das lässt bei durchschnittlicher Laufzeit allein schon die viel zu langgezogene Anfangsphase nicht zu, die man locker um 2/3 hätte streichen können, bei dem geringen Grundlagenwert, den sie für die darauf aufbauende Geschichte bieten muss. Dass der eigentliche Hauptpart sich nie ganz rund anfühlt, liegt aber nicht nur an der Gleichgültigkeit des Zuschauers den Charakteren gegenüber, auch werden Situationen oft zu sprunghaft angegangen, obwohl eine sensible Annäherung zum Einfühlen oder Begreifen wichtig gewesen wäre.
Das macht ohnehin das Gesamtproblem der Geschichte aus: sie guckt sich zu theoretisch. Stets versteht man was gemeint ist und was der Film gerade im Zuschauer entfachen soll. Aber dies passiert nicht, zumal die Einzelzutaten aus jeweils verschiedenen besseren Filmen zusammengeklaut wurden und im undurchdachten Vermengen kein sinniges Gesamtes ergeben. Inmitten dieser Schwachpunkte macht es schon fast nichts mehr aus, dass man den Killer bereits längst bei der Figurenvorstellung erraten hat, gibt es in der präsentierten Gruppe doch nur eine Person, die nach Ami-Film-Regeln in Frage käme der Killer zu sein, und dessen Darsteller weiß als Bösewicht zudem so gar nicht zu überzeugen, was in dieser Baustelle an Film, die durch etliche Unglaubwürdigkeiten und Logikbrüche zusätzlich geschwächt wird, auch nichts mehr zu zerstören weiß.
Als theoretischer Durchschnitt funktioniert „Eye See You“ (Alternativtitel) erstaunlicher Weise trotzdem noch halbwegs, wird er doch nie langweilig und besitzt er doch trotz alledem einen passablen Rest-Spannungsbogen. Das liegt u.a. daran, dass die Ausgangsidee in dieser tristen Umgebung, unter diesen tristen Umständen es mit einem Psychokiller zu tun zu haben, eigentlich eine recht berauchbare ist, auch wenn „The Outpost“ (Alternativtitel) dies kaum erkennen lässt, so unlogisch und fast schon lustlos wie er sie uns präsentiert. Ich habe schon wesentlich schlechtere Werke gesichtet, „Im Auge der Angst“ (Alternativtitel) kann bei einem geduldigen, bescheidenen oder bescheuerten Publikum durchaus routiniert funktionieren. Bei all den geglückten Stallone-Filmen auf dieser Welt greife ich in Zukunft aber trotzdem lieber zu diesen. OFDb
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