„Nightmare 2 - Die Rache“ wird von vielen Freunden der Reihe nicht sonderlich gemocht, geht er doch eigene Wege „Nightmare - Mörderische Träume“ weiterzuerzählen, anstatt, wie ab Teil 3 nach dem Misserfolg der ersten Fortsetzung angefangen, inhaltlich dort anzusetzen wo auch Teil 1 zu Hause war. Aus der fantasiereichen Alptraum-Killer-Geschichte wird ein Plot um vorausahnende Träume in einem Mix aus Geister-Horror und Besessenen-Thematik. Und mag dies Teil 1 auch tatsächlich nur inhaltlich gestreift fortsetzen, so ist das Ergebnis doch trotzdem ein sehenswertes, vorausgesetzt man kann sich auf etwas anderes einstellen als erwartet.
Nicht dass „A Nightmare on Elm Street 2 - Freddy‘s Revenge“ (Originaltitel) einen Innovationspreis verdienen könnte, an sich ist die Geschichte tatsächlich eine recht routinierte innerhalb des Horror-Genres, aber seine Umsetzung weiß in ihrer konsequent ernst gehaltenen Art eingebettet in einer dauerhaft bedrohlichen Atmosphäre und angereichert mit einem guten Schuss Teenager-Identifikations-Dramatik zu gefallen. Wieder sichtet man Freddy nur gelegentlich, wieder darf er der düstere Boogeyman sein, und wieder ist es Englunds alberner Performance zu verdanken, dass Krueger nur selten gruselig wirkt, und selbst dann nie so stark wie seine Wirkung mit einem anderen Schauspieler hätte sein können. Zudem ist es erneut die Konsequenz mit welcher die Geschehnisse erzählt werden, die den Streifen zu einem solch gutem Ergebnis verhelfen.
Hilfreich kommt hinzu, dass die zentralen Schauspieler alle glaubwürdig als Außenseiter besetzt wurden. Warum man Jesse trotzdem stets sexy in Szene setzt? Es klingt widersprüchlich, aber es liegt daran, dass Teil 2 auf analytischer Ebene ein äußerst biederer Film ist, der die Figur des Freddy Krueger als Symbol für fehlgeleitete sexuelle Neigungen nutzt, die es zu bekämpfen gilt. Allerlei Symbolik, manches mal auch ganz offen gezeigte Verweise, wie der Aufenthalt in einer Schwulenbar, machen deutlich dass Jesse homosexuelle Tendenzen aufzeigt, die wie ein Freddy-Geschwür in ihm wachsen, bis es schließlich an der weiblichen Hauptrolle liegt, ihn wieder auf die heterosexuelle Seite zu ziehen.
Gerne wird „Nightmare 2“ bei den wenigen, welche die homosexuellen Tendenzen bemerken, als schwulenfreundlicher Plot missverstanden, aber was da versteckt in zweiter Reihe erzählt wird ist eigentlich genau das Gegenteil. Und da Freddy Krueger letztendlich für die wachsende schwule Lust steht, kommt man nicht umhin zusätzlich die Warnung hineinzudeuten, dass aus einer harmlos scheinenden Pervertierung etwas Schädliches wachsen kann. Immerhin ist Krueger ein Kinderschänder. Was manch einer für ein Synonym für unterdrückte Sexualität hält, ist in meinen Augen ein Anti-Schwulen-Appell und damit leider etwas Fragwürdiges in unserer diesbezüglich aufgeklärten Zeit.
Dennoch ändert dies nichts daran, dass die eigentliche vordergründige Geschichte toll erzählt ist. Auch sie sprüht vor einfallsreichen, mitunter sogar schrägen, Einfällen (welche meist jedoch keine so gekonnten Spezialeffekte beschert bekommen haben wie der erste Teil), auch wenn er sich aufgrund der eingeschränkteren Geschichte nicht derart austoben kann wie viele andere Teile der Reihe. „Nightmare 2“ mag biederer und konservativer ausgefallen sein - und dies nicht nur auf analytischer Ebene, sondern auch rein von seiner Horrorgeschichte her - aber er weiß in seiner Art sich keinem Fan-Publikum anbiedern zu wollen und in seinem Mut die Geschichte in eine andere Richtung zu lenken, zu gefallen. OFDb
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen