Ein wenig hat mich „Stonehearst Asylum“ an „Shutter Island“ erinnert, sind doch beide Filme professionell abgefilmt und hervorragend besetzt, lässt ihre eigentliche Geschichte aber, trotz interessantem Aufhänger, doch eigentlich zu wünschen übrig. Während man im Vergleichsfilm in die wahren Geschehnisse schneller eingeweiht war, als es dem Autor lieb gewesen ist, herrscht hier auf freiwillige Art eine ähnliche Situation. Denn wer glaubt der auf einem Werk von Edgar Allen Poe erzählte Film spiele mit der Frage, ob Wahnsinnige im Keller nur behaupten Ärzte zu sein, oder ob es sich bei den Eingesperrten wirklich um die Belegschaft des Sanatoriums handelt, der wird, so wie ich, überrascht sein, dass es von Anfang an diesbezüglich keine Zweifel gibt. Die Menschen im Keller sind die tatsächlichen Angestellten und Leiter der Klinik.
Das enttäuscht zwar, weckt gleichzeitig aber das Interesse welchen Zweck die Geschichte verfolgt, wenn sie doch von Anfang an mit offenen Karten spielt. Und tatsächlich wird ein interessanter Zusatzaspekt der grundlegenden Geschichte hinzugefügt, welcher Gut und Böse ein wenig zu vermischen vermag, besitzt der betrügerische, angebliche Leiter der Klinik doch wesentlich mehr Empathie den Patienten gegenüber, als der echte, eingesperrte Chefarzt, der mit den damals üblichen, bestialischen Methoden versuchte Geisteskranke zu heilen. Das beeinflusst die Vorhersehbarkeit der Reststory jedoch nur bedingt, so dass selbst dieser Aufhänger das Ruder nicht wirklich herumzureißen weiß aus Brad Andersons Film doch noch ein sehenswertes Werk zu machen. Zudem fußt auch diese Erweiterung auf der ewigen Gut- Bösetrennung amerikanischer Werke, eine Unterteilung mit der ich als Freund von Graustufen in einem bodenständigen Stoff nichts anzufangen weiß.
Es ist nicht so, dass „Eliza Graves“ (Originaltitel) keinen Blick wert wäre, er ist toll gespielt, imposant dekoriert und inhaltlich auch halbwegs interessant. Er ist nur leider weder spannend, noch dramatisch genug ausgefallen, als dass sich aus diesen wundervollen Zutaten etwas Gehaltvolles entwickeln würde. „Stonehearst Asylum - Diese Mauern wirst du nie verlassen“ plätschert eher sanft vor sich hin, ist nett zu schauen, aber ohne wahre Höhepunkte versehen, und ein unnötiger Schlusstwist, der alles zuvor Geglaubte auf ein weiteres umstößt, wirkt so unnötig wie konstruiert, bereichert das fertige Werk somit also auf keinen Fall.
Im Gegenzug dazu dürfen zumindest die alteingesessenen Starmimen Michael Caine und Ben Kingsley auf ein weiteres beweisen, was sie schauspielerisch drauf haben, spielen sie ihren jeweiligen Part doch keineswegs lustlos mit halber Backe herunter. Beide knien sich derart in ihre Rollen hinein, als ginge es um einen gnadenlos großartigen Film, und genau diesem Engagement ist es hauptsächlich zu verdanken, dass der Streifen trotz Vorhersehbarkeit, dem Ignorieren interessanter Chancen und dem zu häufigen Streifen von Klischees (insbesondere in der Schwarz/Weiß-Zeichnung von Gut und Böse) ein Film geworden ist, den man durchaus an einem regnerischen Tag schauen kann als kleinen Film für zwischendurch. Wer aufgrund der Story, des Autors und der Starbesetzung mehr erhofft, wird vom übermäßig vorhandenem Mainstream jedoch gnadenlos erschlagen. OFDb
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